Klimaschutz

Nachgefragt: Interview mit Franz A. Rieger

„Klimaschutz ist eine gesellschaftliche und generationenübergreifende Aufgabe.“

Galvanische Oberflächenbehandlung ist ein energieintensiver Bereich der Industrie. Deshalb hat sich die Rieger Metallveredlung GmbH & Co. KG bereits sehr frühzeitig mit der Reduzierung des Energieverbrauchs, verbunden mit einer Minderung der C02-Emissionen auseinandergesetzt. Nicht zuletzt ist dies für Franz A. Rieger auch eine gesellschaftliche und generationenübergreifende Aufgabe. Das Unternehmen hat bereits zahlreiche Maßnahmen zur Energieeinsparung durchgeführt. Darüber hinaus wurde der externe Bezug von Strom auf Öko-Strom umgestellt bzw. der Strom wird in zunehmendem Maße selbst erzeugt.

Klimaschutz ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Welche Bedeutung hat Klimaschutz aus Ihrer Sicht für die Industrie insgesamt?

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in allen Bereichen unserer Gesellschaft, weltweit wie auch hier bei uns in der Region, immer deutlicher spürbar. Es erstaunt mich persönlich immer wieder, wenn diese offensichtlich erkennbaren und spürbaren Auswirkungen ignoriert oder gar verneint werden. Dies umso mehr zumal diese auch noch umfangreich wissenschaftlich belegt sind. Auch wenn der Klimawandel nicht allein menschengemacht ist, so ist eine wesentliche Beschleunigung durch die Aktivitäten der Menschheit gegeben. Dies macht natürlich auch vor der Industrie nicht Halt und erfordert eine Änderung der bisher gewohnten Arbeitsweisen. Der Gesetzgeber hat vor Jahren schon reagiert und fordert in stärker werdendem Maße die Verhaltensänderungen.

Welche Rolle spielt der Klimaschutz in Ihrem Unternehmen und was sind die Beweggründe für Ihre Aktivitäten im Bereich Klimaschutz? Wurden Maßnahmen bereits umgesetzt bzw. sind projektiert?

Die Branche der galvanischen Oberflächentechnik ist ein energieintensiver Bereich der Industrie und ist dadurch von dieser Thematik besonders betroffen. Wir bei der Rieger Metallveredlung haben uns früh mit dem Thema der CO2-Reduzierung befasst. So konnten wir nach einem der ersten Energie-Effizienz-Tische auf Initiative der IHK Ostwürttemberg im Zeitraum von 2007 – 2011 eine Reduzierung der CO2-Belastung um 17 Prozent erreichen.  Die erste Installation einer Photovoltaik-Anlage war im Jahre 2011. Der externe Bezug von Strom wurde 2014 komplett auf Öko-Strom aus regenerativen Quellen wie Wasserkraft umgestellt. Somit ist der gesamte Bereich der elektrischen Energie seither CO2-frei. Dieses Jahr wurden die ersten Firmenfahrzeuge für die Mitarbeiter auf rein elektrisch umgestellt.  Ein weiteres Augenmerk gilt der Energieeinsparung. So wurde die Beleuchtung dieses Jahr auf LED-umgestellt und eine Reduzierung des Energieverbrauches in diesem Bereich von über 64 Prozent erreicht.

Aktuell steht noch die energetische Sanierung unser Südfassade an, welche wir in Verbindung mit einer weiteren PV-Anlage ausführen. Gebäude- und Heizungssanierung unter den ökologischen wie ökonomischen Gesichtspunkt wird weiter im Fokus bleiben.

Spielen Aktivitäten im Bereich Klimaschutz auch eine Rolle bei der Auftragsvergabe Ihrer Kunden an Ihr Unternehmen? Wie schätzen Sie dies für die Zukunft ein und wie wirkt sich Klimaschutz auch auf die Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten aus?

In der Vergangenheit wurde dies zwar immer wieder von der Seite der Kunden angesprochen, jedoch habe ich bisher nicht den Eindruck, dass wir einen Auftrag erhalten haben, nur, weil die von unseren erbrachten Leistungen zum Beispiel weniger CO2 belastend sind als beim Wettbewerb. Nichtsdestotrotz spüre ich doch auch eine zunehmende Beachtung auf der Kundenseite in Bezug auf Klimarelevanz. Wer weiß, ob nicht vielleicht doch dies die Entscheidung des einen oder anderen Einkäufers zu unseren Gunsten beeinflusst.

Das produzierende Gewerbe in Deutschland hat 2017 rund 2,2 Mrd. Euro in die Nutzung erneuerbarer Energien, die Energieeffizienzsteigerung und Energieeinsparung sowie in die direkte Vermeidung von Treibhausgasemissionen investiert. Wie zahlen sich diese Investitionen aus, auch über den rein finanziellen Aspekt hinaus? Dies für die Industrie im Allgemeinen, aber auch für Ihr Haus im Besonderen.

Zunächst sind diese Investitionen eben eine Ausgabe. Energieeinsparung verringert sodann auf jeden Fall den Energieverbrauch und damit auch die Kosten der Energiebeschaffung. Hier hat man dann harte Zahlen mit denen sich rechnen lässt. Darüber hinaus sind die indirekten Kosten durch zum Beispiel Unwetter wie Starkregen verursachten Kosten, oder zunehmender Energiebedarf für Kühlungen, ein leider zu wenig beachteter Kostenfaktor. Diese Kosten gilt es mit diesen Investitionen im Zaun zu halten. Leider haben wir es hier zumeist mit sehr langfristigen Ansätzen, deutlich über den heute oft geforderten maximal dreijährigen Amortisationen, zu tun. Diese Investitionen dienen unserer Gesellschaft generationenübergreifend und müssen als solche bewertet werden. Hier sind familien- bzw. inhabergeführte Unternehmen gegenüber den rein kapitalgesteuerten Unternehmen eindeutig weiter. Ich glaube, dass dies auch auf Seiten der Mitarbeiter gesehen wird, welche eine regionale Verwurzelung haben. Dies steigert die Attraktivität als Arbeitgeber.

Welche Auswirkungen wird das Thema Klimaschutz auf die Arbeit bzw. die Themen im Industrieausschuss der IHK haben?

Der Industrieausschuss hat sich schon bisher immer mit dem Thema Energie beschäftigt. Die zuverlässige Versorgung der Industrie mit Energie, sei es Strom oder Wärmeenergie ist essentiell für eine funktionierende Industrie. Die Auswirkungen des Energieverbrauches auf den Klimawandel ist dadurch ebenfalls im Fokus. Es ist ein Dauerthema bei der Arbeit des Industrieausschusses.

Und abschließend: Was können Sie anderen Unternehmen, die den Klimaschutz stärker vorantreiben wollen, empfehlen?  Welche Ansätze versprechen aus Ihrer Sicht schnellen und effektiven Erfolg?

Wie schon eingangs gesagt, ist uns schon seit langem allen bekannt, dass es den Klimawandel gibt und, dass dies maßgeblich durch unser Handeln beeinflusst wird. Ich bin überzeugt, dass jedes Unternehmen, jeder Unternehmer und jede Unternehmerin seine Potentiale zur Stärkung des Klimaschutzes kennt. Ich kann daher nur an das Zitat von Erich Kästner appellieren: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“.

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