Infrastruktur und Digitale Wirtschaft

IHK-Konjunkturberichte

Zur kurzfristigen Ermittlung von konjunkturellen Trends führt die IHK Pfalz dreimal jährlich eine Umfrage über Lage und Erwartungen der pfälzischen Wirtschaft durch. Neben einem eigenen Pfalz-Konjunkturbericht zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst, gehen die Ergebnisse dieser Umfragen in den Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern, in das Herbstgutachten des Sachverständigenrates und in die Konjunkturberichte des Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ein. In die Umfrage werden regelmäßig rund 1.400 pfälzische Firmen aus den Bereichen Industrie, Einzel- und Großhandel, Gastgewerbe sowie aus dem Dienstleistungssektor einbezogen. Den Bericht finden Sie als pdf-Dokument unter weitere Informationen.
Die aktuellen Ergebnisse:

Allgemeine Wirtschaftslage zu Jahresbeginn 2024

Kraftlos - und mutlos

Woher die Zuversicht nehmen? Worauf Optimismus aufbauen? Den Unternehmen in der Pfalz fehlen hierauf die Antworten. Die aktuelle Gemengelage mit ihren unzähligen Risiken und Unsicherheiten ist nicht neu, sondern hält sich beharrlich. Seit der Corona-Pandemie und dem Ukrainekrieg befinden sich die Unternehmen pausenlos im Krisenmodus. Das ist auf Dauer zermürbend und geht zunehmend an die Substanz – nicht nur mental, sondern auch finanziell. Wie die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen, klagen immer mehr Betriebe über einen Rückgang ihrer Eigenkapitalausstattung. Das Fundament beginnt zu bröckeln.
Zu Jahresanfang 2024 zeigt sich die Wirtschaft in der Pfalz in einer trostlosen Verfassung und ist weiter denn je von einer Aufbruchstimmung entfernt. Lichtblicke gibt es kaum: Dass die Inflation langsam nachlässt, sich der Arbeitsmarkt als einigermaßen robust erweist – wohl vor allem ein Symptom für den andauernden Fachkräftemangel – und sich die Exportaussichten leicht aufgehellt haben, all dies reicht nicht aus für eine echte Trendwende. Dazu bedarf es mehr: Vor allem Mut der Politik, die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen zügig, energisch und vor allem nachhaltig im Sinne von „planbar, kalkulierbar und finanzierbar“ zu korrigieren. Denn hier liegt nach Ansicht der Unternehmen momentan die größte Krux: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen erreichen zu Beginn des neuen Jahres ein Allzeithoch als Geschäftsrisiko. Gleichzeitig stehen sie im engen Kontext mit weiteren gravierenden Problemen: hohe Energie- und Rohstoffpreise, flaue Inlandsnachfrage, hartnäckiger Fachkräfteengpass und ansteigende Arbeitskosten. Diese TOP-Geschäftsrisiken erreichen alle Umfragewerte zwischen 56 und 70 Prozent. Gleichzeitig haben die Unternehmen im Durchschnitt 3,7 Risikofaktoren angekreuzt – im langjährigen Schnitt sind es deutlich weniger. Einhergehend mit einem Umfeld, das von technologischen Umbrüchen, außenpolitischen und -wirtschaftlichen Konflikten und Krisenherden geprägt ist, potenziert sich all dies zu einer gefährlichen Mixtur, die die Wirtschaft auf längere Sicht lähmen und so den Standort Deutschland massiv schwächen könnte. Dementsprechend hoch ist der Frust in der Wirtschaft. Resignation macht sich breit.
Miese Stimmung und Lage spiegeln sich im aktuellen Verlauf des Klimaindexes wider, der sich zum Jahreswechsel in nur winzigen Trippelschritten nach oben bewegt und von 84 auf 87 Punkte klettert. Damit verharrt er allerdings immer noch weit unterhalb von der Wachstumsgrenze von 100 Punkten. Diese Entwicklung überzieht wie ein Grauschleier fast alle Branchen: Der Index der Industrie erreicht gerade einmal 85 Punkte; Handel und Gastgewerbe markieren bei 78 und ernüchternden 67 Punkten. Lediglich der Dienstleistungssektor kann sich diesem Trend entziehen und verfehlt mit 99 Punkten nur knapp die magische Grenze von 100 Punkten.
Es ist höchste Zeit für einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel, der den Unternehmen - ähnlich einem Kompass - verlässlich Orientierung bietet und Planbarkeit ermöglicht. Dies schafft zwar nicht von heute auf morgen alle Probleme aus der Welt, bringt aber das dringend benötigte Vertrauen in die Politik und so auch in den Standort Deutschland wieder zurück. Es gilt, Impulse in Form konkreter Maßnahmen zu setzen, die die Unternehmen zeitnah entlasten - dazu zählt der konsequente Abbau von Bürokratielasten, eine Senkung der Energiekosten, Investitionen in die Infrastruktur, eine Verringerung der Steuer- und Abgabenlast. Mut und Zuversicht folgen dann von ganz allein.
Legende: I = Jahresbeginn, II = Frühsommer, III = Herbst

Branchen

Industrie
Das Geschäftsklima hat sich seit dem Herbst nicht verändert. Nur rund ein Viertel der Hersteller bewertet seine aktuelle geschäftliche Lage als gut und ebenso viele stufen sie hingegen als schwach ein. Zugleich rechnen nur 12% mit einer wirtschaftlichen Belebung in den kommenden 12 Monaten und 37% befürchten ganz im Gegenteil dämpfende Einflüsse auf ihre Geschäftstätigkeit. Dabei sind vom Auslandsgeschäft kaum Impulse zu erwarten. Auch wenn sich der Anteil der Positivstimmen erhöht hat, geht nach wie vor mehr als die Hälfte der Exportbetriebe von einer konstanten Nachfrage aus dem Ausland aus und 31% rechnen mit einer schwächeren Nachfrage. Wenig ausgeprägt ist weiterhin die Investitionsbereitschaft. Lediglich ein Viertel plant höhere Ausgaben in den nächsten 12 Monaten und ein Drittel niedrigere. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt trübt sich weiter ein: Nur 17% planen Neueinstellungen und knapp eine Viertel denkt über einen Personalabbau nach.
Handel
Die Händler beurteilen ihre geschäftliche Lage noch schwächer als im Herbst: Nur noch 15% bezeichnen ihre derzeitige Situation als gut und 58% als befriedigend. Die Perspektiven für die nächsten zwölf Monate bleiben verhalten: Lediglich jeder zehnte Betrieb hofft auf eine Erholung und fast 40% blicken pessimistisch in die Zukunft. Die Investitionsneigung ist entsprechend gering: Nur jeder Fünfte denkt über eine Budgetausweitung nach und 39% planen eine Rückführung ihrer Investitionstätigkeit. Die Beschäftigungssituation bleibt angespannt: Lediglich 5% wollen zusätzliche Stellen schaffen und 22% planen Entlassungen.
Dienstleistungen
Die aktuelle Geschäftslage wird überwiegend als befriedigend eingestuft. Dies bestätigen 47% der Betriebe und 30% bezeichnen ihre gegenwärtige Situation als erfreulich. Dabei rechnen zwei Drittel der Betriebe mit einem gleichbleibenden Konjunkturtrend im Jahresverlauf und 21% halten einen wirtschaftlichen Abwärtstrend für wahrscheinlich. Die Investitionsplanungen fallen restriktiv aus: Nur 16% planen höhere und gut 30% geringere Ausgaben. Der Arbeitsmarkt zieht an: In den kommenden Monaten wollen deutlich mehr Betriebe zusätzliches Personal einstellen und zugleich weniger Stellen abbauen (20% gegenüber 16%).
Gastgewerbe
Die Mehrheit der Hotels und Restaurants spricht von einer im Großen und Ganzen akzeptablen geschäftlichen Situation. Demnach bezeichnen derzeit knapp 60% der Betriebe ihre Lage als befriedigend, 13% als gut und 29% als schlecht. Die Aussichten sind allerdings trübe: 42% gehen von einer konstanten Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten aus und über die Hälfte der Betriebe (52%) sogar von einer Abschwächung. Die Investitionstätigkeit stockt: Mit 43% denken deutlich mehr Betriebe über eine Verringerung als über eine Ausweitung ihrer Investitionsausgaben nach (21%). Die Zahl der Beschäftigten wird sinken: Kein einziger Betrieb plant Neueinstellungen, aber bei 23% stehen in den kommenden Monaten Entlassungen an.

Weitere Konjunkturberichte

Zusätzlich veröffentlichen die vier Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz einen gemeinsamen konjunkturelle Einschätzung für das Land Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus  veröffentlichen die Industrie- und Handelskammern in der Metropolregion Rhein-Neckar einmal jährlich und zwar zum Jahresbeginn einen gemeinsamen Konjunkturbericht. Konjunkturberichte des DIHK zur bundesweiten Konjunkturentwicklung gibt es dreimal jährlich.

Ältere Konjunkturberichte können Sie anfordern über thomas.schmitz@pfalz.ihk24.de.
Stand: Februar 2024