Nachfolgegeschehen: IHK NRW veröffentlicht IHK-Nachfolgereport 2024
Immer mehr Selbstständige klagen über Probleme, geeignete Nachfolger für ihr Unternehmen zu finden. Dies ist das Kernergebnis der mit aktuellen Zahlen fortgeschriebenen Studie der Industrie- und Handelskammern (IHK) in NRW.
Die Lage
In der aktuellen Wirtschaftskrise steigt die Zahl der übergabereifen Unternehmen in NRW um 40.000 auf insgesamt 305.000 Betriebe. Eine Umfrage von IHK NRW zeigt, dass 80 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten haben, eine externe Nachfolge zu finden. Jedes zehnte Unternehmen erwartet, keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger zu finden und bereitet sich auf eine Stilllegung oder Liquidation vor.
Im Bezirk der IHK zu Essen stehen 14.900 eigentümergeführte Familienunternehmen mit ca. 106.500 Beschäftigten in den nächsten 10 Jahren vor der Herausforderung einen Nachfolger zu finden. Allein in Essen steigt die Zahl der Familienunternehmen mit Inhaberinnen und Inhabern, die 55 Jahre und älter sind, auf 9.300. Für Oberhausen und Mülheim sind es jeweils 2.800.
„Die Baby-Boomer gehen in Rente – der Generationenwechsel wird immer mehr zu einer Bewährungsprobe für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen“, betont Ralf Stoffels, Präsident von IHK NRW. In den nächsten zehn Jahren stehen rund 1,8 Millionen Beschäftigte in 305.000 Familienbetrieben vor der Herausforderung, geeignete Nachfolgerinnen und Nachfolger zu finden. Nahezu jeder zweite Inhaber eigentümergeführter Unternehmen in NRW ist inzwischen älter als 55 Jahre. „Hier rollt eine Welle auf die NRW-Wirtschaft zu“, berichtet Stoffels.
Für die abgebende Generation wird es in den kommenden Jahren noch schwieriger, das Unternehmen in gute Hände zu übergeben. Nur noch 40 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer planen, ihr Unternehmen innerhalb der Familie zu übergeben.
1.796 Unternehmerinnen und Unternehmer wurden für den neuen IHK-Nachfolgereport NRW befragt. Die Antworten zeigen, dass der Nachfolgeprozess in der Regel komplex und störanfällig ist. Mehr als jeder zweite Abgebende sieht in einer wachsenden Bürokratie den Hauptverzögerungsfaktor. Bei 39 Prozent hemmt der Fachkräftemangel den Generationenübergang. Viele Unternehmer klagen zudem über wirtschaftliche Unsicherheiten, etwa durch aktuelle Krisen oder hohe Energiekosten. Bei zwölf Prozent der Abgebenden ist fehlende Motivation ein Hauptgrund, warum sie ihr Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre übergeben möchten.
„Dies alles zeigt den dringenden Handlungsbedarf der Politik. Bürokratische Hemmnisse müssen identifiziert und abgebaut werden, Maßnahmen zur Abfederung des Fachkräftemangels sind notwendig“, so Stoffels.
Unterstützung der IHKs:
Die IHKs in NRW unterstützen den Nachfolgeprozess mit Informationsangeboten, fachkundiger Einzelberatung und der vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgern durch den IHK-Nachfolgepool und die nexxt-change Unternehmensbörse. Eine zusätzliche Hilfe bietet die digitale Plattform Unternehmenswerkstatt NRW (UWD), die Tools für die strukturierte Nachfolgeplanung bereitstellt und digitale Möglichkeiten mit individueller Betreuung der IHK-Nachfolgeexperten vereint. Ziel der IHK ist es, den Unternehmensbestand und damit die Arbeitsplätze so weit wie möglich zu erhalten.
Stand, 17. Dezember 2024