Die Wirtschaft, die ist hier

Regionale Wirtschaft braucht Öffentlichkeit: Warum Berichterstattung und Dialog für Unternehmen zählen.
Ein kleines Experiment. Stellen Sie sich vor: Ab jetzt entscheiden Sie ganz für sich. Ohne um Rat zu fragen, zu recherchieren oder irgendjemanden einzubinden – nicht den Freund, nicht die Familie, nicht die Kollegin. Das klingt verlockend? Zugegeben, im ersten Moment durchaus. All die Situationen, in denen das Zeit, Kraft und Nerven geschont hätte. Keine Diskussion über das Kinoprogramm, den Ausflug oder die nächste Präsentation. Aber vielleicht sitzt man plötzlich in einem Kinofilm, den man sich gern erspart hätte, picknickt allein im Regen oder stolpert vor dem versammelten Team von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. Ohne Dialog, ohne Feedback, ja auch ohne Auseinandersetzung stünden wir immer wieder allein da. Dann fallen uns schnell die Situationen ein, in denen es Zeit, Kraft und Nerven gespart hätte, nachzufragen, zu diskutieren und gemeinsam zu handeln. Das gilt im Alltag, und es gilt in größeren Zusammenhängen.

Vernetzt wachsen

Veränderte Zölle, neue gesetzliche Vorgaben, zu wenige Fachkräfte: Die Liste lokaler und globaler Themen, welche für eine Region und ihre Wirtschaft relevant sind, lässt sich lange fortsetzen. Manchmal gelten sie bundesweit, manchmal sind sie in bestimmten Gebieten besonders relevant. Ein Beispiel: Sowohl für die Region Hochrhein-Bodensee als auch für Baden-Württemberg insgesamt zählt die Schweiz zu den wichtigsten Handelspartnern. Das ist einer der Gründe für die Perspektive, vernetzt zu wachsen – und warum sie ausdrücklich Teil des neuen Leitbildes der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee wurde.

Wirtschaft ernst nehmen

In den Landkreisen Konstanz, Lörrach und Waldshut sind rund 40.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung Mitglieder der IHK. Die Anbindung an das Wasserstoffnetz beschäftigt viele von ihnen ebenso wie die Qualität des Mobilfunknetzes oder Hindernisse im Verkehr. Ihre Anliegen brauchen Öffentlichkeit. Selbst bei Lösungen, die auf der Ebene von Land, Bund oder Europa zu entwickeln sind, ist die Berichterstattung in der Region und im Lokalen wichtig. Denn sie trägt dazu bei, dass Probleme gesehen werden. Sie konkretisiert, welche Auswirkungen überregionale und globale Ereignisse haben. Sie macht Leistungen sichtbar, auf die Unternehmen und ihre (potenziellen) Beschäftigten stolz sind. Sie erklärt, wieso eine Verbesserung vielleicht nicht einfach umzusetzen ist. Und sie informiert über Vorbilder, die inspirieren.
Wenn hilfreiche Wege längst existieren, müssen Einzelne sie nicht mühsam neu erschließen, sondern um sie wissen. Genau deshalb ist die Öffentlichkeit für die IHK Hochrhein-Bodensee auch als Institution bedeutend. Als öffentlich-rechtliche Körperschaft erfüllt sie unabhängig und eigenverantwortlich über 50 Aufgaben, die der Staat ihr anvertraut hat.
Zudem fördert sie die gewerbliche Wirtschaft vor Ort, bietet Dienstleistungen und berät, zum Beispiel bei der Expansion in internationale Märkte. Ein zentrales Angebot in Schopfheim ist das Bildungszentrum, angelegt als moderner Bildungsraum mit offener Architektur. Im Sommer 2025 feierte es seinen zehnten Geburtstag. Durchschnittlich nutzen mehr als 4000 Lernende im Jahr das Angebot der Weiterbildung bei der gesamten IHK Hochrhein-Bodensee.

In der Region zuhause

Auch für die Beschäftigten der IHK ist es wertvoll, wenn ihre Leistungen in der Öffentlichkeit sichtbar sind. Das gilt genauso für die zahlreichen Ehrenamtlichen aus Wirtschaft und Bildungseinrichtungen, welche die IHK Hochrhein-Bodensee bei ihren Aufgaben als „Selbstverwaltung der Wirtschaft“ unterstützen. Unter den Prüferinnen und Prüfern zum Beispiel engagieren sich manche über Jahrzehnte. Zugleich braucht es unter den Prüfenden stetig „Nachwuchs“, um künftige Fachkräfte zu zertifizieren. Sie sorgen mit dafür, dass Arbeitgeber morgen nicht allein dastehen.
Der Text erschien am 25.10.2025 in der Sonderbeilage “140 Jahre Die Oberbadische”