Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Kreis Südwestpfalz

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 im Kreis Südwestpfalz

Langzeitprojekt B10: Aufbruch und Chance für die Region oder überholtes Vorhaben, das gestoppt werden muss?

Unsere Position zu Frage 1:

Bei der IHK-Standortumfrage 2022 zeigte sich wieder: Die Anbindung an das Fernstraßennetz gehört zu den wichtigsten Standortfaktoren für die Wirtschaft [1]. Die Pfalz profitiert von guten Verkehrsanbindungen – mit Ausnahme der Region Pirmasens / Südwestpfalz. Hier ist man noch immer abgehängt.
Der Ausbau der B 10 ist eine große Chance für die gesamte Region. Eine gute Anbindung an die Metropolregion Rhein-Neckar und an die TechnologieRegion Karlsruhe sorgt für höhere Standortattraktivität für die Wirtschaft. In der Vorderpfalz sind Gewerbeflächen rar und Neuansiedlungen kaum mehr möglich. Gut erschlossene Gewerbegebiete in den Kommunen entlang der B 10 werden attraktive Unternehmen anziehen, höhere Gewerbesteuern zu mehr Wohlstand führen. In verkehrlich abgehängten Regionen wird es zunehmend schwierig, Arbeitskräfte zu locken oder zu halten. Mit dem Ausbau der B 10 kann sich dieser Trend für die Süd- und Südwestpfalz ändern. Die landschaftliche Attraktivität und die Verfügbarkeit von Wohnraum können den Ausschlag dafür geben, sich dort niederzulassen.
Die bessere Erreichbarkeit ist auch ein Standortvorteil im Tourismus. Dieser macht in der Südwestpfalz bereits heute einen erheblichen Teil der Wirtschaft aus (2,8 Millionen Tagesreisen, 691.000 Übernachtungen 2019 [2]) und wird durch den Ausbau weiterwachsen.
Auch die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und -qualität spricht für einen Ausbau der Verkehrsanbindung. Die Menschen in der Region sind darauf angewiesen, ihre Versorgungsinfrastrukturen in Mittel- und Oberzentren erreichen zu können.
Hinsichtlich der Verkehrswende darf nicht vergessen werden, dass der Trend zu Fahrzeugen mit alternativen Antrieben boomt und der Verkehrsträger Straße künftig umweltfreundlicher sein wird. Im Jahr 2022 hatten in Rheinland-Pfalz 22 % der Pkw-Neuzulassungen einen rein batterieelektrischen, weitere 15 % einen Plug-in Hybridantrieb [3].
[1] IHK-Standortumfrage (2022): https://www.ihk.de/pfalz/infrastruktur-und-digitale-wirtschaft/zahlen-und-fakten/standortumfrage/pirmasens-5541112 (Aufruf: 12.02.2024).
[2] dwif (2022): Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Pfalz 2019. https://www.ihk.de/pfalz/infrastruktur-und-digitale-wirtschaft/tourismus/tourismusstudie-pfalz-5594154 (Aufruf: 12.02.2024).
[3] Energieagentur Rheinland-Pfalz (o.J.): Marktentwicklung. https://www.energieagentur.rlp.de/themen/mobilitaetswende/wissenswertes/einsatzmoeglichkeiten/ (Aufruf: 12.02.2024).

Frage 2 im Kreis Südwestpfalz

Ohne Fachkräfte läuft nichts. Die duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Wie kann die Berufsorientierung in den Schulen gestärkt werden, damit junge Menschen und Unternehmen besser in Kontakt kommen?

Unsere Position zu Frage 2:

Die Babyboomer gehen in Rente – und der pfälzischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte. Bereits heute sind viele Unternehmen nicht nur stark vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Mangel an Arbeitskräften betroffen. Diese Entwicklung wird sich künftig verstärken. Umso wichtiger ist es, dass Schulen und Unternehmen Hand in Hand arbeiten, damit jungen Menschen der Start ins Berufsleben bestmöglich gelingt.
Als ersten Schritt gilt es daher, die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an allen Schulen zu optimieren. Nach einer individuellen Stärkenanalyse sind Informationen und Praxiserfahrung der Schlüssel für den Einstieg ins Berufsleben. Je enger der Austausch der Schulen vor Ort mit der lokalen Wirtschaft ist, desto mehr profitieren alle Seiten. Dies könnte u.a. im Rahmen von Schulkooperationen geschehen, bei denen Unternehmensvertreter Praxiseinblicke geben und Praktika anbieten. Zugleich kann dadurch das Bewusstsein für die Berufsausbildung als attraktiver und dem Studium gleichwertiger Bildungsweg gestärkt werden. Denn die duale Ausbildung ist die zentrale Qualifizierungssäule der Wirtschaft und ein optimales Fundament für die Karriere. Viele Unternehmen bilden ihren Nachwuchs selbst aus und sichern sich so die Fachkräfte von morgen. Junge Menschen wiederum profitieren davon, dass sie einen Abschluss in der Tasche haben, auf den sie in einem durchlässigen Bildungssystem aufbauen können.
Damit künftige Auszubildende und Ausbildungsbetriebe zueinander finden können, gilt es, unsere Vielzahl an Ausbildungsmessen sowie den verpflichtenden Berufs- und Studienorientierungstag an allen allgemeinbildenden Schulen zu stärken. Die IHK Pfalz steht hier jederzeit als Partner zur Verfügung.

Frage 3 im Kreis Südwestpfalz

50.000 m² Leerstand auf dem Steitzhof. Wie kann das neu errichtete Logistikzentrum schnell einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden?

Unsere Position zu Frage 3: 

Am Steitzhof zwischen Zweibrücken und Contwig ist ein riesiges, neu errichtetes Logistikzentrum entstanden. Gebaut wurde es für Amazon, die dort jedoch nie eingezogen sind, sodass die über 50.000 m² große Halle nun leer steht. Nach dem Leerstand in der City folgt nun also Leerstand auf der grünen Wiese, während an anderer Stelle aufgrund der bundesweiten Flächensparziele und vielfältigen Restriktionen nur eingeschränkt Flächen für Gewerbe und Industrie versiegelt werden können. Aus Sicht der Wirtschaft ist es daher ein Unding, das Logistikzentrum am Steitzhof ungenutzt zu lassen, insbesondere vor dem sich zuspitzenden Mangel an Gewerbeflächen. Gerade Logistik und Industrie sind aufgrund ihrer hohen Flächenbedarfe und Emissionen vielerorts unbeliebte Nutzungen, die für das Wachstum unserer Wirtschaft jedoch unerlässlich sind. Daher sprechen wir uns für eine zügige, gewerbliche Folgenutzung der leerstehenden Flächen aus.
Dafür bedarf es ein professionelles Leerstandsmanagement und eine fortlaufende Vermarktung des Objekts in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer. Mit etwaigen Anreizen oder Zugeständnissen kann die Bereitschaft zur Neuvermietung gesteigert werden. Eine schnelle Folgenutzung des Logistikzentrums würde nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Steuereinnahmen generieren, die für weitere Investitionen in den Wirtschaftsstandort genutzt werden können.
Sollte sich kein geeigneter Mieter für die Fläche finden, ist zu überlegen, mit welchen niederschwelligen Maßnahmen vielfältigere Nutzungsarten ermöglicht werden können und wie sich die Attraktivität der Fläche steigern lässt. Dafür braucht es intensiven und konstruktiven Austausch zwischen allen beteiligten Akteuren, um eine zukunftsorientierte Lösung zu finden.