IHK-Fachkräftemonitor: Stand Juli 2022
Abbildung: Top-Engpassberufsgruppen, sortiert nach absolutem Bedarf (2035)
Fachkräfteengpass verschärft sich deutlich, im laufenden Jahr fehlen in Ostwürttemberg schon jetzt 1.000 Fachkräfte
Der IHK-Fachkräftemonitor unterstützt Unternehmen bei der Analyse von Fachkräfteangebot und -nachfrage. Die aktualisierte Auswertung für die Region Ostwürttemberg zeigt im laufenden Jahr 2022 einen Fachkräfteengpass auf. Noch im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie einen Fachkräfteüberschuss zur Folge.
In der Region Ostwürttemberg steht im Jahr 2022 einem Angebotspotenzial von 161.000 Fachkräften eine Nachfrage in Höhe von 162.000 gegenüber. Das führt zu einem Fehlen von 1.000 Fachkräften. Setzt man diesen Engpass ins Verhältnis zur absoluten Nachfrage, ergibt sich ein Engpass relativ zur Nachfrage in Höhe von 0,6 %. Die Entwicklung hin zu einem Engpass an Fachkräften wird sich bis zum Jahr 2035 verschärfen. So wird für das Jahr 2035 ein absoluter Engpass in Höhe von 35.000 Fachkräften prognostiziert (Prognose 2021: 33.000). Der Haupttreiber für die Verschärfung des Engpasses ist der vergleichsweise starke Rückgang des Angebotspotenzials: 2035 wird mit einem Angebotspotenzial von 118.000 Fachkräften gerechnet. Demgegenüber steht eine Nachfrage von 153.000 Fachkräften.
Für die Unternehmen der Region stellt diese Entwicklung eine hohe (finanzielle) Belastung dar. Das Anwerben und Qualifizieren von Fachkräften benötigt Zeit und erfordert hohe Investitionen. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen des anhaltenden Krieges in Europa, die hohe Inflation sowie Lieferkettenprobleme – alles Faktoren, die hohe Kosten fordern.
Grafik Berufsgruppen
© IHK Owue
Abbildung: Top-Engpassberufsgruppen, sortiert nach absolutem Bedarf (2035)
Die Abbildung zeigt, dass Berufsgruppen mit medizinischem Fokus und technischem Profil in der Region Ostwürttemberg etwa die Hälfte der TOP-10-Engpassberufsgruppen ausmachen. Der Trend hin zu einer vermehrten Nachfrage von Fachkräften für dienstleistungsorientierte Berufe wird insbesondere bei der Betrachtung des Rankings für 2035 deutlich. Technische Berufsgruppen, beispielsweise aus dem produzierenden / verarbeitenden Gewerbe sind 2035 tendenziell nur noch am unteren Ende des Rankings zu finden. Ein Haupttreiber dieser Entwicklung ist mit Sicherheit die Automatisierung von Arbeitsschritten / Digitalisierung der Arbeitswelt. Demgegenüber stehen Berufe in der technischen Forschung und Entwicklung, die nach wie vor stark in der Region nachgefragt werden.
Auffallend ist zudem das Aufrücken von dienstleistungsorientierten Berufsgruppen mit erzieherischem und medizinischem Hintergrund in die obere Hälfte. Bis 2035 wird sich der Engpass in dienstleistungsorientierten Berufsgruppen voraussichtlich weiter verschärfen.
Grafik Fachkräfteangebot und -nachfrage
© IHK Owue
Infokasten
IHK-Fachkräftemonitor:
Durch die demografische Entwicklung werden Fachkräfte knapp – nicht immer und überall, aber oft gerade dort, wo Unternehmen sie besonders brauchen. Das Anwerben und Qualifizieren von Fachkräften benötigt Zeit und bedeutet eine hohe Investition.
Der IHK-Fachkräftemonitor liefert eine gute Informationsbasis für die Mitgliedsunternehmen der lokalen Industrie- und Handelskammern, für die Politik und für Jugendliche vor der Berufswahl. Der IHK-Fachkräftemonitor ist ein Instrument, um regionale Fachkräfteengpässe und –entwicklungen zu erkennen und Entscheidungen rechtzeitig darauf ausrichten zu können. Die Internetanwendung ist unter http://www.fk-monitoring.de/ frei zugänglich und intuitiv verständlich.
Was analysiert der IHK-Fachkräftemonitor Baden-Württemberg?
» Er zeigt Angebot und Nachfrage von Fachkräften im Bundesland und den einzelnen IHK-Regionen bis in das Jahr 2030, wahlweise auch nach einzelnen Wirtschaftszweigen und Berufsgruppen.
» Er wertet die Arbeitsmarktsituation von beruflich Qualifizierten und Akademikern aus.
» Er gibt Aufschluss über das Durchschnittsalter sowie den Frauen- und Männeranteil in den unterschiedlichen Regionen, Branchen und Berufsgruppen.
» Er weist die Branchen und Berufsgruppen mit dem höchsten Fachkräfteengpass oder -überschuss aus.
Datenqualität
Die Prognosen basieren auf einem wissenschaftlich fundierten Modell und werden jährlich aktualisiert. In das Prognosemodell fließen insbesondere auch die Ergebnisse der Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammern ein und spiegeln damit die Einschätzungen der Unternehmerinnen und Unternehmer vor Ort wider.