Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Kreis Bad Dürkheim

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 im Kreis Bad Dürkheim

Das Onlinezugangsgesetz wird entfristet. Wie geht es nun mit der Digitalisierung der Verwaltungsleistungen weiter? Wie sind Ihre Prioritäten?

Unsere Position zu Frage 1:

Nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sollten ursprünglich bis Ende 2022 alle wichtigen Verwaltungsleistungen digital über ein einheitliches Portal verfügbar sein. Diese Vorgabe konnte aufgrund der unterschiedlichsten Verwaltungssysteme vor allem auf kommunaler Ebene nicht umgesetzt werden. Statt weiter unter Hochdruck an der Verwaltungsdigitalisierung zu arbeiten, wird das OZG nun entfristet. Derzeit sind weder eine zeitliche Vorgabe noch ein einheitliches Portal gesetzlich vorgesehen. Wann die Unternehmen auf digitale Angebote zurückgreifen können, ist daher völlig offen. Es steht zu befürchten, dass notwendige finanzielle Mittel gekürzt werden, statt in die digitale Zukunft zu investieren. 
Zwar wurden auch im Kreis Bad Dürkheim Verbesserungen wie digitale KFZ-An- und Ummeldungen umgesetzt. Komplexere Verfahren wie Bauanträge, die meist über die Kommunen eingereicht werden, bleiben jedoch bis auf weiteres analog. Papierwirtschaft und Aktenordner-Transport ist der Wirtschaft, die im internationalen Wettbewerb bestehen muss, nicht mehr vermittelbar. Verwaltungsleistungen müssen schnellstmöglich digitalisiert werden, und zwar in Form einer vollständigen Online-Abwicklung. Das Land Rheinland-Pfalz ist in der Pflicht, einen entsprechenden Rahmen zu schaffen, der die Digitalisierung der Verwaltungsangebote ermöglicht. Dazu müssen unter anderem die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Dies gilt jedoch auch für die kommunale Ebene, die ebenfalls investieren muss. Der Kreis Bad-Dürkheim sollte nicht nur selbst mit gutem Beispiel vorangehen, sondern auch die ihm angehörenden Kommunen bei der Umsetzung der Verwaltungsdigitalisierung unterstützen. So könnte eine stärkere arbeitsteilige Zusammenarbeit der Gebietskörperschaften dazu beitragen, wertvolle Ressourcen möglichst effizient einzusetzen.   

Frage 2 im Kreis Bad Dürkheim

Der Kreis Bad Dürkheim konkurriert als Wirtschaftsstandort mit starken Nachbarn inmitten der Metropolregion. Wie kann er seine Stärken sichtbarer machen, wie kann ein professionelles Standortmarketing aussehen?

Unsere Position zu Frage 2:

Der Kreis Bad Dürkheim liegt nahe dem Ballungsraum der Metropolregion Rhein-Neckar. Wenig überraschend ist daher das negative Pendlersaldo von über 20.000 Pendlern. Mehr als ein Drittel der Personen pendeln dabei in die Städte Ludwigshafen oder Mannheim, was die Verbindung zur Metropolregion verdeutlicht [1]. Der Kreis Bad Dürkheim ist jedoch nicht nur ein Wohnstandort für die Arbeits- und Fachkräfte, die in wirtschaftsstarke Nachbarkommunen einpendeln, sondern hat seine ganz eigenen Stärken, die es sichtbar zu machen gilt.
Mit dem Pfälzer Wald, den Weinbergen, zahlreichen Sehenswürdigkeiten und seinen vielen Weinfesten ist der Kreis Bad Dürkheim ein attraktiver Tourismusstandort. Er ist Teil der Urlaubsregion Deutsche Weinstraße, die 2020 als „Nachhaltiges Reiseziel“ zertifiziert wurde (Deutsche Weinstraße e.V.). Daher sollte auch der Landkreis Bad Dürkheim sein Tourismusmarketing stärken und strategisch weiterentwickeln, um seine Potenziale voll auszuschöpfen. Wichtig ist hierbei eine intensive Zusammenarbeit mit den regionalen Tourismusorganisationen Deutsche Weinstraße e.V. und Pfalz.Touristik, deren Aufgabe es ist, den Tourismusstandort Pfalz im überregionalen Wettbewerb zu vermarkten und weiterzuentwickeln. Davon profitieren wiederum auch die einzelnen Kreise und Kommunen.
Darüber hinaus kann der Kreis Bad Dürkheim von den akuten Flächenengpässen im Ballungsraum der Metropolregion Rhein-Neckar profitieren, indem er aktiv Unternehmen anwirbt, die im Raum Ludwigshafen-Mannheim keine Fläche mehr finden. Dafür braucht es nicht nur ein professionelles Standortmarketing, sondern auch eine starke Wirtschaftsförderung. Interkommunale Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen kann ein sinnvoller Weg sein, um nicht nur freiwillige kommunale Aufgaben professionell zu stemmen, sondern auch kurzfristig auf die individuellen Bedarfe von ansässigen oder neuen Unternehmen reagieren zu können. Solche Projekte dürfen nicht an finanziellem Eigeninteresse der Kommunen scheitern.
[1] Pendleratlas (2023): https://www.pendleratlas.de/rheinland-pfalz/landkreis-bad-duerkheim/ (Aufruf: 12.02.2024).

Frage 3 im Kreis Bad Dürkheim

Ohne Fachkräfte läuft nichts. Die duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Wie kann die Berufsorientierung in den Schulen gestärkt werden, damit junge Menschen und Unternehmen besser in Kontakt kommen?

Unsere Position zu Frage 3: 

Die Babyboomer gehen in Rente – und der pfälzischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte. Bereits heute sind viele Unternehmen nicht nur stark vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Mangel an Arbeitskräften betroffen. Diese Entwicklung wird sich künftig verstärken. Umso wichtiger ist es, dass Schulen und Unternehmen Hand in Hand arbeiten, damit jungen Menschen der Start ins Berufsleben bestmöglich gelingt.
Als ersten Schritt gilt es daher, die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an allen Schulen zu optimieren. Nach einer individuellen Stärkenanalyse sind Informationen und Praxiserfahrung der Schlüssel für den Einstieg ins Berufsleben. Je enger der Austausch der Schulen vor Ort mit der lokalen Wirtschaft ist, desto mehr profitieren alle Seiten. Dies könnte u.a. im Rahmen von Schulkooperationen geschehen, bei denen Unternehmensvertreter Praxiseinblicke geben und Praktika anbieten. Zugleich kann dadurch das Bewusstsein für die Berufsausbildung als attraktiver und dem Studium gleichwertiger Bildungsweg gestärkt werden. Denn die duale Ausbildung ist die zentrale Qualifizierungssäule der Wirtschaft und ein optimales Fundament für die Karriere. Viele Unternehmen bilden ihren Nachwuchs selbst aus und sichern sich so die Fachkräfte von morgen. Junge Menschen wiederum profitieren davon, dass sie einen Abschluss in der Tasche haben, auf den sie in einem durchlässigen Bildungssystem aufbauen können.
Damit künftige Auszubildende und Ausbildungsbetriebe zueinander finden können, gilt es, unsere Vielzahl an Ausbildungsmessen sowie den verpflichtenden Berufs- und Studienorientierungstag an allen allgemeinbildenden Schulen zu stärken. Die IHK Pfalz steht hier jederzeit als Partner zur Verfügung.