Klimaschutzserie

Klimaschutz im Unternehmen (1/3)

Die Wirtschaft ist einem ständigen strukturellen Wandel unterworfen. Der aktuell stärkste Treiber ist der Klimaschutz. Unternehmen müssen sich an das veränderte Klima und sich wandelnde Wetterbedingungen anpassen. Dadurch werden bestimmte bisherige Produkte, Produktionsweisen, Märkte und Standorte infrage gestellt. Doch viele Unternehmen unterschätzen den Klimaschutz und die Auswirkungen auf den eigenen Betrieb. In der Serie „Klimaschutz in Unternehmen“ zeigen wir, welche Schritte in einem Betrieb notwendig sind, um ihn sukzessive auf Klimaneutralität umzustellen.
In der ersten Folge unserer dreiteiligen Serie geht es um eine Bestandsaufnahme, die ersten Schritte zu Energieeffizienz und Klimaschutz.

Energieverbrauch und Kosten

Zuerst nutzen Sie alle vorhandenen Informationsquellen. Alle Rechnungen über Energieverbrauch und Energiekosten im Unternehmen der vergangenen drei Jahre sind die Ausgangsbasis. Aufgeteilt nach Art der Brennstoffe und Elektrizität, zeigen sie die wesentlichen Verbrauchsmengen an. Vergleichen Sie die jeweiligen Energiepreise je Kilowattstunde für Strom oder den Preis pro Liter für Heizöl oder Kraftstoffe. Auf der Stromrechnung wird auch der CO2-Ausstoß in Kilogramm pro Kilowattstunde (kg/kWh) Strom angegeben. Das ergibt eine erste Orientierung, wie hoch Ihr CO2-Ausstoß im Unternehmen ist.

Produktionsdaten

Im nächsten Schritt werden die Produktionsdaten der drei Vergleichsjahre betrachtet. Wurden neue Produkte eingeführt oder andere aus dem Sortiment genommen? Gab es Sonderschichten oder längere Betriebsruhe? Aus diesen Verbrauchswerten können nun Berechnungen zum Energieverbrauch nach Nutzfläche oder je Stück produziertem Artikel ermittelt werden.

Interne Verbraucher

Eine Erfassung der internen Verbraucher ist eine wichtige Grundlage,
um die Energieströme zu verstehen. Viele Geräte laufen im Hintergrund und verbrauchen Energie. Heizungen, Klima- und Lüftungsanlagen oder auch die IT sind Dauerläufer und gehören hier dazu. Weitere Großverbraucher sind Pumpen, Antriebe, Kompressoren und Kühlsysteme. Nicht zu vergessen alle Produktions- und Fertigungsanlagen oder auch die Beleuchtung. Nun stellt sich die Frage, wie lange die Verbraucher am Tag laufen? Eine große Maschine, welche nur eine Stunde am Tag läuft, kann am Ende weniger Energie verbrauchen als ein dauerlaufender Lüfter mit kleinem Elektromotor, der aber 24 Stunden an sieben Tagen die Woche im Einsatz ist. Dazu sollten die Einsatz- beziehungsweise Laufzeiten gemessen oder zumindest geschätzt werden.
Mit dem Wissen aus Verbrauchszahlen der Energieträger Strom, Gas, Heizöl und Wasser sowie der Aufnahme der Energieverbraucher im Unternehmen lassen sich nun die wirklich interessanten Großverbraucher identifizieren.
Alle Verbraucher sollten unter folgenden Gesichtspunkten betrachtet werden:
  1. Muss dieses Gerät/diese Anlage wirklich eingeschaltet sein?
    Sind eingeschaltete Geräte gegebenenfalls mit verantwortlicher Stelle gekennzeichnet? Antriebe, Kompressoren, PCs / Bildschirme, Heizungen oder Lüfter, die durchlaufen, kosten Energie.
  2. Gibt es leerlaufende Anlagen und Geräte?
    Vieles braucht auch im Stand-by-Modus Strom. Gibt es laufende Förderbänder ohne Transportgut? Ist eine Zeitschaltung möglich?
  3. Sind effiziente Antriebe und Motoren verbaut?
    Viele ältere Motoren sind wenig effizient. Moderne Elektromotoren sparen zwischen drei bis zehn Prozent an Strom ein. Auch wenn Sie diese nicht sofort austauschen müssen, werden aber Motoren wegen eines Defektes ersetzt, könnten effizientere Motoren eingebaut werden.
  4. Erfassen Sie offensichtliche Mängel?
    Überall wo Klebeband, Hilfskonstruktionen aus Pappe, Holz et cetera angebracht sind, können unerwünschte Energieverbräuche dahinterstehen. Schutzeinrichtungen sollten dabei aber niemals umgangen werden.
  5. Wo quietscht, scheppert, rumpelt was?
    Unbekannte oder hohe Geräuschpegel aus Druckluft, Klimatechnik Klimatechnik, Lüftungsanlagen, Zugluft und so weiter? Wo sind wiederholte Reparaturen notwendig? Hier könnten Leckagen, mechanische Defekte oder falsche Einstellung vorliegen. Neben Verschleiß führt das oft auch zu mehr Energieverbrauch.
  6. Wo ist es zu warm oder zu kalt?
    Anzeichen für unnötige Wärme oder hereinströmende Kälte, mangelnde Dämmung, Zugluft und Durchzug, offene Fenster oder Türen.
  7. Ist es in Bereichen zu hell oder zu dunkel?
    Unnötige Beleuchtung an, oder kann Tageslicht Abhilfe schaffen? Sind verschmutze Fenster oder Leuchten vorhanden? Wände hell streichen spart Beleuchtung.
Tipp: Nutzen Sie jeden Betriebsrundgang und nehmen diese sieben Fragen als Grundlage für einen Energieeffizienz-Check mit. Sie werden sehen, es gibt immer Potenziale, Energie einzusparen.

Hintergrund
Die Entwicklung der Jahresdurchschnittstemperatur ist der deutliche Hinweis, dass der Klimawandel bemerkbar für uns geworden ist. In den letzten 120 Jahren hat sich diese zwischen 1,8 bis 2,0 °C über dem Langjährigen Mittel eingependelt und steigt weiter deutlich. Schon 1979 haben Meteorologen bei der ersten Klimakonferenz den Klimawandel und den Einfluss des Menschen auf diesen, erstmals in der Öffentlichkeit beschrieben und diskutiert. Doch es hat erstmals bei der UN-Konferenz von Rio 1992 eine Vereinbarung über Grundsätze für eine nachhaltige Entwicklung gegeben. Anders als noch im Kyoto-Protokoll von 1997 haben 2015 in Paris nun fast alle Staaten der Erde nationale Klimaschutzziele definiert. Mit der Ratifizierung dieser Pariser Erklärung sind die Staaten völkerrechtlich verpflichtet, Maßnahmen zur Erreichung der Ziele, den Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen, zu ergreifen. Das Bundesverfassungsgericht hat im April 2021 nun festgehalten, dass die geplanten Zielvorgaben der Bundesregierung, gemäß dem Paris-Abkommen, nicht ausreichend sind. Das noch vorhandene Treibhausgasbudget für Deutschland bis 2050 ist so aufzuteilen, dass die nachfolgenden Generationen nicht höhere Anforderungen haben, das 1,5°C-Ziel zu erreichen. Die Bevölkerung und Unternehmen in Deutschland müssen deshalb in den nächsten Jahren wesentlich höhere Anstrengungen vornehmen, um Treibhausgase einzusparen.