Kleiner Aufwand - große Wirkung

Energie-Scouts präsentieren ihre Projekte

Insgesamt sechs Teams sind bei der Projektrunde von April bis August 2023 der Energie-Scouts in Essen gestartet, um sich in ihren Unternehmen auf die Suche nach Energiefressern und Ressourcenverschwendern zu machen. Mitte August stellten sie ihre Projektideen einer Jury vor, die einen regionalen Sieger kürte.
Energie-Scouts sind Auszubildende verschiedener Ausbildungsberufe und -jahrgänge, die in zwei Qualifizierungsworkshops Basiswissen zu Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeitsberechnungen oder CO2-Bilanzierungen erlangt haben. Anschließend haben die Teams in ihren Unternehmen eine Projektidee identifiziert und Verbesserungsmaßnahmen angestoßen. Das Projekt wurde von der EffizienzAgentur.NRW und einem Energieberater als Projektpartner begleitet. 
Smarte Steuerungssysteme, der Einsatz von Drohnen, die Einführung eines Energie-Audits, die Umstellung der Beleuchtung in Lagerhallen, die Reduzierung von Druckern sowie die Umstellung auf einen umweltfreundlichen Antrieb der Betriebsfahrzeuge standen als Projektideen beim dritten Durchgang der Energie-Scouts der IHK zu Essen im Mittelpunkt. 15 Auszubildende aus 6 Teams haben in ihrem Ausbildungsbetrieb energetische Schwachstellen oder Ressourcenfresser aufgedeckt und Verbesserungsmaßnahmen angestoßen. Die Azubis standen dabei im Wettbewerb –jetzt stehen die Teams auf dem Siegertreppchen fest.
Den ersten Platz belegte Nick Nienhaus vom Atlantic Congress Hotel Essen. Seine Projektidee konzentrierte sich auf die smarte Steuerung der Mini-Bars in den Hotelzimmern. Während seines Ausbildungseinsatzes in der Technikabteilung des Hauses kam dem angehendem Hotelfachmann die Idee: „Alle Mini-Bars laufen –auch wenn das Zimmer nicht belegt ist – 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche”, schildert Nienhaus die Ausgangssituation. „Leider kann man nicht einfach den Stecker ziehen, da – bedingt durch die Konstruktion - die Mini-Kühlschränke erst vollständig ausgebaut und danach wieder eingebaut werden müssen”. Das kostet Zeit und bindet die Mitarbeitenden. Seine Projektidee: Durch einen smarten Stecker, der einmal hinter jede Mini-Bar in die Steckdose gesetzt wird, können über eine Smart-Home Lösung die einzelnen Geräte angesteuert werden. „Der Gast soll in Zukunft bei der Buchung angeben können, ob er diesen Service möchte oder nicht. Entsprechend werden wir dann die Geräte schalten können”. Einsparungspotenzial hat seine Idee: Die durchgängig laufenden Mini-Bars verbrauchen ca. 132.000 kWh pro Jahr, das entspricht ungefähr 44 Zwei-Personen-Haushalten. Durch die gezielte Steuerung wird unnötiger Energieverbrauch eingedämmt und Stromkosten deutlich reduziert. Zudem werden durch das An- und Ausschalten am Computer die Arbeitskräfte deutlich entlastet.
Bei der Projektidee beim zweitplatzierten Team der Thyssengas GmbH drehte sich alles um Drohnen und den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Das Projekt: „Einsatz von KI zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Leitungsbefliegung”. Als Fernleitungsnetzbetreiber unterliegen die Leitungen maximalen Sicherheitsanforderungen. Aus diesem Grund müssen diese regelmäßig auf Schäden überprüft werden. „Derzeit geschieht dies mit dem Einsatz von Helikoptern, die alle 14 Tage das gesamte Netz abfliegen”, so Moritz Staroscik und Felix Hiermeier. „Da kommen schon mal 80.000 km im Jahr zusammen”. Mögliche Gefahrenstellen, wie z. B. Baustellen in Leitungsnähe oder Hang-Abrutsche, müssen von den Piloten markiert und anschließend von den Mitarbeitern am Boden kontrolliert werden. Aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes des Helikopters hat sich das Team bei seiner Projektidee auf Drohnen konzentriert. „Durch die Drohnen wird nicht nur Treibstoffausstoß und Lärm vermieden, sondern mittels KI können Gefahrenstellen bereits aus der Luft identifiziert und kategorisiert werden. So ist es auf einen Blick ersichtlich, ob das Team am Boden an diesem Ort tätig werden muss oder nicht“, berichten die künftigen Industriekaufleute.
Die Entwicklung eines Energie-Audits präsentierte das Team der Essener HOCHTIEF Aktiengesellschaft und belegte damit Platz 3. „Im Vergleich zu anderen Branchen setzen sich zukunftsweisende Innovationen und Trends im Bau wesentlich schwerer und langsamer durch“, schildert das Team mit Jana Neuhoff, Lukas Kraft und Florian Reidmann die Ausgangssituation. „Viele unterschiedliche Partner wirken meist an einem Projekt mit. Da liegen Auffassungen und Anforderungen schon einmal weiter auseinander“. Aus diesem Grund hat das Team im Rahmen des Energie-Scout-Projekts ein internes Audit-Programm entwickelt. Mit Hilfe einer digitalen Checkliste können Bauprojekte analysiert werden, um Energie und Ressourcen einzusparen. „Bei der Entwicklung der digitalen Checkliste haben wir den Fokus auf eine übersichtliche und einfache Darstellung gelegt, um die Bauleiter auf den Projekten im Alltag nicht zu sehr zu belasten“, so das Team. Die erfassten Daten werden anschließend gespeichert, gesichtet und ausgewertet. So soll auch eine Vergleichbarkeit von Baustellen möglich werden, um Anpassungen übergreifend vornehmen zu können.
Weitere Projektideen wurden von den Teams der FIEGE Essen GmbH & Co. KG, der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft sowie der IHK zu Essen vorgestellt. Beim Logistikunternehmen FIEGE konzentrierte sich das Team auf den Austausch der Beleuchtung in den Lagerhallten. „Der jährliche Stromverbrauch hängt zu 45 Prozent von der Beleuchtung ab“, so Jacqueline Helmig und Opinder Singh Virk. So entstand ihr Projekt zur Optimierung der Leuchtmittel. Da die interne Haustechnik sukzessive den Austausch vornehmen kann, fallen keine zusätzlichen Personalkosten an. Zwar ist der Anschaffungspreis für die LED-Lampen fünfmal so hoch wie der von den Leuchtstofflampen. Aber eine längere Lebensdauer und ein verminderter Energiebedarf macht eine Amortisation schon innerhalb des ersten Jahres möglich. „Neben dem geldwerten Vorteil werden zudem 676 Tonnen CO2 jährlich eingespart“, freut sich das Team.
Das ambitionierte Ziel des Teams der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft mbH lautete: „Es sollen alle Kehrmaschinen mit alternativem Antrieb in Einsatz kommen, um auf lange Sicht, Geld, CO2 und Diesel-Kraftstoff zu sparen.“ Dazu stellten die angehenden Industriekauffrauen Gina Marie Behrendt und Victoria te Kamp gemeinsam mit den Auszubildenden als Berufskraftfahrer Tim Galazka und Alper Turaci die Anschaffungskosten und die Energiekosten gegenüber. Eine Bilanz, die knapp 87 Prozent Energieersparnis und knapp 26.500 kg CO2 pro Jahr bringt. Durch die unternehmenseigenen Solaranlage würde die Energie für die batteriebetriebenen Kehrmaschinen selbst erzeugt. Bereits jetzt ist eine Elektrokehrmaschine im Einsatz, weitere sollen nach den Energie-Scouts folgen.
Das Team der IHK zu Essen analysierte den Einsatz von Druckern in allen Büros. Mit einer Befragung stellten sie u. a. Anzahl der Geräte, Druckvorgänge, Stand-by-Zeiten fest. Cindy Nsumbu-Komi, Selin Aslanpence und Melissa Uygun haben schnell festgestellt, dass die eigentliche Druckeranzahl recht hoch ist: „Würde man die Druckerzahl auf 14 Geräte reduzieren und zusätzlich die Etagendrucker einbinden, könnten wir in der IHK rund 6.750 kWh einsparen“. Schon allein die konsequente Abschaltung aller Geräte in den Stand-by-Modus würde 1.500 kWh im Jahr einsparen.
„Wir haben auch in dieser Projektrunde der Energie-Scouts viele tolle Projektideen gesehen, die großes Einsparungspotenzial und deutliche Verbesserungen in den Unternehmen mit sich bringen“ hob die Jury um Energie-Berater Peter Lückerath, Miguel Espinar von der Sparkasse Essen in seiner Funktion als Kreisvorsitzender der Wirtschaftsjunioren Essen sowie Sandra Schmitz, Geschäftsfeldleiterin der IHK zu Essen, die Leistungen aller Teams hervor. Besonderer Dank geht an die Sparkasse Essen, die die Anstrengungen und Kreativität der Teams mit Wertgutscheinen für alle Plätze belohnte.