Dienstleistungen

Vorschläge der IHK
  • Kostengünstige Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft anbieten
  • MEO-Region weiter als Standort der Gesundheitswirtschaft profilieren

Ein wesentlicher Faktor, der die Ausgaben privater Haushalte für Dienstleistungen in den kommenden Jahren beeinflussen dürfte, ist der Wandel der Altersstruktur der Bevölkerung. Es ist anzunehmen, dass ältere Menschen mehr Gesundheits- und Haushaltsdienstleistungen nachfragen, aber in der Gesamtheit auch Potenziale für neue Dienstleistungsangebote bestehen.
Da das Feld der Dienstleistungen ein weites ist, sollen hier vorrangig die Branchen näher beleuchtet werden, die schon heute in der MEO-Region besonders erfolgreich und wichtig sind, aber auch in der Zukunft richtungsweisend sein könnten. Gemein ist diesen Branchen eines: Sie können helfen, durch attraktive Unternehmen und Arbeitsplätze genau die Fachkräfte in die MEO-Region zu holen, die in Zukunft – auch in anderen Wirtschaftszweigen – dringender denn je gebraucht werden.
Gesundheitswirtschaft
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Der demografische Wandel eröffnet neue Geschäftsfelder für die Akteure der Gesundheitswirtschaft in der MEO-Region. Die Altersverschiebung bringt eine wachsende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen mit sich. Daneben führt die Zunahme chronischer Erkrankungen in Kombination mit dem medizinisch-technischen Fortschritt und einer auch weltweit ansteigenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen aus Deutschland zu einem wachsenden Markt. Mit der Gesundheitswirtschaft sind weitere industrielle Branchen und Dienstleister sowie Tourismus und Handel eng verbunden, die ebenfalls profitieren können. In der MEO-Region ist die Gesundheitswirtschaft zu einem der wichtigsten wirtschaftlichen Entwicklungsfaktoren geworden. Diese ist insbesondere im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen dynamisch. In der Region sind zahlreiche Gesundheitsunternehmen, Kliniken und spezifische Dienstleister angesiedelt. Auch die Bereiche Gesundheitstourismus und Wellness gewinnen zunehmend an Bedeutung. Folgerichtig nehmen die Beschäftigtenzahlen zu: 40.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind allein für Essen zu verzeichnen.
Die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung im Bereich von Kliniken, Instituten und Unternehmen sowie der Universität Duisburg-Essen sind sehr bedeutsam. Besonders erfolgreich in der zukünftigen Entwicklung versprechen Kooperationen zwischen dem Essener Universitätsklinikum und regionalen Kliniken in Mülheim an der Ruhr und Oberhausen zu sein. Die gesamte MEO-Region wird zum Gesundheitscluster, in welchem auch die Gründungsaktivitäten stetig zunehmen.
Ein großer Teil des künftigen Wachstums wird sich in dem sog. zweiten Gesundheitsmarkt abspielen, in dem die Leistungen in der Regel nicht der Vollversicherungsfinanzierung unterfallen. Denn eine zunehmende Nachfrage nach medizinischen Leistungen und Präventionsmaßnahmen sowie der innovationsfördernde medizinisch-technische Fortschritt beschleunigen diese Entwicklung.
Die IHK kooperiert mit zahlreichen Partnern und beteiligt sich bei verschiedenen Projekten – wie der Aktionsgemeinschaft „Essen forscht und heilt“ oder MedEcon Ruhr e.V., einem Zusammenschluss von Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft – mit dem Ziel, die regionalen Kräfte zu bündeln und den Standort bekannter und wettbewerbsfähiger zu machen.
Der steigende Bedarf im Bereich der Gesundheitsleistungen und die sinkende Zahl von Erwerbstätigen führen dazu, dass verstärkt Fachkräfte gesucht werden. Das gilt vor allem für die Pflegeberufe, aber auch für die angrenzenden Bereiche der Medizintechnik, Pharmaindustrie etc.
Deshalb muss u. a. das Potenzial ausländischer Fachkräfte gehoben werden, weil dieses auf dem deutschen Arbeitsmarkt auch bei intensiven Anstrengungen von Wirtschaft und Politik begrenzt vorhanden ist. Die Aufhebung der sog. Vorrangprüfung sollte auch für den Pflegebereich erwogen werden, wenn die Nachfrage nach Pflegekräften im Inland nicht mehr gedeckt werden kann.
Ausbildung kann Schlüssel zu dringend benötigten Fachkräften sein
Um den Bedarf an Fachkräften insbesondere in der Pflege zu decken, kommt der Ausbildung eine wesentliche Rolle zu. Hierfür sind die ausbildenden Betriebe genauso in der Pflicht wie die Politik. Es muss im Bereich der Pflege ein passgenauer Beruf nach dem Berufsbildungsgesetz geschaffen werden, um damit die gewerbliche Wirtschaft und die IHK-Organisation einzubinden. Ein solcher bundeseinheitlich geregelter Ausbildungsberuf würde die Attraktivität der Pflegeausbildung erhöhen, der Ausbildung ein stärkeres Gewicht verleihen und eine höhere Wertschätzung schaffen.
Kulturwirtschaft
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Das reichhaltige Kulturangebot, zahlreiche im Kulturbereich tätige Unternehmen sowie eine facettenreiche Kulturwirtschaftsbranche können sich in der MEO-Region sehen lassen. Die Kulturwirtschaft kann helfen, der prognostizierten demografischen Entwicklung der MEO-Region entgegenzusteuern und positiv zu beeinflussen.
Die Kulturschaffenden erzeugen durch ihre attraktiven Angebote und Aktivitäten bei Nachfragern und Nutzern eine Bindung an die Region. Sie steigern die Identifikation und tragen auch mit kleinen Initiativen zur Attraktivität bei.
Kultur ist Wirtschaftsfaktor und Mittel zur Integration
Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Kulturelle Angebote sind auch ein möglicher Pluspunkt bei Umzugsentscheidungen von ökonomisch stärkeren bzw. überdurchschnittlich gebildeten Personengruppen.
Auch nach dem Kulturhauptstadtjahr 2010 muss die Region als Standort für Kultur in den Köpfen bleiben. Deshalb haben sich die Akteure von „Essens Kreative Klasse“ entschlossen weiter zu machen. Am 11. Mai 2011 wurde daher der Verein „Kreative Klasse e. V.“ gegründet. Ziel ist es, sich untereinander zu vernetzen und Unternehmen auf die Kreativbranche in der MEO-Region aufmerksam zu machen. Das Image der Kreativwirtschaft insgesamt soll verbessert und so sollen Talente in der Region gehalten und neue Kreative angezogen werden. Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft nehmen überwiegend wenig Fläche in Anspruch. Oft sind hinsichtlich der räumlichen Gegebenheiten flexible Angebote gewünscht. Einige Kreative suchen temporäre Arbeitsplätze, andere eine dauerhafte Möglichkeit, um zu arbeiten. Aufgrund der gelegentlich geringen Umsätze verfügen die Kreativen aber manchmal über eine geringe Mietzahlungsfähigkeit. Um diese Branche zu fördern, sind möglichst kostengünstige Räume in ansprechender Lage und mit entsprechender Ausstattung erforderlich.
Auch die verschiedenen Kultureinrichtungen – und oftmals die Kommunen als ihre Träger – müssen sich in ihrer programmatischen Ausrichtung bereits jetzt auf die veränderten Anforderungen durch den demografischen Wandel in der Zukunft einstellen. Es werden tendenziell weniger Besucher kommen. Eine Analyse der heutigen Besucherstrukturen einzelner Kultureinrichtungen macht deutlich, dass die kommunalen Kultureinrichtungen in der Zukunft einen bedeutenden natürlichen Schwund ihrer Klientel verzeichnen werden. Daher wird es zukünftig darum gehen, junge Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund als Besucher zu gewinnen, ältere Menschen als Besucher zu halten und neue Besucherschichten zu erschließen. Dies muss bei den städtischen Einrichtungen das Ziel der Politik sein.
Bildung und Wissenschaft fördern Innovationen
In der relativ kurzen Vergangenheit der IT-Wirtschaft spielten Fragen zu einer demografiegerechten Personalpolitik angesichts junger Belegschaften nur eine Nebenrolle. Aber auch in der IT-Wirtschaft stellt der demografische Wandel eine Herausforderung für die zukünftige Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit dar. Rekrutierungsprobleme werden mittelfristig aufgrund der sinkenden Absolventenzahlen in den informationstechnischen Studiengängen vermehrt auftreten.
Das wichtigste Produktionsmittel in der Branche ist das Wissen. In der MEO-Region herrschen gute Voraussetzungen, um die notwendigen Kenntnisse zu erwerben. An der Universität Duisburg-Essen wurde im Jahre 2010 das Ruhr Institute for Software Technology oder kurz „paluno“ gegründet. Sechs Forschungsgruppen mit mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität haben sich zu paluno zusammengeschlossen. Sie suchen nach Antworten auf die zunehmend höher werdenden Anforderungen an Software. Darüber hinaus verfügt die Universität über einen Lehrstuhl für E-Business und E-Entrepreneurship. In der Forschung geht es hier insbesondere um alle Fragen rund um die Unternehmensgründung und -entwicklung in der Net Economy.
Auch die duale Ausbildung ist ein wichtiges Standbein der Qualifizierung. In diesem Jahr werden rd. 600 Jugendliche in IT-affinen Berufsbildern wie Fachinformatiker, IT-System-Elektroniker oder IT-System-Kaufmann ausgebildet. Jährlich vergibt die Heinz-Nixdorf-Stiftung in den IT-Berufen den Heinz-Nixdorf-Preis an die drei besten Auszubildenden, die bei der IHK zu Essen ihre Abschlussprüfung absolviert haben.
Die technische Infrastruktur muss stimmen
Vor allem die IT-Branche muss über die notwendige technische Infrastruktur verfügen können. Neben der üblichen Ausstattung ist insbesondere an einen ausreichenden Breitbandanschluss zu denken. Nicht überall stehen auch die nötigen Leitungen zur Verfügung. Nur wenn die Region auch in der Zukunft über moderne und ausreichend schnelle und belastbare Anbindungen verfügt, werden sich ambitionierte Unternehmen in der MEO-Region ansiedeln und bleiben.