Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Ludwigshafen

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 in Ludwigshafen

Zwischen Wirtschaftsmotor der Pfalz und Herausforderung Innenstadt: Wie soll sich Ludwigshafen weiterentwickeln? Welches Zielbild und welche Visionen sehen Sie für die Stadt?

Unsere Position zu Frage 1:

Die Entwicklungen der letzten 5 Jahre zeigten laut der IHK-Standortumfrage 2022 in Ludwigshafen einen Abwärtstrend. Über 40 Prozent der Unternehmen nahmen eine negative oder überwiegend negative Entwicklung ihres Standorts wahr [1]. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von der Verkehrsproblematik rund um die Hochstraßen über den Niedergang der Innenstadt bis zur schier verzweifelten finanziellen Lage der Stadt, deren gigantischer Schuldenturm einen strikten Sparkurs erforderlich macht.
Dennoch ist Ludwigshafen, der Wirtschaftsmotor der Pfalz, eine Stadt mit großem Potential. Die in Aussicht gestellte Entlastung bei den Altschulden ist ein wertvoller Ansatz, um Handlungsspielraum zurückzugewinnen. Die Investitionsbereitschaft in Infrastruktur- und andere Zukunftsprojekte muss erhalten bleiben, um Ludwigshafen als attraktiven Wirtschafts- und Wohnstandort weiterzuentwickeln. Mit der neuen Stadtstraße Helmut-Kohl-Alle bietet sich eine Chance, die weit über die MRN hinaus einzigartig ist. Das Quartier City West wird eine Fläche von 340.000 qm umfassen, die für Wohnraum und Gewerbe, aber auch für die Wissenschaft entwickelt werden kann. In der durch Flächenknappheit geplagten MRN ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Um ihn zu nutzen, sollte ein mutiger und weitsichtiger strategischer Ansatz verfolgt werden, damit attraktive Investoren gewonnen werden können. Nachhaltigkeit und Multimodalität sollten bei der Entwicklung des Stadtteils selbstverständlich sein. Über die City West und über die Innenstadt hinaus braucht Ludwigshafen ein ganzheitliches, selbstbewusstes Zielbild, um die Leitplanken für die zukünftige Entwicklung und das Selbstverständnis der Stadt festzulegen. Dies kann nur gelingen, wenn die Stadtgesellschaft mit einbezogen wird und alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

Frage 2 in Ludwigshafen

Kommune unter Sparzwang: Wie kann die Stadt finanziell handlungsfähig bleiben?

Unsere Position zu Frage 2:

Ludwigshafen leidet unter einem gigantischen Schuldenberg. Der strikte Sparkurs, der eingeschlagen werden muss, um den Haushalt zu sanieren, schränkt die Handlungsfähigkeit der Kommune massiv ein. Die notwendige finanzielle Stabilisierung darf jedoch nicht durch höhere Grund- und Gewerbesteuern erkauft werden. Diese belasten die ansässigen Unternehmen, verteuern den Standort und führen damit zu einem Verlust der regionalen Wettbewerbsfähigkeit. Ludwigshafen steht mit seiner Lage im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar und in der Nachbarschaft zur Region Worms / Rheinhessen in unmittelbarer Konkurrenz mit starken Wirtschaftsstandorten. Die Stadt muss mit attraktiven Angeboten für sich werben, anstatt Unternehmen durch überhöhte Kosten abzuschrecken.
Anstelle von Steuererhöhungen muss die Stadt Ludwigshafen den eingeschlagenen Kurs, ihre Ausgaben in den Blick zu nehmen, fortsetzen. Dabei sollte es vor allem darum gehen, finanzielle und personelle Ressourcen in Pflicht- und freiwilligen Aufgaben effizient einzusetzen. So könnte beispielsweise die arbeitsteilige Zusammenarbeit mit anderen Gebietskörperschaften die Effizienz der Verwaltung steigern und zu ihrer weiteren Professionalisierung beitragen.
Damit die Stadt weiterhin als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt, muss sie wichtige Investitionen, z.B. in die Infrastruktur oder in den Ausbau von KiTa-Plätzen, vornehmen. Dafür ist Ludwigshafen dringend auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land angewiesen. Die in Aussicht gestellte Entlastung bei den Altschulden ist dabei ein wertvoller Ansatz, ebenso die finanzielle Beteiligung an den Hochstraßenprojekten. Ausreichend sind diese Hilfen jedoch nicht. Um strukturell bedingte Schieflagen künftig zu vermeiden, muss das Konnexitätsprinzip strikt eingehalten werden. Wenn Land oder Bund Aufgaben an die Kommunen übertragen, müssen sie konsequent für deren vollständige Finanzierung sorgen.

Frage 3 in Ludwigshafen

Gewerbeflächen sind rar, die Nachfrage ist hoch. Wie kann die Wirtschaft weiter wachsen und wie können Unternehmen expandieren?

Unsere Position zu Frage 3: 

Fläche stellt einen harten Standortfaktor für die meisten Unternehmen dar. Zugleich ist Fläche eine endliche Ressource, die für unterschiedliche und oftmals konkurrierende Nutzungen benötigt wird. So werden die zur Verfügung stehenden Gewerbe- und Industrieflächen auch in Ludwigshafen knapp. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Ludwigshafen zu sichern, müssen daher Gewerbe- und Industrieflächen bedarfsgerecht erweitert werden. Für eine zukunftsorientierte Planung sollten ganzheitliche Gewerbeflächenkonzepte – bestenfalls in Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen – aufgestellt werden.
Als Industriestandort innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar ist Ludwigshafen auf Flächen angewiesen, die für emissionsintensive Betriebe geeignet sind. Daher kommen wir nicht umhin, neue Flächen für Gewerbe und insbesondere Industrie auszuweisen. Um hierbei die Akzeptanz und Attraktivität der Flächen zu steigern, können neue Gewerbegebiete nachhaltig und flächeneffizient entwickelt werden. Dies schließt eine multimodale Anbindung mit ein. Interkommunale Zusammenarbeit mit dem Rhein-Pfalz-Kreis und Frankenthal kann sinnvoll sein, um kurzfristig auf die individuellen Bedarfe von ansässigen oder neuen Unternehmen reagieren zu können. Solche Projekte dürfen nicht an finanziellem Eigeninteresse der Kommunen scheitern.
Neuausweisungen allein können den Flächenbedarf jedoch nicht decken. Daher müssen zusätzlich bestehende Industrie- und Gewerbegebiete qualifiziert und modernisiert werden, um bisher nicht genutzte Potenziale auszuschöpfen. Während emissionsarme Betriebe auch in der Nähe von sensiblen Nutzungen wie Wohnen Platz finden können, müssen emissionsintensive Betriebe insbesondere vor heranrückender Wohnbebauung geschützt werden. Dies gilt umso mehr für die Hafenflächen in Ludwigshafen. Gleichzeitig müssen Gewerbebrachen einer gewerblichen Folgenutzung zugeführt oder an geeigneter Stelle kompensiert werden. Andernfalls gehen der Wirtschaft weitere Fläche verloren.

Ergänzende Rückmeldungen

Folgende Fraktionen haben uns optional weitere inhaltliche Rückmeldungen zukommen lassen: