Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Rhein-Pfalz-Kreis

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 im Rhein-Pfalz-Kreis

Der Rhein-Pfalz-Kreis konkurriert als Wirtschaftsstandort mit starken Nachbarn inmitten der Metropolregion. Wie soll sich der Kreis weiterentwickeln und wie soll er seine Stärken sichtbarer machen?

Unsere Position zu Frage 1:

Der Rhein-Pfalz-Kreis grenzt direkt an den Ballungsraum der Metropolregion Rhein-Neckar an. Wenig überraschend ist daher das negative Pendlersaldo von über 35.000 Pendlern. Etwa die Hälfte der Auspendler pendeln dabei in die Städte Ludwigshafen und Mannheim, was die Verbindung zur Metropolregion verdeutlicht [1]. Die Ansprüche des Rhein-Pfalz-Kreises sollten jedoch höher liegen, als lediglich ein Wohnstandort für auspendelnde Arbeits- und Fachkräfte zu sein.
Der Rhein-Pfalz-Kreis kann von den akuten Flächenengpässen im Ballungsraum der Metropolregion Rhein-Neckar profitieren, indem er aktiv Unternehmen anwirbt, die im Raum Ludwigshafen-Mannheim keine Fläche mehr finden. Für eine zukunftsorientierte wirtschaftliche Entwicklung brauchen die Unternehmen einen starken kommunalen Ansprechpartner an ihrer Seite, der nicht nur die Wirtschaft strategisch vorantreiben, sondern auch den Standort professionell vermarkten kann. Daher braucht es personelle und finanzielle Kapazitäten (z.B. in Form einer professionellen Wirtschaftsförderung), um eine Idee zu entwickeln, wo sich der Rhein-Pfalz-Kreis zukünftig hin entwickeln soll und wie dabei die Potenziale vor Ort ausgeschöpft werden können.
Ein Weg sollte das Anwerben von Start-ups sein, die von der Nähe zum Ballungsraum der Metropolregion profitieren können. Dafür wiederum braucht es Anreize, Beratungen und Förderungen vonseiten der Kommunen und des Kreises. Eine klare Strategie kann zudem definieren, welche Branchen man im Kreis ansiedeln möchte und wie sich produktive Cluster entwickeln können. Gerade im Bereich Energie, Mobilität und Landwirtschaft ist durch globale Trends viel Dynamik in der Wirtschaft zu spüren, die sich der Rhein-Pfalz-Kreis zunutze machen kann. Nicht zuletzt führt eine Stärkung der Wirtschaft zu höheren kommunalen Einnahmen, die wiederum in den Kreis investiert werden können, um die Bedingungen vor Ort zu verbessern und im regionalen Wettbewerb mitspielen zu können.
[1] Pendleratlas (2023): https://www.pendleratlas.de/rheinland-pfalz/rhein-pfalz-kreis/ (Aufruf: 12.02.2024).

Frage 2 im Rhein-Pfalz-Kreis

Ohne Fachkräfte läuft nichts. Die duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Wie kann die Berufsorientierung in den Schulen gestärkt werden, damit junge Menschen und Unternehmen besser in Kontakt kommen?

Unsere Position zu Frage 2:

Die Babyboomer gehen in Rente – und der pfälzischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte. Bereits heute sind viele Unternehmen nicht nur stark vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Mangel an Arbeitskräften betroffen. Diese Entwicklung wird sich künftig verstärken. Umso wichtiger ist es, dass Schulen und Unternehmen Hand in Hand arbeiten, damit jungen Menschen der Start ins Berufsleben bestmöglich gelingt.
Als ersten Schritt gilt es daher, die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an allen Schulen zu optimieren. Nach einer individuellen Stärkenanalyse sind Informationen und Praxiserfahrung der Schlüssel für den Einstieg ins Berufsleben. Je enger der Austausch der Schulen vor Ort mit der lokalen Wirtschaft ist, desto mehr profitieren alle Seiten. Dies könnte u.a. im Rahmen von Schulkooperationen geschehen, bei denen Unternehmensvertreter Praxiseinblicke geben und Praktika anbieten. Zugleich kann dadurch das Bewusstsein für die Berufsausbildung als attraktiver und dem Studium gleichwertiger Bildungsweg gestärkt werden. Denn die duale Ausbildung ist die zentrale Qualifizierungssäule der Wirtschaft und ein optimales Fundament für die Karriere. Viele Unternehmen bilden ihren Nachwuchs selbst aus und sichern sich so die Fachkräfte von morgen. Junge Menschen wiederum profitieren davon, dass sie einen Abschluss in der Tasche haben, auf den sie in einem durchlässigen Bildungssystem aufbauen können.
Damit künftige Auszubildende und Ausbildungsbetriebe zueinander finden können, gilt es, unsere Vielzahl an Ausbildungsmessen sowie den verpflichtenden Berufs- und Studienorientierungstag an allen allgemeinbildenden Schulen zu stärken. Die IHK Pfalz steht hier jederzeit als Partner zur Verfügung.

Frage 3 im Rhein-Pfalz-Kreis

Zu wenige Kita-Plätze: In den Kommunen im Kreis fehlt es an Betreuungsmöglichkeiten für die Kleinen. Was ist aus Ihrer Sicht zu tun?

Unsere Position zu Frage 3: 

Fehlende Betreuungsmöglichkeiten für ihr Kind machen vielen Eltern, die gerne wieder arbeiten würden, einen Strich durch die Rechnung. Im Rhein-Pfalz-Kreis fehlen laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung rund 790 KiTa-Plätze für Kinder unter 3 Jahren [1]. Darunter leiden nicht nur die betroffenen Familien, sondern auch die Unternehmen, die die langen Ausfallzeiten ihrer Fachkräfte überbrücken müssen. Ist ein Platz für den Nachwuchs gefunden, hören die Probleme häufig nicht auf. Viele KiTas können die vereinbarten Betreuungszeiten nicht zuverlässig gewährleisten und müssen kurzfristig Gruppen schließen. In der Folge fallen viele Eltern unvorhersehbar bei ihren Arbeitsstellen aus. Angesichts des branchenübergreifenden Fachkräftemangels ist dieser Zustand für die Wirtschaft nicht tragbar. Die Betreuung muss verlässlich sein, und sie muss qualitativ hochwertig sein. KiTas sind Bildungseinrichtungen, die Kinder fördern sollen, statt sie zu verwahren. Nur so können die Kinder auf die Schule und letztendlich auf das Berufsleben vorbereitet werden. 
Die Kommunen stehen vor der großen Herausforderung, den Ausbau ihrer KiTa-Plätze voranzutreiben und qualifiziertes Personal zu halten und zu gewinnen. Dabei könnte sie der Rhein-Pfalz-Kreis beispielsweise durch eine Ausweitung seiner Fachberatung oder durch ein transparentes, einheitliches und digitales Verfahren bei der Anmeldung der Kinder unterstützen. Im Kampf um die besten Fachkräfte in den Kitas könnte ein kreisweites, professionelles Recruiting eine wertvolle Hilfe sein. Eine Verstärkung der arbeitsteiligen Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften könnte dazu beitragen, wertvolle Ressourcen möglichst effizient einzusetzen.   
[1] Bock-Famulla, K., Girndt, A., Berg, E., Vetter, T., & Kriechel, B. (2023). Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2023. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.). Gütersloh, S. 154

Ergänzende Rückmeldungen

Folgende Fraktionen haben uns optional weitere inhaltliche Rückmeldungen zukommen lassen: