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Zukunftsregion Pfalz: Dienstleistungen, Digitalisierung und Dynamik

Städte als zentrale Dienstleistungsstandorte der Pfalz

Der tertiäre Wirtschaftssektor stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Pfalz dar, auch wenn sein Anteil an der Wertschöpfung etwas unter dem Bundeswert liegt. Werden jedoch die industriell geprägten Standorte Ludwigshafen und der Landkreis Germersheim ausgeklammert, nähern sich die Anteile dem bundesweiten Wert an. In der Pfalz konzentrieren sich Dienstleistungen vor allem auf die Städte Neustadt, Landau, Pirmasens und Kaiserslautern. Dort sind zahlreiche überregionale staatliche Einrichtungen, Verwaltungsbehörden sowie Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Hochschulen angesiedelt. In diesen Städten erreicht der Dienstleistungssektor daher Anteile zwischen 70 und 80 Prozent. Ähnlich hohe Werte finden sich auch in den Landkreisen Bad Dürkheim, Kaiserslautern und Kusel. Der Dienstleistungssektor hat in den vergangenen Jahrzehnten in der Pfalz kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Während sein Anteil an der Bruttowertschöpfung1) – einschließlich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation – Anfang der 1990er-Jahre noch bei knapp 50 Prozent lag, belief er sich im Jahr 2022 bereits auf 61 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der Industrie an der regionalen Wertschöpfung stetig zurückgegangen.

Wirtschaftliche Bedeutung der einzelnen Dienstleistungsbranchen

Ein genauerer Blick auf die einzelnen Sparten innerhalb des Dienstleistungssektors zeigt deutliche Unterschiede in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. So trägt der Bereich Handel, Verkehr, Lagerei, Gastgewerbe sowie Information und Kommunikation mit rund 8,38 Milliarden Euro etwa 17 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung der Region bei. Der Bereich Finanzdienstleistungen, Versicherungen, unternehmensbezogene Dienstleistungen sowie Grundstücks- und Wohnungswesen erreicht einen Wert von rund 10,2 Milliarden Euro und macht damit rund 21 Prozent aus. Den größten Anteil stellt der Bereich öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit mit etwa 11,1 Milliarden Euro, was knapp 23 Prozent der gesamten Wertschöpfung entspricht.
Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftszweigen in der Pfalz

Bruttowertschöpfung Rheinland-Pfalz nach Wirtschaftszweigen

Arbeitsmarkt im Wandel: Dienstleistungen als Jobmotor

Jahr 2024 waren im Bereich der sonstigen Dienstleistungen3) rund 234.000 Menschen beschäftigt. Damit arbeiten mittlerweile mehr Personen in Dienstleistungsbetrieben als im Produzierenden Gewerbe, das etwa 155.000 Arbeitnehmer zählt. Innerhalb des Dienstleistungssektors stechen besonders die unternehmensnahen Dienstleistungen hervor, in denen rund 78.000 Beschäftigte2) tätig sind. Dazu zählen vor allem Unternehmen aus der EDV und Softwarebranche, dem Makler- und Vermittlungswesen, der Werbewirtschaft sowie aus den freien Berufen. Diese Bereiche zeichnen sich durch eine hohe Dynamik aus und verzeichnen seit Jahren einen kontinuierlichen Zuwachs an Arbeitsplätzen.
Sozialversicherungpflichtig Beschäftigte nach ausgewählten Wirtschaftsabschnitten.

Geografische Lage als Wirtschaftsvorteil

Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung des Sektors für den regionalen Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsstruktur insgesamt. Gleichzeitig spielt auch die geografische Lage der Pfalz eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Dynamik der Region: Die Pfalz profitiert wirtschaftlich in besonderem Maße von ihrer zentralen Lage in Mitteleuropa sowie von der Nähe zum Rhein, der bedeutendsten Binnenwasserstraße Europas. Aufgrund der gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur mit einem dichten Autobahnnetz und der schnellen Anbindung an den internationalen Flughafen Frankfurt haben sich in den letzten Jahren zahlreiche große Logistikunternehmen namhafter Hersteller und Handelskonzerne in der Rheinebene angesiedelt. Zu diesen zählen unter anderem die Logistikzentren der Amazon Frankenthal GmbH und Amazon Kaiserslautern GmbH, das Mercedes-Benz Global Logistics Center in Germersheim, der zweitgrößte Logistikstandort der Michelin Reifenwerke in Landau sowie das Zentrallager der METRO LOGISTICS und das ALDI SÜD Zentrallager der ALDI SE & Co. KG in Kirchheim bei Grünstadt. In diesem Zusammenhang sind auch das Depot der AAFES (Army & Air Force Exchange Services) in Grünstadt sowie das US-Depot in Germersheim zu nennen, die US-Soldaten und ihre Familien in Deutschland und Europa mit verschiedensten Gütern des täglichen Bedarfs versorgen.
Neben dem Straßenverkehr kommt auch dem Schienenverkehr und vor allem der Binnenschifffahrt eine wichtige Rolle zu. Die Rheinhäfen Ludwigshafen, Germersheim und Wörth, betrieben von der Häfen Rheinland-Pfalz GmbH sowie DP World Intermodal GmbH und der Contargo GmbH & Co. KG machen gemeinsam rund 38 Prozent des Gesamtumschlags aller rheinland-pfälzischen Häfen aus, die insgesamt etwa 18,7 Millionen Tonnen jährlich bewegen4).
Güterumschlag der Rheinhäfen 2024 in 1.000 t

Wissenschaft und Forschung als Triebfedern für Innovation

Neben der leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur sind Wissenschaft und Forschung, zentrale Treiber der regionalen Entwicklung. Als Teil der MINT-Region Westpfalz hat sich die Technische Universität Kaiserslautern zu einem wichtigen Impulsgeber für den wirtschaftlichen Fortschritt der Region etabliert. Durch die Ausbildung qualifizierten akademischen Nachwuchses und den intensiven Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft spielt sie eine zentrale Rolle im regionalen Innovationsgeschehen. Der PRE-Park (PRE GmbH) in Kaiserslautern ist Standort zahlreicher Organisationen und Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie, darunter das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM, die 4S IT-Solutions AG (ehemals SWA Software Akademie AG), Bison Deutschland GmbH, die zur Proalpha GmbH in Weilerbach gehörenden Insiders Technologies GmbH und die Empolis Gruppe. Besonders hervorzuheben ist das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das in Kaiserslautern seinen Hauptsitz hat. Dieses Innovationsumfeld eröffnet der Region langfristige Wachstumsperspektiven.

Die Rolle der US-Streitkräfte in der wirtschaftlichen Entwicklung

Von besonderer Bedeutung für die Westpfalz sind auch die US-Streitkräfte. Die Kaiserslautern Military Community (KMC) umfasst unter anderem die US Air Base Ramstein, mehrere Kasernen in Kaiserslautern, ein Munitionsdepot in Bruchmühlbach-Miesau sowie das Landstuhl Regional Medical Center, das mit rund 3.000 Beschäftigten und 350 Betten5) das größte Militärkrankenhaus außerhalb der USA darstellt. Der Neubau des Krankenhauses in Weilerbach soll bis 2027 abgeschlossen sein; mit einer Inbetriebnahme wird aufgrund der logistischen Herausforderungen im Jahr 2029 gerechnet. Dabei hat die Präsenz der US-Truppen in der Pfalz einen spürbaren positiven Effekt auf die Bruttowertschöpfung, insbesondere durch direkte und indirekte Ausgaben, Bauinvestitionen, Beschäftigung und Konsum.
Neben der bedeutenden Präsenz des Universitätsstandortes Kaiserslautern sowie der US-Streitkräfte in der Westpfalz zeigt sich die wirtschaftliche Stärke der Region auch im südlichen Teil der Pfalz, wo sich ebenfalls erfolgreiche Dienstleistungsunternehmen angesiedelt haben. Dazu zählen unter anderem die INP Deutschland GmbH, eine Ingenieurgesellschaft mit Sitz in Römerberg, das international führende Unternehmen im Kraftwerks- und Großanlagenbau zu seinen Kunden zählt, sowie die ITK Engineering GmbH in Rülzheim, ein weltweit tätiges Technologieunternehmen im Bereich Softwareentwicklung.

Tourismus: Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Region

Darüber hinaus hat sich die Pfalz in den vergangenen Jahrzehnten zu einem attraktiven Reiseziel entwickelt – als Weinregion in Verbindung mit dem Erholungsgebiet Pfälzer Wald und zahlreichen kulturhistorischen Denkmälern. Der Tourismus stellt heute einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor dar, insbesondere für kleinere Dörfer und Gemeinden. Im Jahr 2024 wurden rund 1,9 Millionen Gäste aus dem In- und Ausland sowie etwa 4,5 Millionen Übernachtungen6) verzeichnet. Die Branche erwirtschaftete in der gesamten Pfalz – von der Deutschen Weinstraße über den Pfälzerwald bis hin zu den westlichen Grenzlagen der Pfalz – jährlich rund 2,2 Milliarden Euro Bruttoumsatz. Daraus resultieren über 200 Millionen Euro an Steuereinnahmen für Bund, Länder und Kommunen. Zudem sichert der Tourismus in der Region rund 37.000 Vollzeitarbeitsplätze – direkt und indirekt im Gastgewerbe, im Einzelhandel, im Dienstleistungssektor sowie in weiteren tourismusnahen Branchen. Damit zählt der Tourismus zu den tragenden Säulen der pfälzischen Wirtschaft – mit Wirkung weit über die klassischen Tourismusbereiche hinaus7).
Gästeankünfte nach Herkunft in %.
Gästeübernachtungen nach Herkunft in %.

Gastronomie und Kultur: Pfalz als kulinarisches Highlight

Neben den landschaftlichen Reizen und kulturellen Sehenswürdigkeiten trägt auch das vielfältige gastronomische Angebot maßgeblich zur touristischen Attraktivität der Pfalz bei. Dabei reicht das Angebot von rustikalen Waldhütten – 2023 als UNESCO-Immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet – und traditionellen Straußwirtschaften über gemütliche Weinstuben bis hin zu hochklassigen Gourmetrestaurants. Mit den Zwei-Sterne-Restaurants L.A. Jordan in Deidesheim und Intense in Wachenheim an der Weinstraße sowie sieben weiteren vom Guide Michelin ausgezeichneten Ein-Sterne-Restaurants bietet die Pfalz ein breites kulinarisches Angebot auf Spitzenniveau8).
Ergänzt wird das touristische Profil der Region durch familienfreundliche Freizeitangebote, die über die klassische Genuss- und Kulturlandschaft hinausreichen. Zu den touristischen Highlights zählt das „Plopsaland Deutschland“ in Haßloch, einer der bedeutendsten Freizeitparks in Rheinland-Pfalz. Ursprünglich 1971 als Märchenpark eröffnet und später in Holiday Park umbenannt, wurde der Park im Laufe der Jahre kontinuierlich erweitert und gehört seit 2010 zur belgischen Plopsa-Gruppe. Mit rund 38 Attraktionen auf etwa 40 Hektar zieht er jährlich zwischen 660.000 und 800.000 Besucher an9).
Stand: November 2025
1) Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1992 und 1994 bis 2022. Reihe 2, Kreisergebnisse Band 1, eigene Berechnungen
2) Statistische Ämter des Bundes und der Länder (wwww.regionalstatisik.de, Datenlizenz Deutschland - Version 2.0), eigene Berechnungen
3) ohne Handel, Gastgewerbe und Verkehr
4) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
5) Bericht SWR Aktuell RLP
6) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Statistische Berichte / G / IV / Jährlich Gäste und Übernachtungen im Tourismus. Bad Ems, ISSN: 1430-5119; 2025
7) Tourismus bringt Pfalz in Bewegung, Christiane Lawrence, Pfalz Touristik e.V.
8) 2025 MICHELIN Guide (Juni 2025)
9)Wikipedia-Eintrag: Plopsaland Deutschland