Presse/Publikation

„Nur zwei Mal in den letzten zehn Jahren war das Konjunkturklima schlechter“

Die Stimmung in der MEO-Wirtschaft kühlt sich zu Jahresbeginn weiter ab. Die Industrie- und Handelskammer zu Essen (IHK) legt heute den neuesten Konjunkturbericht für die MEO-Region vor. Der Konjunkturklimaindex sinkt auf einen Wert von 96,7 und liegt damit zwölf Punkte niedriger als vor einem Jahr.

Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK, ordnet ein: „Nur zwei Mal in den letzten zehn Jahren war das Konjunkturklima schlechter: im Herbst 2020, also vor dem ersten Corona-Winter, und im Herbst 2022, als wir uns fragten, ob wir genügend Energie für den Winter haben.“
Besonders trüb ist die Stimmung im Handel, wo schon die aktuelle Lage von mehr Befragten als „schlecht“ denn als „gut“ bewertet wird. Mit Blick auf das kommende Jahr sind sich die Branchen Handel, Industrie und Dienstleistungen in den Städten Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen einig: Der Trend zeigt nach unten!
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen ein Grund für die negative Stimmung bei den Unternehmen?
Das größte Geschäftsrisiko bleibt nahezu unverändert gegenüber der Herbst-Befragung: der Fachkräftemangel. Ein anderes Risiko macht in der Einschätzung der Unternehmen jedoch den größten Sprung nach vorne: die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Schon jedes zweite Unternehmen zeigt sich diesbezüglich besorgt.
Kerstin Groß erläutert: „Neben der Dauer-Baustelle Bürokratie machen vor allem steigende Belastungen durch Steuern und Abgaben wie die LKW-Maut den Unternehmen zu schaffen. Und sie beklagen eine zunehmende Planungsunsicherheit und fordern von der Politik eine klarere Ausrichtung.“
Eine Folge daraus ist laut IHK eine spürbare Zurückhaltung mit Blick auf Investitionen am Standort. Planten die Unternehmen im Jahr 2023 noch mit einem Plus an Investitionen, wird 2024 der Gürtel daheim enger geschnallt. Anders das Bild bei Auslandsinvestitionen: Diejenigen Unternehmen, die grundsätzlich im Ausland investieren, planen außerhalb von Deutschland eher mehr auszugeben.
Die Hauptgeschäftsführerin fordert daher: „Aus dem miesen Konjunkturklima kommen wir am besten mit investitionsfreundlicheren Rahmenbedingungen wieder heraus. Weitere Belastungen sind der falsche Weg.“ Groß verweist dabei sowohl auf den schmerzhaften Wegfall der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie als auch auf Gedankenspiele in Oberhausen und Mülheim an der Ruhr, neue Steuern etwa auf Übernachtungen oder Verpackung einzuführen.
2. Februar 2024