Flüchtlinge

Der Ausbildungsweg ist noch nicht beendet

Boniface Mbenge Wara will im Einzelhandel weiter durchstarten.
Im Januar 2017 beantragt Boniface Mbenge Wara nach seiner Ankunft in Deutschland Asyl. Der junge Mann aus Kamerun hat seiner Heimat den Rücken gekehrt, weil es sich nicht mehr sicher fühlte. Gewalttätige Auseinandersetzung zwischen politischen Gruppierungen sowie Kämpfe um die Herrschaft auf der Straße lassen den damals 20-Jährigen, der sein Abitur (Baccalauréat Lettre Philosophique) bestanden hat, keine Zukunft für sich erkennen.
Obwohl er fließend französisch spricht, entscheidet er sich für Deutschland, weil er hier bessere Perspektiven sieht. Sobald es die Möglichkeit gibt, nimmt er an Deutschkursen teil. Er will jede Chance nutzen. Sein Ehrgeiz bleibt nicht unbeachtet, und seine ehrenamtliche Deutschlehrerin unterstützt ihn. Boniface Mbenge Wara würde gern arbeiten, eine Ausbildung absolvieren. „Ich mag den Umgang mit Menschen, ich wollte gern in der Gastronomie im Service anfangen“, sagt der heute 26-Jährige. Das gelingt: Er beginnt ein Vorschaltjahr vor der eigentlichen Ausbildung und pendelt täglich von der Asylunterkunft in Efringen-Kirchen nach Kandern.
Doch dann gibt es Differenzen mit dem Arbeitgeber über Kleinigkeiten, die prekäre Lebenssituation in der Unterkunft, die sprachlichen Herausforderungen generell und durch das Alemannische sowie sein ungeklärter Aufenthaltsstatus setzen ihm zu. Der anvisierte Ausbildungsplatz geht verloren, der hoffnungsvolle Kameruner gerät in eine Abwärtsspirale, sieht keinen Ausweg mehr. „Es war auch psychisch für mich eine sehr schwierige Zeit“, sagt Boniface Mbenge Wara mit ernstem Blick. Doch dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Denn er hat sich aus dieser Krise herausgearbeitet. Mit der Hilfe von Sven Ness.
Mit den Basics begonnen
Der Kümmerer nimmt sich des Kameruners an, erkennt dessen Talent, die damit verbundenen Chancen, allerdings auch die Defizite. „Aber wir haben bei vielen Dingen ganz von vorn angefangen, um ihm eine Ausbildungsstelle zu verschaffen“, blickt Sven Ness zurück. Von der passenden Kleidung für ein Bewerbungsgespräch über das Verhalten gegenüber potenziellen Arbeitgebern bis hin zu konkreten Trainings war alles dabei. Boniface Mbenge Wara strahlt. „Er hat mir wirklich viel gezeigt und mir die Augen geöffnet“, sagt er mit einem warmen Lächeln, aus dem Dankbarkeit schimmert. Und so kommt es, dass der Kameruner eine zweijährige Ausbildungsstelle zum Verkäufer im Lebensmitteleinzelhandel antritt und 2021 – keine vier Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland – erfolgreich abschließt.
Die Arbeit im Team, der Umgang mit Kunden – Boniface Mbenge Wara hat Freude an seinem Beruf und will diesen Ausbauen. Dafür muss er allerdings den Arbeitgeber wechseln, weil sein Ausbildungsbetrieb keine zusätzlichen Kapazitäten hat. Mit Unterstützung von Sven Ness gelingt auch das, so dass er sich zum Kaufmann im Einzelhandel weiterbilden kann.
Und das nächste Ziel hat er schon im Auge: den IHK-Wirtschaftsfachwirt. Damit wäre er beruflich am Ziel. Privat ist er es in Weil am Rhein mit Partnerin und kleiner Tochter bereits.
Boniface Mbenga