31.08.23

Brasilien: Steuerreform verabschiedet

Die Abgeordnetenkammer Brasiliens hat nach Berichten der Bundesinvestitionsagentur GTAI die weitreichendste Steuerreform seit den 1960er Jahren verabschiedet. Die Änderungen werden signifikante Auswirkungen auf die im Land tätigen Firmen haben. Elementare Bestandteile der Reform sind die Erleichterung der Steuerzahlung, die Einführung der Umsatzsteuer und die Abschaffung mehrerer Konsumsteuern.
Am 7. Juli 2023 wurde in der Abgeordnetenkammer (Câmara dos Deputados) der Vorschlag zur Verfassungsänderung (PEC 45/19) angenommen, der das Steuersystem in Brasilien grundlegend verändert. Der Diskurs über eine Reform des Steuersystem in Brasilien fing Mitte der 1990er Jahre an.
Das aktuelle Steuersystem Brasiliens zeichnet sich durch eine komplexe Aufteilung der Steuerkompetenzen, übermäßige Bürokratie, eine hohe Anzahl von Steuern und eine hohe Konsumbesteuerung. Neben anderen Eigenschaften macht dies das Steuersystem Brasiliens zu einem der kompliziertesten der Welt. In der aktuellen Rangliste des Doing-Business-Berichts der Weltbank wird die Föderative Republik auf Platz 184 von 190 untersuchten Ländern angeführt, wenn es um das Thema "Steuern zahlen" geht. Im Schnitte verbringen Unternehmen in Brasilien 1.500 Stunden pro Jahr mit der Erfüllung ihrer Steuerpflichten. In den OECD-Ländern liegt der zeitliche Aufwand im Mittel bei 159 Stunden. Verzögerungen, falsche Zahlungen und Unklarheiten im brasilianischen Steuerrecht führen zu Geldstrafen und Gerichtsverfahren, die sich jahrelang hinziehen.
Die Reform des Steuersystems erleichtert die Erhebung und Einziehung von Konsumsteuern. Ziel ist es, die Struktur des Steuersystems zu zentralisieren, um die Steuerzahlung zu vereinfachen. Um dies zu erreichen werden einige Steuern (PIS, COFINS, IPI, ICMS und ISS) abgeschafft, und an ihrer Stelle wird eine Umsatzsteuer (Imposto sobre Valor Agregado - IVA) eingeführt, die bereits in 174 Ländern der Welt existiert. Laut Planung soll auf alle Waren und Dienstleistungen der gleiche Steuersatz angewendet werden. Als Vereinfachungsmaßnahme werden außerdem Steuerbefreiungen auf Landes- und Gemeindeebene ausgeschlossen. Diese Maßnahme hat zum Ziel, den so genannten Steuerkrieg (Guerra Fiscal) zu beenden. Hierbei handelt es sich um einen Konkurrenzkampf zwischen föderalen Einheiten, um Unternehmen durch Steueranreize zu gewinnen (Quelle: GTAI).

Nährere Informationen zum Thema finden Sie auf den Seiten der Germany Trade and Invest (GTAI).