Presse/Publikation

Kombination „Fachkräftemangel und marode Infrastruktur“ auf Dauer nicht tragbar

Ab heute (21:00 Uhr) halten zwei Regionalexpress-Linien (RE 6 und RE 11) für rund zwei Monate nicht mehr am Mülheimer Hauptbahnhof. Hinzu kommen weitere Einschränkungen auf den Schienen im zweiten Halbjahr, die vor allem die MEO-Region betreffen.
Die Industrie- und Handelskammer zu Essen (IHK) begrüßt einerseits, dass Baumaßnahmen auf den Schienen ergriffen werden. Jedoch sind solche Maßnahmen immer mit Beeinträchtigungen für die Pendlerinnen und Pendler im Ruhrgebiet verbunden. Darüber hinaus verdeutlichen sie, dass die Verkehrsprobleme in der Region auch in diesem Jahr bleiben werden.
Investitionen als Fundament für die wirtschaftliche Zukunft der Region
„Alle Baumaßnahmen auf den Schienen haben ihre Berechtigung. Sie sind der richtige Weg, um marode Bahninfrastruktur der MEO-Region zu sanieren“, betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß. Eine effiziente Schieneninfrastruktur sei essenziell, um den Straßenverkehr klimafreundlich auf die Schiene zu verlagern, Emissionen zu reduzieren, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region zu stärken und einem weiteren Verkehrsanstieg auf der Straße entgegenzuwirken. „Baustellen sind daher ein positives Signal, denn sie verdeutlichen, dass in eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur investiert wird.“
MEO-Region überdurchschnittlich oft von Baumaßnahmen betroffen
Die Städte Essen, Oberhausen und Mülheim a.d.R. werden täglich sowohl von Aus- als auch Einpendelnden befahren. Im Jahr 2023 waren es insgesamt 477.362 Personen. Nun fällt der Halt am Mülheimer Hauptbahnhof für die kommenden zwei Monate auf den Linien RE 6 und RE 11 aus. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Für die IHK ist dieser Ausfall stellvertretend für viele Maßnahmen, von denen die Region Ruhr im Jahr 2025 betroffen ist, wie bspw. auf den Linien S 3 (Hattingen – Oberhausen), RE 19 (Oberhausen – Arnheim) oder RE 5 (Oberhausen – Wesel). Hinzu kommen Bauarbeiten auf der Strecke von Essen nach Dortmund, um künftig mehr Züge zwischen den Ruhrgebiets-Städten einsetzen zu können. Vom 28. Februar bis 25. April sowie vom 5. September bis zum 31. Oktober hat dies erhebliche Auswirkungen im Nah- und Fernverkehr.
Viele Pendlerinnen und Pendler werden aufs Auto umsteigen
„Auf die vielen Pendlerinnen und Pendler der MEO-Region warten einige Geduldsproben in diesem Jahr. Es bringt auch niemanden weiter, wenn wir heute auf die offensichtlichen Versäumnisse der vergangenen Jahre hinweisen. Die gesamte Infrastruktur im Ruhrgebiet ist sanierungsbedürftig“, so Kerstin Groß. Die IHK-Hauptgeschäftsführerin ist sich sicher, dass viele Pendelnde vom Zug aufs Auto umsteigen werden: „Auch wenn es einen Schienenersatzverkehr gibt, dürften sich viele Menschen fürs Auto entscheiden. Das wiederum führt dazu, dass wir mehr Verkehr auf den Straßen und Autobahnen haben.“ Erst vor wenigen Wochen hat der ADAC die Staubilanz 2024 für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht – mit ernüchternden Ergebnissen. „Unser Bundesland bleibt mit Abstand Stauland Nummer 1. Durch die Ausfälle am Mülheimer Hauptbahnhof wird es nun noch voller auf unseren Straßen. Für unsere Unternehmen und deren Mitarbeitende stehen damit anstrengende Wochen bevor.“
Fachkräftemangel trifft auf marode Infrastruktur
Bundesweit waren 44 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Straßenbahnen im Jahr 2023 mindestens 55 Jahre alt. Der Anteil der abhängig Beschäftigten in dieser Altersgruppe war damit überdurchschnittlich hoch: Über alle Berufe hinweg lag er bei 25 Prozent. Bei Regionalzügen und S-Bahnen bestehen ähnliche Probleme. Im Jahr 2025 streichen die Träger noch einmal rund vier Prozent der eigentlich geplanten Zugfahrten. „Wir haben in diesen Berufen einen hohen Fachkräftemangel mit steigender Tendenz. Dieser ist in Kombination mit einer maroden Infrastruktur auf Dauer nicht tragbar und birgt die Gefahr, dass die Ruhwirtschaft weiter im Stau steht“, bilanziert die IHK-Hauptgeschäftsführerin. Nötig sei in diesem Zusammenhang eine optimierte Baustellenplanung und -koordination, um Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Als positives Beispiel gegen den Fachkräftemangel hebt die IHK das Ausbildungsprogramm der Ruhrbahn hervor, welches in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit aufgelegt wurde. Es beinhaltet sowohl die Ausbildung als auch Sprachkurse und soll vor allem Menschen mit Migrationsgeschichte ansprechen.
Stand: 28. Februar 2025.