Stimmen für die Zukunft
Den Abschluss der Auftaktveranstaltung “Zukunft Ostwürttemberg” bildete die Podiumsdiskussion, die IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler engagiert moderierte. Es ging um das Thema „Zukunft Ostwürttemberg: Transformation als Chance und Herausforderung“.
Gesprächsteilnehmer waren Dr. Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises; Frederick Brütting, Oberbürgermeister der Stadt Aalen; Dr. Toralf Haag, Vorsitzender der Voith-Konzerngeschäftsführung in Heidenheim; Dr. Gerta Marliani, Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch Automotive Steering GmbH in Schwäbisch Gmünd; Dr. Matthias Metz, Mitglied des Konzernvorstands der Carl Zeiss AG in Oberkochen; Peter Polta, Landrat des Landkreises Heidenheim sowie Michael Salomo, Oberbürgermeister der Stadt Heidenheim. Dabei wurde deutlich, dass sich Voith, Zeiss und Bosch stark für den Klimaschutz engagieren und auf CO2-Neutralität setzen.
Rückenwind für Bosch
Dr. Gerta Marliani machte keinen Hehl daraus, dass Bosch die Halbleiter-Krise hart trifft. Das Unternehmen tue alles, um möglichst viele Halbleiter zu bekommen. Man setze auch auf eine eigene Halbleiter-Entwicklung, um unabhängiger zu werden. Die bei Bosch produzierten Lenkungen würden auch in elektrischen Fahrzeugen gebraucht und die Produkte von Bosch eigneten sich sogar besser als die der Wettbewerber. Dr. Marliani: „Wir sind super unterwegs und bekommen durch die Elektrifizierung eher noch Rückenwind!“
Die Carl Zeiss AG sehe die Digitalisierung als eine große Chance, die das Unternehmen deutlich nach vorne bringen werde, berichtete Dr. Matthias Metz. Man könne bestehende Prozesse digitalisieren und Geräte vernetzen, aber über den Erfolg entscheide letzten Endes der Kunde – er müsse einen Mehrwert vom Tun des Unternehmens haben. Ihm könne man noch mehr ein gutes, hervorragendes und vor allem fehlerfreies Produkt anbieten, indem beispielsweise Optiker mittels Avataren Fassungen und Gläser virtuell anprobten. Die Politik aber müsse passende Rahmenbedingungen schaffen für den Erfolg.
Der Ostalbkreis bringe viele Projekte auf den Weg, unterstrich Ostalb-Landrat Joachim Bläse. Man habe den Mut, neue Wege zu gehen. Michael Salomo nannte die Digitalisierung einen wichtigen Standortfaktor und eine kommunale Aufgabe der Daseinsvorsorge. Die Digitalisierung biete ein breites Handlungsfeld und man könne bereits mit dem Mobiltelefon eine komplette Verwaltung steuern. Dafür müsse die Kommune die Infrastruktur schaffen.
Sein Aalener Amtskollege Frederick Brütting forderte die Region auf, angesichts ihrer fast 500.000 Einwohnern gegenüber der Landesregierung selbstbewusster aufzutreten. In Aalen entstehe mit vielen Partnern das Leuchtturmprojekt „KI-Werkstatt Mittelstand“ im Rahmen des RegioWin 2030-Wettbewerbs. Mithilfe der Infrastruktur an der Hochschule Aalen sollen regionale Innovationskapazitäten zum Thema Künstliche Intelligenz im Digital Innovation Space an der Hochschule auf- und ausgebaut werden. Das soll dazu beitragen, die Wirtschaftskraft der Region nachhaltig zu sichern und zu stärken. Ein Highlight, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist, soll Brütting zufolge ein Mediendom, eine Art Planetarium mit Technologie von Carl Zeiss, sein.
Nachhaltigkeit in der DNA
Gut aufgestellt sieht Dr. Toralf Haag die Firma Voith, die im kommenden Jahr CO2-neutral produzieren will und deren Produkte auch zur CO2-Minderung beitragen. Dafür sei sie beim Nachhaltigkeits-Rating ausgezeichnet worden. „Nachhaltige Technologien haben wir in unserer DNA und versuchen sie auch zu leben!“ IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler fügte spontan hinzu: „Voith ist eines der nachhaltigsten Unternehmen überhaupt!“
Im Kreis Heidenheim wird das Klimaschutzkonzept fortgeschrieben, berichtete Landrat Peter Polta. Bis 2040/45 wolle der Landkreis klimaneutral sein und Modellregion beim grünen Wasserstoff. Für eine umweltgerechte Mobilität brauche es intelligente Konzepte. Ein erster Schritt sei der Mobilitätspakt der beiden Landkreise in Ostwürttemberg, der eine Blaupause für andere Regionen sein könnte. Als Problem nannte Polta die Brenzbahn. Sie sei eingleisig und nicht elektrifiziert. Auch beim ÖPNV werde es spannend. „Da darf nicht Luft gefahren werden und das Land muss mit in die Bütt!“
In zehn Jahren werden viele Fahrzeuge elektrisch und autonom unterwegs sein, sagte Gerta Marliani voraus. Die Mobilität werde sich nachhaltig verändern und auch das Fahrrad werde ein Faktor sein. Landrat Joachim Bläse setzt auf eine Vernetzung der Region mit der europäischen Metropolregion Stuttgart. Daran sehe man auch, dass Ostwürttemberg nicht allein sei, es werde vielmehr ein wesentlicher Motor für diese Metropolregion sein.
Die digitale Infrastruktur in Ostwürttemberg müsse aber besser werden, mahnte Dr. Toralf Haag - und das Standortmarketing offensiver. Den Einzelhandel zu unterstützen, um eine florierende Innenstadt zu haben, forderte Michael Salomo, während Frederick Brütting das Smart-Citiy-Projekt zusammen mit Heidenheim vorstellte und interkommunale Zusammenarbeit begrüßte. Digitalisierung könne ein Instrument sein, um klüger mit den Ressourcen umzugehen. Die digitale Infrastruktur sei ein Riesenthema, sagte auch Dr. Michael Metz und mahnte, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen.