Pressemeldung, 1. September 2023

Wirtschaft ächzt unter Energiepreisen

Die Stimmung ist schlecht: 85 Prozent der regionalen Unternehmen, die einen hohen Energieverbrauch haben, schätzen die Auswirkungen der Energiepolitik negativ ein. 
So die Ergebnisse des „Energiewende-Barometers 2023“ der IHK-Organisation. Rund 3.500 Unternehmen haben sich beteiligt, knapp 600 aus dem Bezirk der IHK Köln. „Diese Werte sind alarmierend“, sagt Dr. Claudia Eßer-Scherbeck, Co-Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Energie der IHK Köln. „Selbst in Branchen, die unmittelbar von Aufträgen im Rahmen der Energiewende profitieren, wie in der Bauwirtschaft oder bei Dienstleistungen, trübt sich die Stimmung weiter ein.“
Ein Drittel der Betriebe will Produktion verlagern
Deutschlandweit bemängeln fast zwei Drittel der Betriebe fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik als größtes Hemmnis bei der notwendigen Transformation ihrer Unternehmen. Bei den Unternehmen aus dem Kammerbezirk Köln wird die hohe Bürokratielast bei diesem Thema sogar als ein noch größeres Problem gesehen.
„Die Unternehmen sehen sich zunehmend mit Vorgaben konfrontiert, die in der Praxis kaum umsetzbar sind. Hinzu kommen Vorhaben wie das Energieeffizienzgesetz mit Einsparzielen, von denen niemand sagen kann, wie sie ohne ein Herunterfahren der Produktion erreicht werden können“ sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Eine Folge: Fast ein Drittel der Industriebetriebe in Deutschland plant oder realisiert die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland, beziehungsweise die Einschränkung ihrer Produktion im Inland. Auch die Zahlen aus der Region Köln bestätigen diesen Trend.
Investitionen werden zurückgefahren – auch beim Klimaschutz
Gleichzeitig fahren drei Viertel der Unternehmen ihre Investitionen zurück. 33,9 Prozent der Unternehmen sogar in ihren Kernprozessen, also bei zentralen Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen. Bei energieintensiven Unternehmen trifft dies fast auf die Hälfte der Unternehmen zu. Auch Klimaschutzinvestitionen sind betroffen: Über 25 Prozent der Unternehmen stellt diese zurück. Ähnlich im Bezirk der IHK Köln: 19 Prozent stellen Investitionen in Kernprozessen zurück, 17 Prozent in Klimaschutzmaßnahmen.
Niedrigere Steuern auf den Strompreis gefordert
Jetzt müsse die Politik dringend nachbessern, so Vetterlein: „In der aktuellen Situation mit sehr hohen Kosten für Energie und der bestehenden Sorge um die zukünftige Versorgungssicherheit brauchen Betriebe eine belastbare energiepolitische Strategie. Niedrigere Steuern auf den Strompreis und ein Wegfall der Abgaben und Umlagen könnten schnell umgesetzt werden und entlasten die Wirtschaft und private Haushalte um bis zu 10 Mrd. Euro jährlich. Zusätzlich begünstigt ein geringerer Strompreis den notwendigen Umstieg auf elektrische Energie.“