IHK-Konjunkturberichte

Zur kurzfristigen Ermittlung von konjunkturellen Trends führt die IHK Pfalz dreimal jährlich eine Umfrage über Lage und Erwartungen der pfälzischen Wirtschaft durch. Neben einem eigenen Pfalz-Konjunkturbericht zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst, gehen die Ergebnisse dieser Umfragen in den Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern, in das Herbstgutachten des Sachverständigenrates und in die Konjunkturberichte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ein. In die Umfrage werden regelmäßig rund 1.300 pfälzische Firmen aus den Bereichen Industrie, Einzel- und Großhandel, Gastgewerbe sowie aus dem Dienstleistungssektor einbezogen. Den Bericht finden Sie als pdf-Dokument unter weitere Informationen.

Allgemeine Wirtschaftslage Herbst 2025

Alles wie gehabt? Alles wie gehabt.
Kein Aufatmen, nur Durchatmen und Weitermachen. Die Lage ist trüb, die Stimmung im Keller. Die Unternehmen warten immer noch auf durchgreifende wirtschaftspolitische Impulse von innen. Gefragt sind - wie schon so oft formuliert und eingefordert - mutige binnenpolitische und wirtschaftliche Weichenstellungen zur Modernisierung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die staatlichen Ausgabenprogramme im Zuge des ausgerufenen „Herbst der Reformen“ können zwar kurzfristig die Lage stabilisieren, aber in ihrer aktuellen Ausgestaltung allenfalls ein kleines Strohfeuer entfachen. Die grundlegenden Strukturprobleme des Standorts Deutschland und die Wettbewerbsprobleme der Wirtschaft werden sie nicht lösen.

Dabei hatte die neue Bundesregierung alle Chancen, es besser zu machen als ihre Vorgängerregierung. Sie hat jedoch bis jetzt die wertvolle Gelegenheit auf einen Neuanfang vertan. Von dieser Einschätzung zeugen auch die bedeutendsten Risiken, die die Unternehmen derzeit für ihre Geschäftstätigkeit ausmachen. Abseits der unberechenbaren Wirtschaftspolitik der USA, sind es allen voran die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im eigenen Land und die Binnennachfrage, die die größten Sorgen bereiten. Sie werden von über 60 Prozent der befragten Unternehmen als Hauptrisikofaktoren für ihre eigene Geschäftstätigkeit benannt – noch vor den Energie- und Rohstoffpreisen, Arbeitskosten und Fachkräftemangel. All dies sind ebenfalls Themen und Probleme, die zwar derzeit etwas an Dringlichkeit verlieren, die aber den Unternehmen bereits seit Jahren auf den Nägeln brennen.

Grundstimmung und geschäftliche Perspektiven der Unternehmen bleiben gedämpft, wenn nicht gar mutlos. Demnach gibt es auch vom Geschäftsklimaindex wenig Neues zu berichten: Er verharrt im Herbst bei 86 Punkten – nach 85 Punkten im Sommer - und vollzieht damit eine Seitwärtsbewegung, die Stillstand signalisiert. Selbst den Dienstleistungsunternehmen gelingt nicht der Sprung über die Wachstumsmarke von 100 Punkten: Sie stehen im Herbst 2025 unverändert bei 98 Punkten. Auch allen anderen Branchen bleibt dieser Schritt verwehrt. Ganz im Gegenteil: Die Unternehmen aus der Industrie rutschen zum Herbst hin sogar von 88 auf 84 Punkte ab. Zugleich bewegt sich der Index für das Gastgewerbe nur in Trippelschritten aufwärts, so dass er nunmehr bei 86 Punkten liegt. Und der Handel profitiert zwar von einem zaghaften Anstieg der Kauflust, markiert allerdings nach desolaten 63 Punkten im Sommer heute bei 76 Punkten – und damit immer noch weit entfernt von der Aussicht auf Erholung.

Ist die wirtschaftliche Talsohle endlich durchschritten?! Immerhin erzielen die Indizes – als geometrisches Mittel aus aktueller Geschäftslage und wirtschaftlicher Aussichten – in fast allen Branchen konstante oder (leicht) höhere Werte als noch zu Jahresanfang…Nein, leider nicht, von Entwarnung keine Spur. Bei den Meldungen der Unternehmen zeichnet sich keine Trendwende ab: Konjunkturelle Erholung und Aufschwung lassen weiter auf sich warten. Ein kleiner Trost: Zumindest für die beiden nächsten Jahre machen die Prognosen verschiedener Forschungsinstitute Hoffnung auf wirtschaftliche Impulse und die Chance für die Unternehmen, sich langsam aus dem Konjunkturtief herauszuarbeiten – nicht zuletzt auch durch das geplante Investitionspaket der Bundesregierung. Aber ohne grundlegende Strukturreformen wird langfristiges und selbsttragendes Wachstum so nicht funktionieren. Also nur ein schwacher Trost. Es ist an der Zeit, entschlossen zu handeln, um Deutschlands Sozial- und Wirtschaftssysteme zukunftsfähig zu gestalten.
Aktuelle Ergänzung, Stand 9.10.2025: Die Unternehmen warten immer noch auf durchgreifende wirtschaftspolitische Impulse - die das vom Koalitionsausschuss just verabschiedetete Reformpaket liefern könnte. Voraussetzung wäre, dass dieses auch zügig im Gesetzgebungsverfahren von Bundestag und Bundesrat beschlossen wird.
Legende: I = Jahresbeginn, II = Frühsommer, III = Herbst

Branchen

Industrie

Das aktuelle Geschäftsklima wird schwächer bewertet als noch im Sommer: So hat sich zwar der Anteil an Positivstimmen leicht von 15% auf 17% erhöht, aber gleichzeitig klagen heute deutlich mehr Betriebe als bisher über eine schlechte geschäftliche Situation (von 28% auf 38%). Für die nächsten zwölf Monate rechnet die Mehrheit der Industriebetriebe (57%) mit einer Fortsetzung des derzeitigen Trends und rund 27% befürchten dämpfende Einflüsse. Vom Auslandsgeschäft sind weiterhin kaum Impulse zu erwarten: Nur 10% der Exportbetriebe rechnen mit einer positiven Exportentwicklung und 44% gehen von einem schwächeren Verlauf in den kommenden zwölf Monaten aus. Die Investitionsbereitschaft bleibt gering ausgeprägt: Gut ein Fünftel plant höhere Ausgaben – hauptsächlich zur Ersatzbeschaffung und zu Rationalisierungszwecken – und 37% ganz im Gegenteil eine Kürzung ihres Investitionsetats. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt auch in den nächsten Monaten angespannt: Unverändert 6% der Industriebetriebe planen Neueinstellungen und knapp ein Viertel wird um einen Abbau von Personal nicht herumkommen.

Handel

Die Handelsunternehmen in der Pfalz stufen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation minimal besser ein als noch im Sommer: Demnach bezeichnen zwar lediglich 12% der Händler ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut, aber inzwischen 52% als befriedigend und 36% weiterhin als schwach. Für die nächsten zwölf Monate erwarten die meisten Betriebe keine Besserung ihrer Situation: So rechnen sieben von zehn Betrieben mit einem konstanten Konjunkturtrend und lediglich 3% hoffen auf eine durchgreifende Erholung. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Investitionsabsichten: Nur ein Viertel der Einzel- und Großhändler plant eine Steigerung seiner Investitionsausgaben – hauptsächlich zur Ersatzbeschaffung oder zur Rationalisierung – und 36% hingegen Etatkürzungen. Ähnlich verhalten fallen die Beschäftigungsabsichten aus: Nur sehr wenige Betriebe (5%) denken derzeit über die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze nach und fast ein Drittel über eine Verringerung ihrer Mitarbeiterzahl.

Dienstleistungen

Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor hebt sich weiterhin von den übrigen Wirtschaftsbereichen ab: Knapp die Hälfte der Betriebe bewertet seine aktuelle Geschäftslage als befriedigend und ein Viertel sogar als gut. Auch die geschäftlichen Perspektiven werden günstiger eingeschätzt. Demnach gehen heute zwei Drittel der Dienstleister von einer Fortsetzung des derzeitigen Trends aus und 16% rechnen mit einer wirtschaftlichen Erholung in den nächsten zwölf Monaten. Die Investitionsneigung ist ebenfalls stärker ausgeprägt als in den übrigen Branchen. Knapp ein Viertel plant höhere Ausgaben in den nächsten zwölf Monaten, 47% halten an ihrem Budget fest und drei von zehn Betrieben denken über eine Verringerung ihres Investitionsvolumen nach. Der Arbeitsmarkt bleibt insgesamt stabil: Zwei Drittel der Betriebe melden, dass sie ihren Personalstand konstant halten wollen und 14% bzw. 21% denken über eine Ausweitung bzw. Reduzierung ihrer Belegschaft nach.

Gastgewerbe

Drei von zehn Betrieben aus Hotellerie und Gastronomie klagen nach wie vor über einen schwachen Geschäftsverlauf. Gleichzeitig spricht inzwischen ein Viertel von einem erfreulichen Geschäftsklima und 45% von einem akzeptablen Niveau. Zugleich gehen zwei Drittel der gastgewerblichen Betriebe für die nächsten zwölf Monate von gleichbleibenden geschäftlichen Aussichten aus und knapp 30% befürchten einen Einbruch. Die Investitionstätigkeit bleibt weiter gedrosselt: 38% der Betriebe planen, weniger als bisher zu investieren und nur ein Fünftel denkt über eine Ausweitung seines Investitionsvolumens nach. Die Zahl der Beschäftigten wird weiter sinken: Nur 4% der Betriebe planen in den kommenden Monaten Neueinstellungen und bei einem Drittel stehen hingegen Entlassungen an.


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Stand: Oktober 2025