Energiewendebarometer 2025: Skepsis und Sorge um Wettbewerbsfähigkeit

Unternehmen in Deutschland blicken derzeit mit Skepsis auf die Energiewende. Hohe Energiepreise, stagnierende Investitionen und bürokratische Hürden bremsen den Klimaschutz und drohen die Wettbewerbsfähigkeit zu schwächen. Die Energiewende braucht dringend Planungssicherheit, Entlastung bei Abgaben und mehr marktorientierte Rahmenbedingungen. Das zeigt das diesjährige IHK-Energiewende-Barometer, mit dem die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Einschätzungen von rund 3.600 Unternehmen aus der Breite der deutschen Wirtschaft abbildet.
Laut aktueller DIHK-Umfrage liegt der Energiewende-Barometerwert bei minus acht – auf einer Skala von minus 100 („sehr negativ“) bis plus 100 („sehr positiv“). Damit fällt das Stimmungsbild zwar etwas besser aus als im Vorjahr, bleibt jedoch insgesamt negativ. Besonders kritisch ist die Lage in der Industrie, die mit einem Wert von minus 26 deutlich pessimistischer abschneidet. Die Hälfte aller Unternehmen berichtet von steigenden Energiepreisen für Strom und Wärme. Zudem sehen 41 Prozent der Unternehmen (in der Industrie sogar 63 Prozent) ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Als Ursachen gelten neben den hohen Energiepreisen vor allem bürokratische Hürden und fehlende Planungssicherheit, die den Transformationsprozess zusätzlich erschweren.
Bürokratie, Unsicherheit und hohe Energiepreise bremsen die Energiewende
Unternehmen – besonders in energieintensiven Branchen – sehen in Bürokratie, mangelnder Planbarkeit und politischer Unsicherheit zentrale Hürden. Hohe Energiepreise gelten als Standortnachteil; viele Industriebetriebe denken über eine Verlagerung ins Ausland nach. Investitionen in Klimaschutz und Innovationen werden zurückgestellt, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Unternehmen fordern verlässliche Rahmenbedingungen und weniger Bürokratie.
In Nordrhein-Westfalen spiegeln sich die nationalen Herausforderungen besonders deutlich wider. Nur jedes fünfte Unternehmen in NRW bewertet die Auswirkungen der Energiewende als positiv für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. In der Industrie liegt dieser Anteil sogar nur bei 13,1 Prozent. Demgegenüber berichten 36,9 Prozent aller Unternehmen und 58,4 Prozent der Industrieunternehmen von einer teils deutlichen Verschlechterung ihrer Wettbewerbsfähigkeit infolge der Energiewende. Hohe Energiepreise und Bürokratie bremsen hier besonders energieintensive Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, Chemie und Stahl. Die fehlende Planungssicherheit trifft die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die auf Verlässlichkeit angewiesen sind.
Trotz aller Schwierigkeiten befindet sich die Mehrheit der Unternehmen auf dem Transformationspfad in Richtung Klimaneutralität. Rund 40 Prozent der Unternehmen wollen bis 2040 klimaneutral sein. Bis 2045 wollen 89 Prozent dieses Ziel erreicht haben (81 Prozent bei den Industrieunternehmen).
Handlungsvorschläge: Was die Wirtschaft jetzt braucht
Die DIHK fordert eine Senkung der Stromkosten, insbesondere durch niedrigere Steuern und Abgaben, sowie bessere Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktstromlieferverträge, um die Energiewende marktwirtschaftlich zu fördern. Bürokratieabbau, technologieoffene Lösungen (z.B. für CO-Abscheidung und Wasserstoffnutzung) und eine verlässliche Energieinfrastruktur sind weitere zentrale Anliegen, um Investitionen anzuregen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig warnt die DIHK vor Überregulierung bei grünen Leitmärkten und einem zu ambitionierten Emissionshandel, der die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gefährden könnte.

Die Ergebnisse des IHK-Energiewendebarometers 2025 für Nordrhein-Westfalen finden Sie hier.