Klimaschutzserie

Klimaschutz im Unternehmen (2/3)

Wie können Unternehmen Effizienzpotenziale im Betrieb umsetzen? Im ersten Teil der Artikelserie ging es um die Aufnahme von Grunddaten zum Energieverbrauch. Doch mit dem Wissen, wie und wo Energie im Unternehmen verbraucht wird, sind noch keine Einsparungen erreicht. Daher geht es im zweiten Teil nun darum, Effizienzpotenziale umzusetzen.
Beginnen sollte man mit einfachen und pragmatischen Lösungen. Jedes Gerät, das abgeschaltet werden kann, vermindert den Energieverbrauch. Jeder Austausch von alten Bauteilen und Motoren durch effiziente Neuteile reduziert die Energiekosten. Es ist deshalb sinnvoll, ein Ersatzteilekonzept für Großverbraucher zu erstellen. Um genau zum Zeitpunkt einer Reparatur das energieeffizienteste Ersatzteil verfügbar zu haben, muss dieses Ersatzteil auch in der Beschaffungsstrategie, zumindest als Alternative, hinterlegt sein.
Ob Kühlung, Ventilatoren, Lüftung, Wärmeversorgung, Antriebe oder Beleuchtung: Es gibt heute schon sehr effiziente technische Lösungen, durch die sich deutliche Energie- und CO2-Einsparungen ergeben könnten. Dennoch werden diese nicht genutzt, denn neue Techniken und Verfahren müssen vielfältige Hemmnisse im Unternehmen überwinden. Die Auffassungen „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder „Kenn ich nicht – brauch ich nicht“ führen in einigen Fällen dazu, an Bestehendem festzuhalten. Auch der Zwang zum billigen Einkauf ohne Berücksichtigung der Lebenszykluskosten verhindert Verbesserungen.
Die größten Hemmnisse einer breiteren Einführung von effizienten Technologien bestehen in der mangelnden
Information über Kosten und Nutzen. Für viele Verbesserungen können außerdem keine verallgemeinernden und einfachen Aussagen zu Einsparungen getroffen werden, da Einsparpotenziale individuell und anwendungsbezogen sind. Und wenn dann noch Vorgaben bestehen, dass sich eine Einsparung in weniger als drei Jahren wirtschaftlich rechnen
muss, sind viele effiziente Bauteile schnell außerhalb von Beschaffungsrichtlinien. Dass die Berechnung der wirtschaftlichen Einsparung in vielen Fällen keine Aussagen zur Klimarelevanz enthält, macht einen Vergleich noch schwieriger.
Hinzu kommen komplexe Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen innerhalb eines Unternehmens. Viele Zielvereinbarungen sind auf den Erfolg einzelner Personen fokussiert. Verbesserungen in der Gruppe oder im Unternehmen sind zum einen nicht leicht zu ermitteln. Zum anderen ist die Bereitschaft gering, beziehungsweise es fehlen Zeit und Ressourcen, sich in neue und komplexe Systeme einzuarbeiten. Zudem kommt es bei Ersatzinvestitionen häufig zu Zeitdruck. Ein ungeplanter Ausfall sollte möglichst sofort behoben werden, denn Kundenaufträge sind zu erfüllen. Gibt es keine Alternativen in der Ersatzteilbeschaffung, werden die Standardbauteile nachgeordert.
Energieeffizienz kommt deshalb nicht dahergeflogen und ist in vielen Fällen nicht einfach aus Standards oder Merkblättern abzulesen. Verbesserungen benötigen Zeit und Bereitschaft, auch neue Techniken zu prüfen. Dazu sind die üblichen Regeln der Abschreibung zu überdenken. Ein erster Schritt wäre eine Gesamtbetrachtung nach Lebenszykluskosten.

Lebenszykluskosten 

Beim Betreiben von Maschinen, Anlagen oder Gebäuden kommen neben den reinen Anschaffungskosten auch die Kosten für Unterhalt und Energieverbrauch hinzu. Werden zu den Investitionskosten und dem Unterhalt noch die Entsor­gungskosten hinzugerechnet, sind die Lebenszykluskosten erfasst. Vor allem beim Unterhalt, werden die wahren Energiekosten oft nicht genau ermittelt. Dadurch sind die Gesamtkosten bei Investitionen für die gesamte Nut­zungszeit selten vergleichbar. Deshalb sollten neben den reinen Energiekosten (Strom, Gas, Heizöl) auch immer der Aufwand für Druckluft, Wasser, Kühlung, Dampf et ceera detailliert einbezogen werden. Auch die Kosten für Wartung und Ersatzteile sind Teil der Lebenszykluskosten. Erst damit erfassen Sie die vollen Kosten einer Investition.