Flüchtlinge

Trotz „Du kannst das nicht“ das Ziel nicht aus den Augen gelassen

Mohammad Madaraty hat es zum Fachinformatiker für Systemintegration gebracht.
Als 26-Jähriger flieht Mohammad Madaraty Anfang 2015 vor dem Bürgerkrieg in Syrien über die Türkei nach Deutschland. Hier will er nicht nur in Frieden leben, sondern sich eine Existenz aufbauen. Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft jobbt er bereits und sucht nach einer Lehrstelle im IT- oder EDV-Bereich. In seiner Heimat hatte er nach der Schulzeit Computer zusammengeschraubt und repariert. Als Autodidakt kümmerte er sich dann um PCs und Offline-Systeme, da es in Syrien kein funktionierendes Internet gab.
2016 startet er mit der Einstiegsqualifikation, absolviert den Sprachkurs erfolgreich und erhält einen Ausbildungsplatz zum Fachinformatiker für Systemintegration. Doch ein Jahr später scheint der Traum geplatzt. Der einzige Ausbilder wechselt die Arbeitsstelle, für den jungen Syrer fühlt sich keiner mehr zuständig. Anstatt an der IT-Infrastruktur zu arbeiten, muss er Handlangerjobs übernehmen, Ware ausfahren oder im Lager helfen. „Das habe ich auch gern gemacht, aber irgendwann wollte ich wieder meine eigentliche Ausbildung weitermachen“, sagt er im Nachgang über die kritische Zeit und lächelt. Seine Freundin rät ihm dann, sich an die Kümmerer in der IHK zu wenden.
Sein Wille blieb ungebrochen
„Mohammad Madaraty war mein erster Fall“, erinnert sich Sven Ness – und es war gleich ein Herausfordernder. Zwar hatte man sich auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt, doch damit rückte die Wunschausbildung in weite Ferne. Denn bei der Agentur für Arbeit riet man ihm anfangs davon ab, sie weiterzuverfolgen, er solle lieber etwas anderes versuchen. „‚Du kannst das nicht‘, haben sie zu mir gesagt“, ärgert er sich heute noch. Doch Sven Ness intervenierte, auch seine Partnerin und seine spätere Schwiegermutter unterstützten ihn bei den Gesprächen, so dass Mohammad Madaraty mit Hilfe des Arbeitsamts über einen lokalen Bildungsträger in Lörrach doch seine Chance erhält. Weil dieser nach drei Monaten wegen Unregelmäßigkeiten seinen Betrieb einstellen muss, heißt es für den Auszubildenden, dass er täglich von Schopfheim nach Freiburg pendeln muss, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen: „Das war nicht einfach, aber er wollte es schaffen“, sagt Sven Ness. Auch hier hatte die IHK mitgewirkt, um Lösungen zu finden. Unter anderem musste auch ein Unternehmen gefunden werden, das ihm den praktischen Teil ermöglicht.
Im Januar 2021 erhält Mohammad Madaraty sein Abschlusszeugnis, und das Unternehmen, in dem er seine Ausbildung praktisch absolvieren durfte, übernimmt ihn. Bei Office Komplett Computer Service in Wehr ist er mittlerweile mit diversen Projekten beschäftigt, betreut Kunden selbstständig und ist wichtiger Teil des Teams, freut sich der geschäftsführende Gesellschafter, Rolf Gallmann. Den nächsten Bildungsschritt hat der mittlerweile glücklich verheiratete Vater einer Tochter bereits im Visier: IHK-Projektmanager.