Internationales
Vorschläge der IHK
- Einrichtung eines International Business Centers prüfen
- Beratung zur Unternehmensführung speziell für Migranten anbieten
- Entwicklung eines abgestimmten Regionalmarketings für die internationale Standortwerbung
MEO – eine Region auf Internationalisierungskurs. Der Export war stets eine zuverlässige Stütze und Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. So hat sich die Exportquote in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt und erreichte mit rd. 43 Prozent der Industrieumsätze 2011 einen neuen Rekordwert.
Dies unterstreicht, dass die regionalen Unternehmen auf den Weltmärkten insgesamt sehr gut aufgestellt sind. Produkte und Dienstleistungen aus der MEO-Region sind gefragt: seien es Aufzugseile in Kanada, Signalleuchten in Dubai oder Anlagen in China. Die Qualität aus der MEO-Region kommt an.
Erfolg und Präsenz auf internationalen Märkten stärken deutsche Unternehmen auch an ihren heimischen Standorten. Das Auslandsengagement ist vielfach Garant für Umsatz- und Ertragssteigerungen und zugleich Taktgeber für Arbeitsplätze in Deutschland. Dies sind wesentliche Ergebnisse der seit 2005 jährlich durchgeführten bundesweiten Umfrage „Going International“ der IHK-Organisation mit Unterstützung der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs). An der Online-Umfrage im Winter 2011 nahmen insgesamt 3.200 Unternehmen – darunter auch zahlreiche MEO-Firmen – teil.
An dem Internationalisierungskurs in der MEO-Region sind neben den großen weltweit agierenden Konzernen vermehrt KMUs beteiligt – Tendenz steigend. Dabei ist das Auslandsengagement keinesfalls ein Selbstläufer, sondern bedarf der systematischen Vorbereitung und kontinuierlichen Pflege. In Fragen des internationalen Geschäfts steht die IHK ihren Mitgliedsunternehmen als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. Der „Rund-um-Service“ in der Außenwirtschaft konzentriert sich vor allem auf die Vermittlung von Informationen über Auslandsmärkte, die Kontaktanbahnung zu neuen Geschäftspartnern sowie die Unterstützung im dokumentären Bereich.
Der Internationalisierungskurs in der MEO-Region muss konsequent beibehalten und wenn möglich noch verstärkt werden. Zur Förderung bilateraler Wirtschaftsbeziehungen sind gemeinsam mit regionalen Partnern neue Projekte anzudenken bzw. Initiativen weiterzuentwickeln. Ein Beispiel in dem Zusammenhang ist die seit 2003 bestehende Wirtschaftskooperation zwischen der IHK und der chinesischen Stadt Kunshan/Provinz Jiangsu. Diese Wirtschaftskooperation wurde 2006 unter Einbindung der drei MEO-Städte und deren Wirtschaftsförderungsgesellschaften erweitert und von Anfang an vom NRW-Wirtschaftsministerium flankiert.
MEO-Region international besser vermarkten
Die MEO-Region hat in puncto „Internationalität“ einiges zu bieten. Dies sollte mit mehr Selbstbewusstsein nach außen getragen werden. Allein die Anzahl der hier ansässigen Konzernzentralen unterstreicht die Bedeutung der Region als ein wichtiges Entscheidungszentrum der deutschen Wirtschaft: 22 der 500 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands haben nach der letzten Erhebung der Tageszeitung „Die Welt“ (2011) ihren Hauptsitz in der MEO-Region. Hinzu kommen zahlreiche mittelständische Betriebe, die auf internationalem Parkett mit speziellem Know-how punkten und nicht selten Weltmarktführer – sog. Hidden Champions – sind.
Es gilt, die international tätigen Unternehmen verstärkt auch als Multiplikator bzw. Botschafter für die MEO-Region zu gewinnen. Im Rahmen ihrer Geschäftskontakte könnten sie für den Standort werben, um so auch Investitionen, geschäftliches Engagement oder weitere Kooperationen anzuregen. In dem Zusammenhang wäre die Entwicklung eines abgestimmten Regionalmarketings anzudenken, das international von den Unternehmen eingesetzt werden könnte.
Für eine Vermarktungsstrategie als internationaler Standort sind Herausstellungsmerkmale wichtig. Ein Beispiel ist die Realisierung der International School Ruhr, mit der Unternehmensvertretern mit schulpflichtigen Kindern und häufig wechselnden Wohnorten ein interessantes Angebot gemacht werden kann.
Ein weiterer Standortfaktor ist die Messe Essen. Sie ist ein wichtiges Eingangstor für ausländische Unternehmen in die Region. So stammt etwa ein Drittel aller Aussteller der Messe aus dem Ausland. Die Besucher reisen aus mehr als 100 Ländern an, um sich zu informieren und Kontakte zu knüpfen. Die Messe ist mit ihrer weltweiten Präsenz Aushängeschild und Botschafter der MEO-Region. Sie kann so ein positives Image weitertragen und für den IHK-Bezirk werben. Es ist dringend erforderlich, dass die Messe zukunftsfähig bleibt und ihrer Aufgabe als internationaler Mittler gerecht werden kann.
Potenzial ausländischer Unternehmen stärker nutzen
Die Internationalität der MEO-Region wird verstärkt auch von den hier ansässigen ausländischen Unternehmen geprägt. Die von den IHKs Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Nord Westfalen (Emscher-Lippe-Region) 2009 veröffentlichte Studie „Ruhrwirtschaft International – Ausländische Unternehmen im Ruhrgebiet“ unterstreicht die Bedeutung ausländischer Betriebe für diese Region. Derzeit ist eine Neuauflage geplant, um eine Potenzialanalyse durchzuführen.
Von 222.150 bei den vorgenannten IHKs registrierten Unternehmen sind mehr als 17.000 im ausländischen Besitz. Mit anderen Worten: Jede 13. Firma im Revier ist international geführt. In der MEO-Region ist es sogar jedes elfte Unternehmen; der Anteil ausländischer Betriebe ist mit rd. 4.200 Firmen hier vergleichsweise am höchsten.
Aufgrund des hohen Ansiedlungspotenzials ausländischer Firmen setzt die IHK bereits seit Jahren auf die Standortwerbung für die MEO-Region im Ausland und steht ausländischen Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite – dies in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der drei MEO-Städte. Der gemeinsame – speziell auf ausländische Investoren ausgerichtete – „FIS-Foreign Investors Service“ hat sich als erfolgreiche Maßnahme bewährt: So wurden seit 2005 rd. 150 ausländische Unternehmen bei ihren Ansiedlungsbemühungen unterstützt.
Stadtbezogene Investorenleitfäden informieren über regionale Standortvorteile und geben praktische Tipps zur Ansiedlung. Neben Erstinformationen sind vor allem intensive Beratung und Betreuung gefragt.
In enger Zusammenarbeit mit weiteren Netzwerkpartnern – wie den Ausländerbehörden und Agenturen für Arbeit – wurde FIS zu einem effektiven Instrument entwickelt, das bei aufenthaltsrechtlichen Fragen, Gründungsformalitäten
bzw. dem Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen schnell und unbürokratisch agieren kann.
bzw. dem Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen schnell und unbürokratisch agieren kann.
Es gilt, diesen Service mit den regionalen Partnern noch weiter zu verbessern. Die Zielsetzung könnte lauten: die Einrichtung eines International Business Centers, in dem ausländische Investoren sowohl Gründungs- und Finanzierungsberatungen erhalten als auch Anträge für die Aufenthaltserlaubnis und Gewerbeanmeldung stellen können. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die Ansiedlung von ausländischen Bürgern, Unternehmen und Fachkräften zu erleichtern.
Beständigkeit der Unternehmen sichern
Mit Blick auf die Änderung der Bevölkerungsstruktur wird die selbständige Tätigkeit von Migranten gerade auch in der MEO-Region weiter an Gewicht gewinnen. Es lässt sich jedoch beobachten, dass der Anteil der von Migranten geleiteten Unternehmen, die ihren Betrieb aufgeben, recht hoch ist. Neben einer an der Zielgruppe ausgerichteten Gründungsberatung – wie sie bereits im Kapitel Gründung/Unternehmensförderung beschrieben wurde – ist es daher wichtig, die Unternehmensbeständigkeit selbst zu sichern.
Dazu sollten niedrigschwellige Angebote zur Unternehmensführung speziell für Migranten angeboten werden, in denen beispielsweise kaufmännisch-betriebswirtschaftliche, aber auch Marketingthemen vermittelt werden könnten. Ziel ist es, bestehende Barrieren abzubauen und entsprechende Angebote zielgruppengerecht vorzubereiten. Letztendlich gilt es, das unternehmerische Engagement der Migranten zu fördern und zu stützen.
Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte nutzen
Internationales Renommee führt zu einer erhöhten Attraktivität, die auch Fachkräfte halten bzw. anziehen wird. Ein besonderes Potenzial bilden ausländische Studierende an Hochschulen der Region. Diese sprechen die Sprache und kennen das Land. Ziel sollte es sein, solche Fachkräfte mittel- und langfristig zu binden.
Auch wenn bereits einige Erleichterungen zur Fachkräftezuwanderung bundesweit beschlossen wurden, so sind weitere Schritte notwendig: Aus IHK-Sicht bedarf es einer möglichst unbefristeten Niederlassungserlaubnis, wenn die Absolventen im Anschluss an das Studium eine entsprechende Stelle finden. Zudem sollte ein besonderer Schwerpunkt auf die Vermittlung dieser gut qualifizierten Hochschulabsolventen gelegt werden.
Mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Jahre 2012 ist ein Schritt in Richtung Fachkräftesicherung vollzogen worden. Damit erhalten Personen mit ausländischen Berufsabschlüssen ein geregeltes Verfahren, mit dem ihre Qualifikationen auch in Deutschland anerkannt werden. Die IHKs haben eine gemeinsame Einrichtung (FOSA) gegründet, die das Anerkennungsverfahren zentral durchführt. Die persönliche Beratung und ggf. eine Kompetenzfeststellung wird von der örtlichen IHK in Abstimmung mit der zentralen Einrichtung gewährleistet.