IHKplus April 2023

Umweltfreundlich auf der letzten Meile

Gelb, braun, weiß: Die Fahrzeuge der Paketlieferdienste prägen überall das Stadtbild.
Kein Wunder bei diesen Zahlen: Im Jahr 2021 wurden in Deutschland rund 4,5 Milliarden Kurier-, Express- und Paketsendungen verschickt – ein Zuwachs um elf Prozent gegenüber 2020. Allein in Köln waren es im Jahr 2020 etwa 54 Millionen Sendungen, im Folgejahr sicher noch einmal mehr – und das nur im B2C-Bereich.
Allein aufgrund der aktuellen Wachstumsprognosen für den Onlinehandel ist mit weiteren Steigerungen zu rechnen: Nach einer Modellrechnung des Kölner Beratungsunternehmens KE-Consult dürften es im Jahr 2023 schon ungefähr 90 Millionen Sendungen sein, die allein an Endverbraucherinnen und -verbraucher ausgeliefert werden.

10.000 Transporte täglich in Köln

Den Weg in die Stadt bewältigen die Pakete bestens organisiert. Das Paketzentrum von DHL am Bahnhof Eifeltor, in dem bis zu zehn Pakete pro Sekunde abgefertigt werden, ist ebenso gut an das überregionale Verkehrsnetz angebunden wie das Frachtzentrum von UPS am Flughafen Köln/Bonn mit seinem 40 Kilometer langen Transportsystem. Die Herausforderung besteht in der sogenannten „letzten Meile“. Gemeint ist die Abwicklung der Lieferung an die Endkundinnen und -kunden. Aktuell
sind nach einer Untersuchung im Auftrag der IHK Köln mehr als 10.000 Paket-Fahrzeuge täglich allein im Stadtgebiet von Köln unterwegs – eine starke Belastung der Verkehrswege, zumal Ladezonen fehlen und Transporter im Straßenraum oft den Verkehrsfluss behindern.
Um Verkehrsstörungen zu vermeiden, soll der Lieferverkehr mit Transportern so weit wie möglich reduziert werden. Das Mittel der Wahl: Lastenräder, wie sie beispielsweise UPS schon seit Jahren nutzt. Entscheidend ist dabei aber, dass die Verteilung auf diese speziellen E-Bikes effizient und schnell funktioniert. Dazu sind zentral gelegene Depots notwendig, in denen von Zug oder Lkw aufs Lastenrad umgeladen werden kann.

Pilotprojekt am Deutzer Bahnhof

UPS hat dafür in Köln bereits zwei Parkhäuser genutzt, in denen freier Parkraum zum Umschlagplatz für Pakete wurde. Solche Kapazitäten aber sind begrenzt. Wie ein solches Mikrodepot aussehen und funktionieren kann, will die Stadt in direkter Nähe zum Deutzer Bahnhof testen. Dort entsteht noch in diesem Jahr ein Paketumschlagplatz mit zwei Leichtbauhallen auf etwa 1.100 Quadratmetern Fläche. Es ist ein bundesweit einzigartiges Projekt, das die Stadt Köln gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG und weiteren Logistikunternehmen realisiert.
Neben Paketlieferdiensten und Fahrradlogistikern haben auch Start-ups aus dem Bereich nachhaltige Lebensmittellieferung konkretes Interesse an der Nutzung geäußert. Die Fläche steht zwar nur maximal drei Jahre zur Verfügung, die Erfahrungen in diesem Pilotprojekt sollen aber dann für andere Standorte genutzt werden.
Christopher Köhne
Verkehrspolitik, Logistik, Mobilität