IHKplus Februar 2023

Kohleverstromung: Kein Ausstieg ohne Einstieg

Bund, Land und RWE kündigten Ende 2022 an, den Kohleausstieg auf 2030 vorzuverlegen. Ein Vorhaben,  dem die IHK Köln eine klare Absage erteilt. Denn, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein: „Wir akzeptieren keinen Ausstiegsplan aus der Kohle ohne einen genauso verbindlichen Einstiegs- und Umsetzungsplan für die Erneuerbaren Energien.“
Es geht um eine Synchronisierung von Abschalt- und Anschaltplänen. „Ansonsten wird es zu Versorgungslücken kommen, die für die regionale Wirtschaft existenzbedrohend sind”, so Vetterlein. RWE ging es bei der Vereinbarung mit Bund und Land primär um Planungs- und Genehmigungssicherheit für den aktuell höheren Bedarf an Braunkohle. Denn nach bisher geltenden Recht hätte RWE weitere Kraftwerksblöcke zeitnah vom Netz nehmen müssen. Doch der Preis für diese Vereinbarung ist hoch – und die Folgen sind zurzeit nicht abschätzbar.
“Wir müssen dafür sorgen, dass der Industriestandort Deutschland im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt.”
Dr. Arndt Selbach, Standortleiter Evonik Wesseling

Was sich allerdings jetzt bereits abzeichnet ist, dass energieintensive Unternehmen das Vertrauen in eine sichere und bezahlbare Energieversorgung in Deutschland verlieren. Die Rechnung ist einfach: Von zurzeit noch acht Gigawatt an Kraftwerksleistung sollen bis 2030 nur vier ersetzt werden. Drei durch moderne Gaskraftwerke und ein Gigawatt durch Windkraftanlagen. Was mit den übrigen vier Gigawatt ist und wie der generell wachsende Strombedarf in Deutschland gedeckt werden will – dazu gibt es von Seiten der Politik bislang keine Antworten. Zudem ist klar, dass Strom aus Gaskraftwerken um ein mehrfaches teurer sein wird als bisher, da das Gas teurer importiert werden muss.
Die Folgen dieser Rechnung zeigen sich bereits heute: Große Unternehmen wie LANXESS kündigen an, vermehrt in Ländern mit günstigeren Energiekosten zu investieren, z. B. in den USA – und in Deutschland wegen der unklaren Lage mit Investitionen wesentlich zurückhaltender zu sein. Da gerade Chemieunternehmen im Verbund produzieren, kann das dazu führen, dass auch für viele weitere Unternehmen Deutschland als Produktionsstandort unattraktiv wird. Jetzt sind Bundes- und Landespolitik gefragt, um das Vertrauen der Unternehmen zurückzugewinnen.
„Alle verfügbaren Stromquellen müssen schnellstens ans Netz, um das Angebot auszuweiten und die Preise wieder abzusenken.“
Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender Lanxess