Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Pirmasens

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 in Pirmasens

Kommune unter Sparzwang: Immer mehr Aufgaben, immer knappere Mittel. Wie kann die Stadt finanziell handlungsfähig bleiben?

Unsere Position zu Frage 1:

Pirmasens gehört hinsichtlich der Pro-Kopf-Verschuldung zu den am höchsten verschuldeten Kommunen bundesweit. Die notwendige finanzielle Stabilisierung darf jedoch nicht durch höhere Grund- und Gewerbesteuern erkauft werden. Die für 2024 geplante Anhebungen der Grundsteuer wird die Unternehmen massiv belasten und die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort schwächen. Von Sonderbelastungen wie eventuellen Betten- oder Verpackungssteuern muss abgesehen werden. Sie würden einzelne, ohnehin bereits stark belastete Branchen einseitig und über Gebühr beeinträchtigen.
Anstelle weiterer Steuererhöhungen muss die Stadt Pirmasens den eingeschlagenen Kurs, ihre Ausgaben in den Blick zu nehmen, fortsetzen. Dabei sollte es vor allem darum gehen, finanzielle und personelle Ressourcen in Pflicht- und freiwilligen Aufgaben effizient einzusetzen. Der bereits eingeschlagene Weg der Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) mit dem Landkreis Südwestpfalz und der Stadt Zweibrücken, sollte weiter beschritten und ausgebaut werden. Dadurch können die Gebietskörperschaften die Effizienz der Verwaltung steigern und wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. 
Damit die Stadt weiterhin als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt, muss sie wichtige Investitionen, z.B. in die Infrastruktur oder in den Ausbau von KiTa-Plätzen, vornehmen. Dafür ist Pirmasens dringend auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land angewiesen. Die in Aussicht gestellte Entlastung bei den Altschulden ist dabei ein wertvoller Ansatz. Ausreichend ist diese Hilfe jedoch nicht. Um strukturell bedingte Schieflagen künftig zu vermeiden, muss das Konnexitätsprinzip strikt eingehalten werden. Wenn Land oder Bund Aufgaben an die Kommunen übertragen, müssen sie konsequent für deren vollständige Finanzierung sorgen.

Frage 2 in Pirmasens

Langzeitprojekt B10: Aufbruch und Chance für die Region oder überholtes Vorhaben, das gestoppt werden muss?

Unsere Position zu Frage 2:

Bei der IHK-Standortumfrage 2022 zeigte sich wieder: Die Anbindung an das Fernstraßennetz gehört zu den wichtigsten Standortfaktoren für die Wirtschaft [1]. Die Pfalz profitiert von guten Verkehrsanbindungen – mit Ausnahme der Region Pirmasens / Südwestpfalz. Hier ist man noch immer abgehängt.
Der Ausbau der B 10 ist eine große Chance für die gesamte Region. Eine gute Anbindung an die Metropolregion Rhein-Neckar und an die TechnologieRegion Karlsruhe sorgt für höhere Standortattraktivität für die Wirtschaft. In der Vorderpfalz sind Gewerbeflächen rar und Neuansiedlungen kaum mehr möglich. Gut erschlossene Gewerbegebiete in den Kommunen entlang der B 10 werden attraktive Unternehmen anziehen, höhere Gewerbesteuern zu mehr Wohlstand führen. In verkehrlich abgehängten Regionen wird es zunehmend schwierig, Arbeitskräfte zu locken oder zu halten. Mit dem Ausbau der B 10 kann sich dieser Trend für die Süd- und Südwestpfalz ändern. Die landschaftliche Attraktivität und die Verfügbarkeit von Wohnraum können den Ausschlag dafür geben, sich dort niederzulassen.
Die bessere Erreichbarkeit ist auch ein Standortvorteil im Tourismus. Dieser macht in der Südwestpfalz bereits heute einen erheblichen Teil der Wirtschaft aus (2,8 Millionen Tagesreisen, 691.000 Übernachtungen 2019 [2]) und wird durch den Ausbau weiterwachsen.
Auch die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und -qualität spricht für einen Ausbau der Verkehrsanbindung. Die Menschen in der Region sind darauf angewiesen, ihre Versorgungsinfrastrukturen in Mittel- und Oberzentren erreichen zu können.
Hinsichtlich der Verkehrswende darf nicht vergessen werden, dass der Trend zu Fahrzeugen mit alternativen Antrieben boomt und der Verkehrsträger Straße künftig umweltfreundlicher sein wird. Im Jahr 2022 hatten in Rheinland-Pfalz 22 % der Pkw-Neuzulassungen einen rein batterieelektrischen, weitere 15 % einen Plug-in Hybridantrieb [3].
[1] IHK-Standortumfrage (2022): https://www.ihk.de/pfalz/infrastruktur-und-digitale-wirtschaft/zahlen-und-fakten/standortumfrage/pirmasens-5541112 (Aufruf: 12.02.2024).
[2] dwif (2022): Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Pfalz 2019. https://www.ihk.de/pfalz/infrastruktur-und-digitale-wirtschaft/tourismus/tourismusstudie-pfalz-5594154 (Aufruf: 12.02.2024).
[3] Energieagentur Rheinland-Pfalz (o.J.): Marktentwicklung. https://www.energieagentur.rlp.de/themen/mobilitaetswende/wissenswertes/einsatzmoeglichkeiten/ (Aufruf: 12.02.2024).

Frage 3 in Pirmasens

Ohne Fachkräfte läuft nichts. Die duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Wie kann die Berufsorientierung in den Schulen gestärkt werden, damit junge Menschen und Unternehmen besser in Kontakt kommen?

Unsere Position zu Frage 3: 

Die Babyboomer gehen in Rente – und der pfälzischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte. Bereits heute sind viele Unternehmen nicht nur stark vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Mangel an Arbeitskräften betroffen. Diese Entwicklung wird sich künftig verstärken. Umso wichtiger ist es, dass Schulen und Unternehmen Hand in Hand arbeiten, damit jungen Menschen der Start ins Berufsleben bestmöglich gelingt.
Als ersten Schritt gilt es daher, die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an allen Schulen zu optimieren. Nach einer individuellen Stärkenanalyse sind Informationen und Praxiserfahrung der Schlüssel für den Einstieg ins Berufsleben. Je enger der Austausch der Schulen vor Ort mit der lokalen Wirtschaft ist, desto mehr profitieren alle Seiten. Dies könnte u.a. im Rahmen von Schulkooperationen geschehen, bei denen Unternehmensvertreter Praxiseinblicke geben und Praktika anbieten. Zugleich kann dadurch das Bewusstsein für die Berufsausbildung als attraktiver und dem Studium gleichwertiger Bildungsweg gestärkt werden. Denn die duale Ausbildung ist die zentrale Qualifizierungssäule der Wirtschaft und ein optimales Fundament für die Karriere. Viele Unternehmen bilden ihren Nachwuchs selbst aus und sichern sich so die Fachkräfte von morgen. Junge Menschen wiederum profitieren davon, dass sie einen Abschluss in der Tasche haben, auf den sie in einem durchlässigen Bildungssystem aufbauen können.
Damit künftige Auszubildende und Ausbildungsbetriebe zueinander finden können, gilt es, unsere Vielzahl an Ausbildungsmessen sowie den verpflichtenden Berufs- und Studienorientierungstag an allen allgemeinbildenden Schulen zu stärken. Die IHK Pfalz steht hier jederzeit als Partner zur Verfügung.