Rumänien

Löhne und Gehälter

Allgemeines zum Arbeitsmarkt

Rumänien ist für Investoren weiterhin ein attraktiver Standort, trotz steigender Lohnkosten.
Der Wettbewerb um gut ausgebildetes Personal nimmt in Rumänien weiter zu. Die meisten Unternehmen suchen Personal im Bereit IT und Dienstleistungen. Einige Arbeitgeber bemühen sich um die Integration der Menschen aus der Ukraine in die Betriebe.
Um dem steigenden Fachkräftemangel und der Abwanderung junger talentierter Rumänen entgegenzuwirken, haben einige Firmen mit Unterstützung der AHK Rumänien, einigen deutschen Wirtschaftsklubs und dem rumänischen Bildungsministerium Berufsschulen nach deutschem Muster gegründet oder bilden ihre rumänischen Mitarbeiter/innen in Deutschland aus. Zu den Stärken der Rumänen gehören gute Fremdsprachenkenntnisse u. a. Deutsch. Es gibt viele komplette Studiengänge in deutscher Sprache (u. a. in Bukarest, Cluj-Napoca, Sibiu, Timisoara).
Die offizielle Arbeitslosenquote lag 2022 bei 5,6 %. Die Arbeitslosigkeit verläuft jedoch regional sehr unterschiedlich.
Die höchsten Arbeitslosenquoten verzeichnen die folgenden Kreise:
  • Vaslui 8,7 %
  • Teleorman 8,6 %
  • Dolj 7,6 %
  • Mehedinti 7,0 %
Die geringsten Arbeitslosenquoten haben die Kreise:
  • Timis 0,8 %
  • Bukarest 1,0 %
  • Cluj 1,3 %
  • Arad  1,1 %
Quelle: Rumänisches Amt für Statistik, AHK Rumänien

In einigen Regionen Rumäniens führte der anhaltende Wirtschaftsboom in der Vergangenheit zu massiven Engpässen im Bereich der verfügbaren Arbeitskräfte. Zu den Regionen mit besonders niedriger Arbeitslosigkeit bei Knappheit an Fachkräften zählen die Hauptstadt Bukarest sowie die Kreise Timisoara, Sibiu und Cluj-Napoca. Die knappen Personalressourcen erwiesen sich für die Regionen als ernsthaftes Investitionshemmnis, da investitionswillige Unternehmen keine Arbeitskräfte mehr fanden. Zudem lag das Lohnniveau in einigen Teilen deutlich über dem Landesdurchschnitt. Bei Investitionen in der näheren Umgebung der Kreishauptstädte muss nicht selten auf das Arbeitskräftepotenzial des ländlichen Bereichs (40% Rumänen leben noch auf dem Land) zugegriffen werden. Dafür setzten viele Unternehmen eigene Busverkehre ein.

Arbeitsrecht in Kürze

Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt in Rumänien 40 Stunden. Die maximale Arbeitszeit beträgt 192 Stunden im Monat, inklusive Überstunden. Gleitzeit und Teilzeitarbeit sind nach Gesetz möglich. In bestimmten Branchen wie Bauindustrie, Forstindustrie, Landwirtschaft usw., können aufgrund von speziellen Gesetzesbestimmungen abweichende Arbeitszeiten vereinbart werden. Als Nachtarbeitszeit gilt die Arbeit zwischen 22:00 Uhr abends und 6:00 Uhr morgens. Bei mindestens drei Stunden Nachtarbeitszeit muss die tägliche Arbeitszeit mit einer Stunde verkürzt oder ein Zuschlag von mindestens 25% des Grundlohns bzw. -gehalts für jede Stunde Nachtarbeitszeit gezahlt werden (Art. 123 ArbGB).
Der gesetzliche Urlaubsanspruch beträgt 20 Arbeitstage, Behinderte und Jugendliche haben einen zusätzlichen Anspruch von mindestens drei Tagen. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall umfasst maximal 17 Tage. Der bezahlte Schwangerschaftsurlaub beträgt 126 Kalendertage, der unbezahlte Erziehungsurlaub beträgt maximal zwei Jahre. In Rumänien gibt es die folgenden Feiertage:
  • 1. und 2. Januar
  • Erster und zweiter Osterfeiertag
  • 1. Mai (Tag der Arbeit)
  • Erster und zweiter Pfingstfeiertag
  • 15. August (Maria Himmelfahrt)
  • 30. November (Tag des Heiligen Andrei)
  • 1. Dezember (Nationalfeiertag)
  • Erster und zweiter Weihnachtsfeiertag
Das gesetzliche Renteneintrittsalter beträgt bei Männern 65 Jahre, bei Frauen 60 Jahre und 9 Monate und wird bis Januar 2030 stufenweise auf 63 Jahre angehoben. (Stand: 01.01.2018)
Der Zuschlag für Mehrarbeit, der bei Überstunden sowie an freien Tagen und an Feiertagen anfällt, beträgt 75 %. Des Weiteren ist festgelegt, dass im Ausland und auf Dienstreise befindliche Arbeitnehmer mindestens die Vergütung erhalten müssen, die Beamten bzw. Angestellten des öffentlichen Dienstes zustehen. Außerdem werden dem Arbeitnehmer zusätzliche Vergütungsbestandteile in Form von Geschenktickets (tichete de cadou) und Krippentickets (tichete de cresa) zugestanden. Die Geschenktickets dürfen jedoch den Gesamtwert von 50 RON/Monat nicht überschreiten. Bei den Krippentickets ist festgelegt, dass der Arbeitnehmer je Kind (bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres) 300 RON/Monat erhält und bei Kinder mit Behinderungen erweitert sich die Regelung um ein weiteres Jahr. Im Falle von Alterspensionierung, des Todes des Arbeitnehmers, sowie der Geburt eines Kindes werden zusätzliche Sonderzahlungen geleistet.
Die Kündigungsfristen in Rumänien sind sehr kurz:
  • Arbeitgeber: 20 Tage
  • Arbeitnehmer: 20 Tage
  • Führungskräfte: 45 Tage

Bruttolohn

Der gesetzliche Bruttomindestlohn beträgt seit 1. Oktober 2023  3.300 Lei/RON (rund 663 Euro). Dabei spielt auch die Anzahl der Belegschaft eine entscheidende Rolle. Sobald die Mitbestimmungspflicht durch die Anzahl der Mitarbeiter erreicht ist, sind die tariflichen Bestimmungen und damit der jeweils im Tarifvertrag vereinbarte Mindestlohn verpflichtend.
Für Unternehmen im Baugewerbe ist ab 1. November 2023 ein Mindestlohn von 4.582 Lei/RON  Brutto/Monat vorgesehen.
Die Löhne und Gehälter schwanken stark, nicht nur in Abhängigkeit von der Position, sondern auch vom Unternehmen, seiner Größe, der Herkunft des Unternehmens (Inland/Ausland) und der Region.
Durchschnittliche Bruttolöhne
(2020 - 2022)
nominal
(Lei/RON)
nominal
(Euro)
reale Veränderung
(in %)
2020
5.396
1.115
3,6
2021
5.800
1.179
7,5
Febr. 2022
6.059
1.225
10,0 *)
*) im Vergleich zum Vorjahresmonat

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne 2022 nach ausgewählten Positionen 1)
Position
in Lei/RON
in Euro
Geschäftsführer/in einer größeren Niederlassung
24.050 - 45.050
4.863 - 9.108
Geschäftsführer/in eines kleinen bis mittleren Unternehmens
14.600 - 31.700
2.951 - 6.409
Vertriebsleiter/in
10.050 - 31.800
2.032 - 6.429
Ingenieur/in
  5.030 - 14.400
1.117 - 2.911
Programmierer/in
  5.039 - 34.000
1.120 - 6.875
Sekretär/in mit Fremdsprachenkenntnissen
  4.000 - 11.500
   808 - 2.325
Buchhalter/in
  5.030 - 12.600
 1.117 - 2.547
Kraftfahrer/in
  3.500 – 12.000
    707 - 2.426

1) die Vergütung kann je nach Unternehmen, Unternehmensgröße, Qualifikation des/der Angestellten und Region stark schwanken
(Quellen: AHK Rumänien, gtai Bonn)

Nettolohn 

Da in Rumänien Löhne und Gehälter oftmals auf "Nettobasis" verhandelt werden, ist eine Ergänzung zu dem Bruttolohnabschnitt sinnvoll.
Der durchschnittliche monatliche Nettolohn lag im Jahr 2022 bei 809 Euro. Die höchsten Nettolöhne wurden im Bereich Information & Kommunikation gezahlt. 
Aufgeteilt nach Kreisen werden die höchsten Nettodurchschnittslöhne in den Regionen Bukarest, Cluj, Timis, Iasi und Sibiu gezahlt, die niedrigsten Nettodurchschnittslöhne werden u.a. in den Regionen Maramures, Suceava, Harghita und Teleorman gezahlt.
Durchschnittliche Nettogehälter nach Branchen, Stand 2022:
  • Information & Kommunikation:  1.760 Euro
  • Finanz- und Versicherungswesen: 1.349 Euro
  • Energie: 1.216 Euro
  • Wissenschaft und Technik: 1.147 Euro
  • Förderindustrie: 1.101 Euro
  • Öffentliche Verwaltung und Verteidigung: 1.087 Euro
  • Gesundheitswesen: 848 Euro
  • Landwirtschaft: 836 Euro
  • Bildungswesen: 816 Euro
  • Verarbeitende Industrie: 784 Euro
  • Transport & Logistik: 781 Euro
  • Bauwesen: 769 Euro
 (Quellen: AHK Rumänien, Nationalinstitut für Statistik)

Im Osten des Landes und in den wirtschaftlich schwächer entwickelten Kreisen liegen die Lohn- und Gehaltsstrukturen im unteren Bereich der oben genannten Intervalle. In größeren Städten und im wirtschaftlich gut entwickelten Westen Rumäniens sollte mit den mittleren bis hohen Werten kalkuliert werden. In der Hauptstadt Bukarest ist das mit Abstand höchste Lohn- und Gehaltsniveau innerhalb Rumäniens. Hier muss unter Umständen je nach Branche und Qualifizierung mit dem zwei bis vierfachen dieser Zahlen gerechnet werden. 
Auch in Wirtschaftszentren wie Timisoara, Cluj, Sibiu oder anderen schnell wachsenden Regionen sind die Löhne und Gehälter vergleichsweise deutlich höher als im Landesdurchschnitt. Zudem ist in diesen Regionen die Arbeitslosigkeit ausgebildeter Fachkräfte gering oder nahezu nicht vorhanden. Daher findet vereinzelt eine Art Wettbewerb um Arbeitskräfte statt, der direkte Auswirkungen auf das Lohnniveau mit sich bringt. Dies gilt insbesondere für gut ausgebildete Fachkräfte im kaufmännischen Bereich oder erfahrene Ingenieure und Facharbeiter. Die Gehälter von Spitzenkräften, Managern und Topingenieuren werden frei verhandelt und können in Einzelfällen durchaus westliches Niveau erreichen. Generell ist die Entlohnung in Unternehmen mit ausländischem Kapital etwa 10 bis 20 % höher als in rumänischen Firmen.

Zusatzleistungen

Prämien, Provisionen, Boni
Neben dem Nettolohn wird von vielen Unternehmen mit einem ergänzenden Prämien-/ Provisionsmodell gearbeitet. Die häufigsten Komponenten sind:
  • Dienstwagen, westlicher Hersteller, gerne Audi.
  • Handy mit Freigesprächen
  • Private Altersvorsorge
  • Private Krankenversicherung
  • Aktienzuteilungen
  • Übernahme von Leasingraten
  • Urlaubsreisen für die Familie
  • Fitnesseinrichtungen oder Mitgliedschaften
  • Wellness-Abos
  • Fortbildungskurse im Ausland
  • Restaurantgutscheine
Ob und in welchem Umfang Unternehmen ihren Mitarbeitern Zusatzleistungen gewähren, hängt meist von verschiedenen Faktoren ab, wie Unternehmensgröße, Westlicher Investor oder Funktion/Stellung im Unternehmen.
Nach wie vor am häufigsten werden Zusatzleistungen aber in entgeltlicher Form in Form von Prämien / Boni angeboten. Unterschiedlich sind die zeitlichen Intervalle, in denen die Zusatzleistungen ausgeschüttet werden. Während manche Unternehmen die Leistungen an den monatlichen Umsatzzahlen ausrichten, schüttet die Mehrzahl der Unternehmen halb- bzw. ganzjährlich aus.

Lohnnebenkosten

Gehälter werden im Rahmen des Bewerbungsprozesses, beispielsweise im Vorstellungsgespräch, sehr viel offener angesprochen und diskutiert als in Deutschland. Die Parteien verhandeln stets Nettogehälter und ab einem gewissen Lohnniveau meist auf Eurobasis. Vertragliche festgehalten und ausgezahlt wird das Gehalt aber in der Landeswährung Lei (RON). Zum 1. Januar 2018 wurden die Arbeitgeberanteile überwiegend auf den Arbeitnehmer übertragen.
Arbeitgeberanteile in % vom Bruttogehalt:
  • Arbeitsversicherung: 2,25 %
  • Sozialversicherung: 4 % bzw. 8 % für besondere bzw. spezielle Arbeitsbedingungen
Arbeitnehmeranteile in %  vom Bruttogehalt     
  • Sozialversicherung: 25 %; davon werden 3,75 % an einen privaten Rentenfonds überwiesen   
  • Krankenversicherung: 10%
Die Lohnsteuer beträgt 10 % und wird nach Abzug der Arbeitnehmer-Sozialversicherungsanteile und des persönlichen Abzugs berechnet. Der persönliche Abzug wird u. a. in Abhängigkeit des Lohn- und Gehaltsniveaus und der Kinderanzahl berechnet.

Arbeitskostenvergleich

Ein Vergleich der durchschnittlichen Arbeitskosten je Stunde zwischen Rumänien, Bulgarien, Polen, Deutschland und der Europäischen Union (Quelle: Statistisches Bundesamt):
Arbeitskosten je geleistete Stunde im Jahr 2022
 Verarbeitendes Gewerbe
 Produzierendes Gewerbe
und Dienstleistungsbereich
 Euro
 Euro
Europäische Union
30,50
30,50
Deutschland
44,00
39,50
Polen
 11,40
 12,50
Rumänien
 8,30
 9,50
Bulgarien
 6,80
 8,20