Louise Farina: „Die Läden fliehen in Massen“

„Wir sind seit 300 Jahren an das Haus und den Standort gebunden, aber ansonsten gibt es wirklich keinen Grund, warum man hier ein Geschäft eröffnen oder führen wollte.“
Mit „hier“ ist die Kölner Innenstadt gemeint, konkret der Bereich rund um das Farina-Haus und Wallraf-Richartz-Museum. Der Satz stammt von Louise Farina, in neunter Generation im gleichnamigen Familienunternehmen tätig, der ältesten Eau-de-Cologne- und Parfüm-Fabrik der Welt.
Vor fünf Jahren sind vor dem altehrwürdigen Haus alle Ladezonen und Parkplätze ersatzlos gestrichen worden, um den Autoverkehr so gut wie möglich aus der Innenstadt fernzuhalten. Das bedeutet aber auch, dass Lieferanten, Handwerker und Paketdienste nicht mehr vorfahren können. „Unser alltägliches Geschäft ist sehr stark eingeschränkt. Teilweise müssen Handwerker in der Ladezone an der Hohe Straßen halten und dann zu Fuß zu uns kommen, weil es hier vor der Tür keine Möglichkeit gibt“, berichtet Farina.
Man wird vom Ordnungsamt regelrecht gejagt. Das ist extreme Altersdiskriminierung.
Noch schlimmer findet sie, dass es dadurch auch älteren und weniger mobilen Kunden erschwert werde, in den Laden zu kommen: „Sie haben keine Möglichkeit mehr, mit dem Auto in der Nähe zu halten oder aus dem Taxi raus gelassen zu werden. Man wird vom Ordnungsamt regelrecht gejagt. Das ist eine extreme Altersdiskriminierung.“
Das Verkehrskonzept der Stadt Köln scheitert auf allen Ebenen.
Die herumkurvenden Fahrzeuge, die nirgends halten können, führen zum nächsten Problem: einem riesigen Verkehrschaos und ständigem Stau. „Die aktuelle Verkehrssituation ist eine absolute Katastrophe. Das Verkehrskonzept der Stadt Köln scheitert auf allen Ebenen“, meint Farina. Und weiter: „Die Stadt hat den Eindruck, wenn man die Autos aus der Innenstadt wirft, wäre es hier so wie in Verona. Aber auch da sind Anlieferungen in den Morgenstunden erlaubt. Wir haben hier aber zu keinem Zeitpunkt am Tag diese Möglichkeit. Hier ist einfach nur Chaos.“
Es macht keinen Sinn mehr, in der Innenstadt ein Ladengeschäft zu betreiben.
Die Situation betreffe nicht nur das Farina-Haus, sondern alle umliegenden Läden, Gaststätten und Museen. Farina: „Die Läden fliehen in Massen. Allein in der Hohe Straße ist kein Geschäft mehr, das es dort vor zehn Jahren gab. Das ist sehr schädlich für die Kölner Innenstadt. Keiner ist ehrlich gesagt mehr so doof, sich das hier anzutun. Es macht keinen Sinn mehr, in der Innenstadt ein Ladengeschäft zu betreiben. Das tut einem als Kölnerin sehr, sehr weh.“
Farina fordert deshalb von der Stadt Köln ein funktionierendes Verkehrskonzept mit sinnvollen Ladezonen, damit Anlieferungen und das Halten von Handwerkern wieder möglich sind. Es müsse sichergestellt werden, dass Geschäftstreibende wieder ihrer Tätigkeit nachgehen können, „weil so wie es jetzt ist, kann es wirklich nicht bleiben.“
© IHK Köln
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