Lieferkettenprobleme, Inflation und Auswirkungen auf den präferenziellen Ursprung

Die massiven Lieferkettenprobleme und Preisänderungen haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Auswirkungen auf den präferenziellen Warenursprung.
Lieferantenerklärungen für Waren mit Präferenzursprungseigenschaft bestätigen einem in der Europäischen Union ansässigen Empfänger den präferenziellen Ursprung einer Ware. Die Ursprungseigenschaft wird anhand bestimmter Ursprungsregeln ermittelt, die in den einzelnen Präferenzabkommen, die von der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union mit zahlreichen Ländern bzw. Ländergruppen geschlossen wurden, festgelegt sind. Handelt es sich dabei um Wertschöpfungsregeln haben massive Lieferkettenprobleme und Preisänderungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Auswirkungen auf diesen präferenziellen Ursprung.

Wertschöpfungsregel

In einer Wertschöpfungsregel wird der Wert der Vormaterialen ohne präferenziellen Ursprung, also ohne präferenziellen Nachweis, ins Verhältnis zum tatsächlich erzielten Ab-Werk-Preis gesetzt. Beispiel: „Herstellen, bei dem der Wert aller verwendeten Vormaterialien 30 v. H. des Ab-Werk-Preises der hergestellten Ware nicht überschreitet“.
Die präferenziellen Ursprungsregeln der einzelnen Abkommen können über die Zolldatenbank Warenursprung und Präferenzen online recherchiert werden.

Einflussfaktoren

Positiv für den präferenziellen Ursprung wären:
  • mehr Vormaterialien mit präferenziellem Nachweis, insbesondere mit Lieferantenerklärungen für Waren mit Präferenzursprungseigenschaft
  • höhere Preise für diese Vormaterialien (nur positiv für die Präferenz)
  • höhere Ab-Werk-Preise für das Enderzeugnis, auch wegfallende Rabatte
Negative Auswirkungen auf den präferenziellen Ursprung wären:
  • geänderte Vorprodukte oder wechselnde Bezugsquellen ohne präferenziellen Nachweis
  • höhere Preise von Vorprodukten ohne präferenziellen Nachweis
  • steigende Frachtkosten für Importware ohne präferenziellen Ursprung, weil diese Frachtkosten Teil des Zollwertes sind

Weitere Regeln und nichtpräferenzieller Ursprung

Weniger empfindlich als Wertschöpfungsregeln sind Fertigungsregeln oder ein Positionswechsel, da dort die Preise im Normalfall keine Rolle spielen. Lediglich bei der Anwendung der allgemeinen Toleranz fließen die Preise ein. Faktisch keinen Einfluss haben Preisänderungen auf den nichtpräferenziellen Ursprung (handelspolitischer Ursprung), der unter anderem dem Ursprungszeugnis zugrunde liegt.

Was sind die Folgen?

Aufgrund der höheren Volatilität bei Preisen und Materialien sollten ausgestellte Langzeit-Lieferantenerklärungen für Waren mit Präferenzursprungseigenschaft im Blick behalten werden. Falls sie bei neuen Lieferungen für einzelne Produkte nicht mehr gelten sollten, muss dies dem Kunden mitgeteilt werden.