Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Herbst 2012

Nur noch leichtes Wachstum
Unternehmen in der IHK-Region Hochrhein-Bodensee gehen insgesamt von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten aus.
Schopfheim/Konstanz. Die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur gehen bei den Unternehmen im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee zurück. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region ist mit 122,2 Punkten auf einen im Vergleich der letzten zwei Jahre verhältnismäßig niederen Wert gefallen. Die Unternehmen sehen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zufolge einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung entgegen. Ungebrochen Sorge bereiten den Unternehmen des produzierenden Gewerbes die anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreise.
Allgemeine Geschäftslage sehr gut
Trotz des gesunkenen Indexwertes bleibt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen der Region weiterhin beständig. Mit einem Wert von 147,1 Punkten hält sich dieser Indikator einmal mehr auf einem sehr hohen Niveau. So beurteilen 52,2 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, weitere 42,7 Prozent als befriedigend und gerade einmal 5,1 Prozent als schlecht.
Industrie mit guter Geschäftslage
Die Einschätzung der Industrieunternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee fällt ähnlich, tendenziell aber leicht negativer, aus. Positiv entwickelt hat sich der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie, der gegenüber dem Frühjahr auf rund 87 Prozent angestiegen ist und sich damit auf exakt demselben Niveau wie im Herbst 2011 befindet. Hingegen gehen die Erträge der Unternehmen zurück. Mehr als zwei Drittel der regionalen Industriebetriebe sprechen momentan von einer befriedigenden Ertragslage. Vor einem Jahr war diese Einschätzung deutlich positiver.
Ausgesprochen verhaltener zeigt sich die Tendenz bei den Auftragseingängen aus dem Inland. Bei rund 59 Prozent der Betriebe sind die Auftragseingänge gleichbleibend, während bei rund einem Drittel der Unternehmen die Auftragseingänge aus dem Binnenmarkt zurückgehen. Recht uneinheitlich ist dagegen der momentane Auftragseingang aus dem Ausland. Die Anzahl Unternehmen mit steigenden und fallenden Auftragseingängen hält sich die Waage, während bei rund der Hälfte der Betriebe die Auslandsbestellungen gleichbleibend sind.
Handel und Dienstleistungsbereich sehr positiv
Im Handel und Dienstleistungsbereich ist die Stimmung weiter sehr positiv. Zwar hat sich diese gegenüber den Vorquartalen etwas eingetrübt, dennoch berichten fast 60 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage.
Beim Umsatz verzeichnen 50 Prozent der Handels- und Dienstleistungsunternehmen eine Steigerung gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Bei 33 Prozent ist der Umsatz konstant geblieben.
Diese positiven Aussagen bestätigen sich auch durch die Einschätzung der Ertragslage für den gesamten Handels- und Dienstleistungsbereich. Hier sprechen 48 Prozent von einer guten und rund 45 Prozent von einer zufriedenstellenden Ertragslage; rund sieben Prozent bezeichnen diese als schlecht.
Die derzeitige Tendenz bei der Nachfrage zeigt sich weitestgehend gleichbleibend bzw. saisonüblich (58 Prozent), 29 Prozent sprechen immer noch von einer steigenden Nachfrage, während bei 13 Prozent der Unternehmen diese bereits wieder sinkend ist.
Erwartungen für die kommenden 12 Monate verhalten
Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk gehen für die kommenden zwölf Monate von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. Dabei zeigen sich die Erwartungen der Industriebetriebe im Einklang mit denen der Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Knapp die Hälfte der Unternehmen erwartet eine gleiche Entwicklung wie in den vergangenen Monaten. Der Rest ist zwiegespalten: Unternehmen, die eine bessere Entwicklung voraussehen und Unternehmen, die von einer schlechteren Entwicklung ausgehen, halten sich die Waage.
In diesen Einschätzungen der Industriebetriebe kommt damit zum Ausdruck, dass in einem von Rezession heimgesuchten europäischen Wirtschaftsraum Deutschland nicht länger hiervon unberührt sein wird. Auch der Handel und Dienstleistungsbereich der Region spürt, dass die überaus positive Entwicklung der vergangenen Monate an ihre Grenze stößt. Die sich abkühlende weltweite Konjunktur schlägt sich damit in den Erwartungen der heimischen Unternehmen nieder. Um den erwarteten Nachfragerückgang im Inland wie im europäischen Ausland zu kompensieren, hoffen die Industriebetriebe auf eine verstärkte Nachfrage aus den asiatischen Ländern, Nordamerika und Russland.
Inlandsinvestitionen geplant
Sowohl im Handel und Dienstleistungsbereich als auch in der Industrie wird in den kommenden zwölf Monaten weiter investiert. Etwas rund 83 Prozent aller Unternehmen rechnen mit gleichbleibenden oder steigenden Investitionen. Lediglich rund zwei Prozent planen für diesen Zeitraum keine Investitionen. Damit befindet sich die Investitionsneigung auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Frühjahr 2011. Verwendet werden sollen die Mittel in erster Linie zur Beschaffung von Ersatzbedarfen. Das produzierende Gewerbe plant daneben auch verstärkt mit Investitionen in Innovationen von Produkten und Verfahrensweisen.
Konjunkturelle Risiken
Die von den Unternehmen benannten konjunkturellen Risiken bleiben weiter bestehen. An erster Stelle stehen für die Industriebetriebe in der Region die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Zwei von drei produzierenden Betrieben sehen dies so. Daneben wird aber auch von mehr als der Hälfte der Unternehmen die Gefahr eines stark abnehmenden Inlandsabsatzes als weiteres Risiko genannt. Für die Unternehmen in der Handels- und Dienstleistungsbranche bereitet dagegen der Fachkräftemangel nach wie vor Mühe. Rund 58 Prozent sehen sich davon in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Die Energie- und Rohstoffpreise werden zunehmend eine immer größer werdende Herausforderung für diese Branchen.
Passende Fachkräfte gesucht
Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in der Region erwarten keinen weiteren Beschäftigungsaufbau, sondern gehen von konstanten Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten aus. Dies gilt in gleichem Maße für die Industrie, den Handel und Dienstleistungsbereich. Während im Bereich Dienstleistung und Handel noch rund 20 Prozent der Unternehmen zusätzliches Personal einstellen wollen, sind es unter den Industrieunternehmen noch rund 13 Prozent. Zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr waren es noch deutlich mehr. Damals wollten 23 Prozent der Betriebe in der Industrie und 36 Prozent in Handel und Dienstleistung die Beschäftigtenzahlen erhöhen. Doch auch ohne Beschäftigungsaufbau, stellen unbesetzte Stellen die Betriebe der Region vor große Herausforderungen. So können 44 Prozent der Betriebe offene Stellen momentan nicht besetzen, da passende Fachkräfte nicht zu finden sind. Gesucht werden insbesondere zum einen Personen mit einer dualen Berufsausbildung und zum anderen mit Qualifikationsstufe Fachwirt/Meister. Hauptgrund für die Suche nach Fachkräften sind nach Angabe der Unternehmen der benötigte Ersatz aufgrund Fluktuation von Arbeitskräften und die Nachbesetzung von Stellen, deren momentane Inhaber altersbedingt ausscheiden.
Damit zeigt sich deutlich, dass neben der Attraktivität des Schweizer Arbeitsmarktes für Fachkräfte auch das Thema demographischer Wandel innerhalb der Belegschaft für die Betriebe in der Region bereits heute Realität geworden ist. Und dieser Wandel wird in den nächsten Jahren noch wesentlich an Bedeutung gewinnen. Die Unternehmen müssen sich schnellstmöglich darauf einstellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dazu gehört neben verstärkter Ausbildungstätigkeit auch, vorhandene aber nicht genutzte Potentiale von gut ausgebildeten Personen, insbesondere Frauen und ältere Berufstätige, zu nutzen. Sie müssen sich verstärkt diesen Personengruppen zuwenden und ihnen den Einstieg in die Unternehmen erleichtern.
Um Betrieben bei der Ermittlung ihrer Altersstruktur und ihrer Ersatzbedarfe zu unterstützen, haben die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg den Demografierechner Baden-Württemberg entwickelt. Abrufbar ist dieser unter http://www.demografierechner-bw.de.