Top Bilanz im Teilhabeatlas des Berlin-Instituts

Gute Teilhabechancen in Ostwürttemberg

Teilhabeatlas gibt Auskunft über den Erfolg eines Landkreises

Das Berlin-Institut hat die Ungleichheit der Lebensverhältnisse in den 401 Landkreisen und Städten Deutschlands untersucht. Im Teilhabeatlas Deutschland sind die Ergebnisse dargestellt. Dazu wurden relevante ökonomische und soziale Indikatoren, die darüber entscheiden, ob eine Region als abgehängt gilt oder erfolgreich ist, ausgewertet. Zu den untersuchten Daten zählen beispielsweise das Einkommen, der Bildungserfolg, die Breitbandversorgung, die Lebenserwartung und das Bevölkerungswachstum. Mit Hilfe einer Clusteranalyse wurden sich ähnelnde der betrachteten Städte und Landkreise in insgesamt sechs Gruppen unterteilt. Dabei haben sich grob jeweils drei städtische und drei ländliche Cluster mit jeweils guten, mäßigen und geringeren Teilhabechancen herausgebildet.

Top Bilanz für Ostwürttemberg

Beide Landkreise, der Landkreis Heidenheim als auch der Ostablkreis, wurden dem besonders chancenreichen Cluster 4 zugeteilt. Dieses setzt sich aus ländlichen Regionen zusammen, die ihren Einwohnern gute Teilhabechancen ermöglichen. Für die Region Ostwürttemberg ergibt sich also eine deutlich positive Bilanz. Ein kräftiger Beleg für die Attraktivität und Stärke des Standorts. Die starke Wirtschaft schafft beste Voraussetzungen auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Die Steuereinnahmen sind hoch, sodass die Kommunen ihren Einwohnern eine gute Bildung und Versorgung bieten können. Der Ostalbkreis kann eine Zuwanderung junger Menschen verbuchen.

Erfolgreiche ländliche Regionen (Cluster 4) zeichnen sich aus durch

-    geringe SGB II-Abhängigkeit
-    hohes Einkommen
-    hohes Steueraufkommen
-    geringer Anteil Schulabbrecher
-    hohe Lebenserwartung
-    wenige Zuzüge
-    gute Breitbandversorgung
-    geringe Nahversorgung

Das Lebensgefühl im Ostalbkreis stimmt nur teilweise mit der Faktenlage überein

Abschließend wurde geprüft, ob das Lebensgefühl vor Ort mit der Faktenlage übereinstimmt. Dazu wurden insgesamt fast 300 Einzelinterviews in 15 der 401 Kreise und Städte Deutschlands geführt. Eine qualitative Befragung ergibt keine repräsentativ auswertbaren Ergebnisse. Es werden verschiedene subjektive Aussagen gesammelt, die jedoch einen guten Einblick in das Lebensgefühl einer Region geben. So wird deutlich, welche Themen die Menschen in Stadt und Land umtreiben, wie sie die Entwicklung wahrnehmen und in welcher Stimmung sie in die Zukunft blicken. Aus Cluster 4 wurde auch der Ostalbkreis befragt. Hierbei wird deutlich, dass sich die Wahrnehmung der Einwohner von der Faktenlage teilweise unterscheidet. So neigen die Bewohner des Ostablkreises dazu, sich eher auf Negatives zu berufen und sich mit urbanen Zentren anstatt anderen Regionen zu vergleichen. Die faktisch sehr positive Lage im Kreis wird nur in Grundzügen deutlich und durch die schwäbische Mentalität in den Interviews gemildert – quasi Jammern auf hohem Niveau. Handlungsbedarf zeigt sich aber vor allem im Bereich der Verkehrsinfrastruktur und der Breitbandversorgung.

Zitate aus dem Ostalbkreis

„Wir sind gut aufgestellt im Vergleich zu anderen Gemeinden. Aber die Bürger vergleichen sich mit Bayern: Die bauen viel mehr Straßen. Wir wünschen uns schon lange eine Umgehung. Dann heißt es: Schauen Sie Bayern an, da funktioniert es. Man sucht sich Dinge aus beim Nachbarn, die man nicht hat, und blickt neidisch rüber. Ist völlig menschlich.“
„Wir hatten hier (in Riesbürg, Ostalbkreis) einen Bäcker, der hat Pleite gemacht. Und der Metzger findet keinen Nachfolger. Dann haben wir, was Grundversorgung betrifft, nichts mehr. Die Bürger nehmen es erst wahr, wenn etwas fehlt. Aber wir haben es nicht weit zu den Einkaufszentren.“
„Wir werden im negativen Sinne beobachtet. Aus Stuttgart. Wenn man die Weltwirtschaft anguckt: Deutschland ist der Hammer. Aber dann wird Erde, die in Stuttgart abgebaggert wird, aufs Land rausgefahren. Hauptsache die Städter können sich entwickeln. Der urbane Raum wird bevorzugt. Wenn sie es nicht schaffen, uns mitzunehmen, wird’s schwierig.“
„Wir müssen nicht höher, weiter, größer werden. Wenn wir das Niveau halten, haben wir viel geschafft. Wenn es noch mehr wird, kann das negative Seiten für andere haben.“

Stark in die Zukunft

Für Ostwürttemberg ist es wichtig, diese positive Entwicklung zu sichern und weiterzutragen. Der Blick sollte dabei vor allem auf die Zukunft gerichtet werden. So sollte der Abwanderung junger Menschen in urbane Zentren, als auch der Verschlechterung der Versorgungssituation beispielsweise mit Ärzten gezielt entgegengewirkt werden. Die wirtschaftliche Attraktivität des Standorts sollte durch eine Verbesserung und den Ausbau der Infrastruktur der Region, sowohl auf der Straße als auch digital durch den Breitbandausbau, gesichert und weiter erhöht werden.