Best Practice
„Die Verantwortung für Integration tragen wir gemeinsam“
(v. li.) Friedericke Frick und Anna Krupelnytska
© Landratsamt Ostalbkreis
Die vergangenen Monate haben verdeutlicht, dass Integration keine leichte Aufgabe ist. Ein funktionierendes Zusammenspiel der Gesellschaft, umfangreichen Integrationsleistungen des Bundes sowie Bemühung seitens der Geflüchteten sind der Grundstein für erfolgreiche Integration. Gleichzeitig wächst nach Abschluss der Integrations- und Sprachkurse nicht erst seit Einführung des „Job-Turbos“ die Verantwortung lokaler Unternehmen. Dass erfolgreiche Integration und Arbeit sich gegenseitig bedingen und die Bereitschaft zur Einstellung von Menschen mit Grundkenntnissen in Deutsch bedeutende Chancen hervorbringt, zeigt sich eindrucksvoll am Beispiel von Anna Krupelnytska und der Firma Kicherer in Ellwangen.
Die Ukrainerin Anna Krupelnytska flüchtete im Frühsommer 2022 nach Deutschland, nachdem sie bereits zum zweiten Mal ihre Heimat verlassen musste. Schon im Jahr 2014 verlor die Ukrainerin ihre Heimat nach der russischen Invasion im Donbass und floh nach Mariupol, von dort aus weiter nach Charkiw.
Die Ukrainerin Anna Krupelnytska flüchtete im Frühsommer 2022 nach Deutschland, nachdem sie bereits zum zweiten Mal ihre Heimat verlassen musste. Schon im Jahr 2014 verlor die Ukrainerin ihre Heimat nach der russischen Invasion im Donbass und floh nach Mariupol, von dort aus weiter nach Charkiw.
„Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich hatte einfach nur Angst und wollte in Sicherheit sein“, berichtet Krupelnytska. In Deutschland angekommen, landete sie erst in Sindelfingen und dann in Ellwangen in der Erstaufnahme. Über die Initiative „Ostalb hilft“ fand sie Unterstützung bei der Suche nach einer Unterkunft und lebte für ein halbes Jahr mit 35 Geflüchteten in einer Wohngemeinschaft. Mit Motivation, Mut und dem Anspruch, schnell auf eigenen Beinen zu stehen, meldete sich die Ukrainerin für den Sprachkurs an.
„Leider habe ich nicht gleich einen Platz in der Sprachschule bekommen und musste warten. Über das Internet, Youtube und Bücher habe ich jedoch gleich angefangen, Deutsch zu lernen“, erzählt sie. Noch bis zum Januar 2023 lernte sie selbstständig und erhielt zusätzliche Unterstützung durch die Teilnahme am Frauenprojekt der AJO e. V. in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. Die AJO e.V. und auch das Jobcenter begleiteten Krupelnytska bei notwendigen Behördengängen sowie der Arbeitssuche. „Ich möchte diese Möglichkeit nutzen und mich bedanken. Ich habe so viel Unterstützung erfahren und wurde toll auf der Ostalb aufgenommen“, so Krupelnytska. Im Januar 2023 konnte die Ukrainerin direkt auf dem Niveau A2 in den Sprachkurs einsteigen. Neben der Sprachschule arbeitete sie als Yogalehrerin in einem Fitnessstudio und seit Mai des Jahres bei der Firma Kicherer in Ellwangen in Teilzeit.
Dass die studierte Ukrainerin viel Potential mitbrachte und dieses auch genutzt werden musste, war Geschäftsführerin Friedericke Frick sofort klar. Krupelnytska verfügte nicht nur über einen Masterabschluss in Psychologie und internationaler Wirtschaft, sondern zudem über zwölf Jahre Berufserfahrung im Bereich Import und Export in internationalen Unternehmen. „Die Leute kommen oftmals aus tollen Positionen und haben hier dann nichts vorzuweisen. Wir wollten Annas Potentiale nutzen, ihr eine anspruchsvolle Aufgabe bieten und ihre vorhandenen Erfahrungen anerkennen“, so Frick. Die Anerkennung der vorhandenen Abschlüsse und Berufserfahrung liege nicht nur beim Staat, sondern auch bei den einzelnen Unternehmen.
Krupelnytska, die nicht nur Frick, sondern auch ihren Teamleiter mit ihrer selbstständigen und gewissenhaften Arbeitsweise überzeugen konnte, arbeitet sich schnell in verschiedene Aufgabengebiete ein. Dass die Einarbeitung jedoch das ganze Team fordere, müsse klar sein, erklärt Frick. „Die Bereitschaft vom ganzen Team ist gefordert. Natürlich mussten wir am Anfang viel auf Englisch kommunizieren und den Wissensstand von Anna herausfinden“, so Frick. Nach und nach habe sich aber die Kompetenz der Ukrainerin herauskristallisiert, so dass ihre Aufgabenfelder erweitert werden konnten. „Wir haben gesehen, dass es funktioniert und dann die Arbeitszeiten auf Vollzeit aufgestockt“.
Seit September 2023 arbeitet Krupelnytska nun in Vollzeit bei der Firma Kicherer. Sie steht auf eigenen Beinen, hat tolle Kollegen und enge Freundschaften aus der WG-Zeit nach Ankunft in Deutschland. Ihre neue Heimat hat die Ukrainerin in Ellwangen gefunden. „Mir gefällt die Architektur dieser wunderschönen Stadt, die Leute sind alle freundlich und ich fühle mich hier wohl.“
Die Firma Kicherer freut sich über eine wertvolle Mitarbeiterin mit vielschichtigen Kompetenzen und einer besonderen Mentalität. „Wir schätzen und respektieren hier Menschen mit so viel Mut und Kampfgeist und wollen alle Unternehmen ermutigen, auch diesen Schritt zu gehen. Leute die arbeiten wollen und sich Mühe geben, denen müssen wir auch eine Chance geben“.
Quelle: Pressemeldung des Landratsamts Ostalbkreis (28.03.2024)