"Bidding Zone Review" veröffentlicht
Die europäischen Netzbetreiber haben im Auftrag der EU-Kommission die Aufteilung der deutsch-luxemburgischen Strompreiszone in mehrere Zonen analysiert.
Die Studie kommt auf Basis der von der Energieagentur ACER vorgegeben Methodik zu dem Ergebnis, dass eine Aufteilung der deutsch-luxemburgischen Gebotszone in fünf Teilzonen unter den untersuchten Konfigurationen den höchsten monetarisierten Nutzen bringt – rund 339 Millionen Euro für das Zieljahr 2025. Die Netzbetreiber verknüpfen eine Umsetzung jedoch mit wesentlichen Voraussetzungen. Eine Kurzzusammenfassung der DIHK finden Sie hier.
Trotz der vermeintlichen Vorteile einer Aufteilung Deutschlands in viele kleine Strompreiszonen, weisen die Übertragungsnetzbetreiber auch deutlich auf Nachteile für die Wirtschaft hin und kritisieren die von der europäischen Energiebehörde ACER vorgegebenen Methodik.
Sollten sich nun die EU-Mitgliedsstaaten nicht über die Zukunft des Strommarkt-Zuschnitts einigen, will die Kommission bis zum Frühjahr 2026 eine Entscheidung treffen.
Einschätzung der DIHK
Weitere Schwächung im internationalen Wettbewerb
Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks hofft, dass die im Bericht anklingenden Nachteile ernst genommen werden. Denn: "Die von den europäischen Übertragungsnetzbetreibern bevorzugte Teilung der deutsch-luxemburgischen Strompreiszone würde die deutsche Wirtschaft stark belasten", warnt er. "Insbesondere die energieintensive Industrie leidet schon heute unter den hohen Strompreisen und würde dadurch im internationalen Wettbewerb weiter geschwächt."
Grundsätzlich gelte: "Je größer ein Markt, desto stärker der Wettbewerb und desto effizienter die Verteilung. Ein großer Strommarkt erhöht entsprechend die Versorgungssicherheit und senkt die Preise."
Kleinteilige Preiszonen treiben die Kosten
Dercks ist überzeugt: "Eine Aufteilung Europas in zahlreiche kleinteilige Preiszonen hingegen ist ein Kostentreiber für die deutsche Wirtschaft. Sie entzieht dem Markt Liquidität, begünstigt regionale Monopole und erschwert den Handel." Die Folge: "hohe Strompreise, neue Umlagen und weitere Bürokratie sowie eine tiefgreifende Verunsicherung der Betriebe und Anlagenbetreiber durch einen viele Jahre andauernden Teilungsprozess". Zudem würden Investitionen in die Stromerzeugung und Flexibilitäten wie zum Beispiel Speicher ausgebremst, warnt er.
"Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber kritisieren zudem die verwendete Methodik als nicht hinreichend, um eine Teilung der Strompreiszone zu rechtfertigen", stellt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer klar. "Zu Recht verweisen sie darauf, dass weitere Kriterien wie beispielsweise der Netzausbau und die Förderkosten für erneuerbare Energien in eine Analyse einbezogen werden müssen."
Sein Appell: "Die Bundesregierung sollte sich daher weiterhin auf EU-Ebene für die einheitliche Strompreiszone einsetzen. Die Wirtschaft braucht gerade jetzt stabile Rahmenbedingungen und keine zusätzlichen Risiken und Unsicherheiten." Nicht weitere kleinteilige Strompreiszonen seien erforderlich, sondern "eine Stärkung des europäischen Strombinnenmarktes – zum Beispiel durch einen raschen Ausbau von Grenzkuppelstellen und eine gemeinsame europäische Energieinfrastruktur". Und, so Dercks weiter: "Regionale Preissignale sollten zukünftig über dynamische Netzentgelte wirken statt über den Strommarkt."
IHK-Initiative für einheitliche Strompreiszone in Deutschland
Die deutschen Industrie- und Handelskammern (IHKn) der Landeskammern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Saarland, die Übertragungsnetzbetreiber Amprion und TransnetBM sowie der Wirtschaftsbeirat Bayern haben sich schon 2024 gegen eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen ausgesprochen. In einem gemeinsamen Appell betonen sie die Bedeutung einer einheitlichen Strompreiszone für die deutsche Wirtschaft und deren Beibehaltung, insbesondere im Kontext der Energiewende.
Die beteiligten IHKn, Übertragungsnetzbetreiber und der Wirtschaftsbeirat Bayern warnen vor negativen Folgen einer Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen: höhere Strompreise, geringere Investitionssicherheit und eine Beeinträchtigung des Ausbaus des Übertragungsnetze. Eine einheitliche Strompreiszone unterstützt indes stabile Rahmenbedingungen, Versorgungssicherheit und die Erreichung der deutschen und europäischen Klimaziele.