Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

Antworten Kaiserslautern

Am 9. Juni 2024 wird gewählt. Sie können mit Ihrer Stimme beeinflussen, wer in Zukunft die Entscheider vor Ort sein werden: In den Gemeinderäten und Kreistagen, in den Positionen der ehrenamtlichen Bürgermeister sowie im Bezirkstag. Doch welche Fraktionen stehen eigentlich für wirtschaftliche Belange ein? Wie will die Politik die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen? Wir haben bei den Fraktionen in den kreisfreien Städten und Landkreisen nachgefragt, damit Sie bei der diesjährigen Kommunalwahl das richtige Kreuz setzen können.

Befragt wurden alle Fraktionen (ab zwei Mitgliedern), die aktuell innerhalb der Pfalz in den Stadträten und Kreistagen sitzen. Dafür haben wir per Post und E-Mail jeweils drei Fragen an die Fraktionen gesendet, die sie uns schriftlich beantworten konnten. Hier finden Sie alle Antworten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten haben, sowie unsere IHK-Position zum Vergleich. 

Frage 1 in Kaiserslautern

Kommune unter Sparzwang: Immer mehr Aufgaben, immer knappere Mittel. Wie kann die Stadt finanziell handlungsfähig bleiben?

Unsere Position zu Frage 1:

Kaiserslautern gehört hinsichtlich der Pro-Kopf-Verschuldung zu den am höchsten verschuldeten Kommunen bundesweit. Die notwendige finanzielle Stabilisierung darf jedoch nicht durch höhere Grund- und Gewerbesteuern erkauft werden. Die 2023 erfolgte Anhebungen der Grund- und der Gewerbesteuer belasten die Unternehmen bereits massiv und schwächen die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort. Von Sonderbelastungen wie der angedachte Bettensteuer oder der Verpackungssteuer muss abgesehen werden. Sie würden einzelne, ohnehin bereits stark belastete Branchen einseitig und über Gebühr beeinträchtigen.
Anstelle weiterer Steuererhöhungen muss die Stadt Kaiserslautern den eingeschlagenen Kurs, ihre Ausgaben in den Blick zu nehmen, fortsetzen. Dabei sollte es vor allem darum gehen, finanzielle und personelle Ressourcen in Pflicht- und freiwilligen Aufgaben effizient einzusetzen. So könnte beispielsweise eine Ausweitung der  arbeitsteiligen Zusammenarbeit mit anderen Gebietskörperschaften, wie sie bei der gemeinsamen Wirtschaftsförderung der Stadt und des Kreises Kaiserslautern bereits umgesetzt wird, die Effizienz der Verwaltung steigern und zu ihrer weiteren Professionalisierung beitragen. 
Damit die Stadt weiterhin als Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt, muss sie wichtige Investitionen, z.B. in die Infrastruktur oder in den Ausbau von KiTa-Plätzen, vornehmen. Dafür ist Kaiserslautern dringend auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land angewiesen. Die in Aussicht gestellte Entlastung bei den Altschulden ist dabei ein wertvoller Ansatz. Ausreichend ist diese Hilfe jedoch nicht. Um strukturell bedingte Schieflagen künftig zu vermeiden, muss das Konnexitätsprinzip strikt eingehalten werden. Wenn Land oder Bund Aufgaben an die Kommunen übertragen, müssen sie konsequent für deren vollständige Finanzierung sorgen.

Frage 2 in Kaiserslautern

Gewerbeflächen sind rar, die Nachfrage ist hoch. Wie kann die Wirtschaft weiter wachsen und wie können Unternehmen expandieren?

Unsere Position zu Frage 2:

Fläche stellt einen harten Standortfaktor für die meisten Unternehmen dar. Dennoch werden die zur Verfügung stehenden Gewerbe- und Industrieflächen auch in der Westpfalz knapp. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Kaiserslautern zu sichern, müssen daher Gewerbe- und Industrieflächen bedarfsgerecht erweitert werden. 
In der Stadt Kaiserslautern ist beim Thema Gewerbeflächenentwicklung bereits viel in Bewegung. Dabei profitiert die Stadt bisher von Konversionsflächen, die neu entwickelt werden können. So soll u.a. aus den Brachflächen der früheren Quartermaster-Kaserne ein Gewerbegebiet entstehen und das ehemalige Industrieareal Pfaffgelände wird zum Pfaff-Quartier für die Nutzungen Wohnen, Gewerbe und Technologie. 
Sind auch diese Flächen aufgebraucht, können über interkommunale Zusammenarbeit mit dem Landkreis Kaiserslautern neue Gebiete erschlossen werden, um auf die individuellen Bedarfe von ansässigen oder neuen Unternehmen reagieren zu können. Solche Projekte dürfen nicht an steuerlichen oder anderen Konflikten scheitern, da die Leidtragenden am Ende die Unternehmen sein werden, die keinen Raum haben, sich anzusiedeln oder zu erweitern. Um die Akzeptanz von neu ausgewiesenen Gewerbeflächen und ihre Attraktivität zu steigern, können die Gebiete nachhaltig und flächensparend entwickelt werden. Dies schließt eine multimodale Anbindung auch zu Randzeiten und am Wochenende mit ein. 
Neuausweisungen allein können den Flächenbedarf jedoch nicht decken. Daher müssen zusätzlich bestehende Industrie- und Gewerbegebiete qualifiziert und modernisiert werden, um bisher nicht genutzte Potenziale auszuschöpfen. Darüber hinaus müssen bestehende Gewerbeflächen insbesondere mit emissionsintensiven Betrieben vor dem Heranrücken von sensiblen Nutzungen geschützt werden. Gleichzeitig müssen Gewerbebrachen einer gewerblichen Folgenutzung zugeführt oder an geeigneter Stelle kompensiert werden. Andernfalls gehen der Wirtschaft weitere Fläche verloren. 

Frage 3 in Kaiserslautern

Mehr Rad und ÖPNV, bloß wie? Wie schafft die Stadt die Verkehrswende?

Unsere Position zu Frage 3: 

Die Barbarossastadt Kaiserslautern zeichnet vieles aus: Sie ist prosperierender Wirtschaftsstandort, bedeutender Schul- und Universitätsstandort sowie Einkaufs- und Freizeitstadt. Als Oberzentrum versorgt sie das Umland, dessen Einkaufsmöglichkeiten beispielsweise dünn gestreut sind. Mit einer Einzelhandelszentralität von 191,1 (2023) belegt Kaiserslautern bundesweit den dritten Platz im Ranking der Städte mit dem größten Kaufkraftzufluss aus dem Umland [1]. Das Einzugsgebiet umfasst nicht nur den Landkreis Kaiserslautern, sondern auch den Kreis Kusel und den Donnersbergkreis.
Diese Vielfalt der Aufgaben stellt Kaiserslautern vor große Herausforderungen, was die Mobilität von Menschen und Gütern betrifft. Mangels gut ausgebautem ÖPNV ist im ländlichen Raum das Auto als Beförderungsmittel nach wie vor meist alternativlos. Gleichzeitig wird in der Stadt selbst das Angebot an attraktiven öffentlichen Verkehrsmitteln immer wichtiger, gilt es doch, vom Image der Autostadt weg zu kommen und sich zeitgemäß und klimafreundlich aufzustellen.
Um Mobilität für alle barrierefrei zu ermöglichen, müssen kluge Konzepte entwickelt und effiziente Maßnahmen umgesetzt werden. Das setzt voraus, dass stets konstruktive Kriterien statt ideologischer Überzeugungen den Ausschlag geben müssen. Der motorisierte Individualverkehr wird auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Kaiserslautern muss sicherstellen, dass die Menschen aus dem Umland die Innenstadt gut und einfach erreichen können und nicht durch verkehrliche Hürden oder hohe Parkgebühren abgeschreckt werden. Gleichzeitig sollte der ÖPNV weiter ausgebaut werden, um attraktive Alternativen zum Auto zu schaffen.
Für das Auto gilt, dass die Tank- und Ladeinfrastruktur alternativer Antriebe zügig ausgebaut werden sollte. Im Jahr 2022 hatten in Rheinland-Pfalz immerhin 22 % der Pkw-Neuzulassungen einen rein batterieelektrischen, weitere 15 % einen Plug-in Hybridantrieb [2].
[1] GfK (2023): GfK Einzelhandeszentralität Deutschland 2023. https://www.gfk.com/de/insights/bild-des-monats-einzelhandelszentralitaet-deutschland-2023 (Aufruf: 12.02.2024).
[2] Energieagentur Rheinland-Pfalz (o.J.): Marktentwicklung. https://www.energieagentur.rlp.de/themen/mobilitaetswende/wissenswertes/einsatzmoeglichkeiten/ (Aufruf: 12.02.2024).

Ergänzende Rückmeldungen

Folgende Fraktionen haben uns optional weitere inhaltliche Rückmeldungen zukommen lassen: