Neue Verantwortung, neue Chancen: Kölns wirtschaftliche Zukunft entschlossen gestalten
Mit der Kommunalwahl am 14. September 2025 und der OB-Stichwahl am 28. September 2025 hat Köln eine neue Ratszusammensetzung und eine neue Stadtspitze gewählt. Der politische Neustart verpflichtet die neue Stadtspitze und den Rat, es messbar besser zu machen als die Vorgängerinnen und Vorgänger – mit sichtbaren Ergebnissen bei Sauberkeit, Erreichbarkeit und Flächen. Köln braucht jetzt spürbare Erfolge, an denen sich die kommenden Entscheidungen messen lassen. Das gelingt nur mit einer funktionierenden Verwaltung.
Die Vollversammlung der IHK Köln stellt fest:
- Verwahrlosung und ein verschmutztes Stadtbild,
- unzureichende Sicherheit und fehlende Ordnung an zentralen Plätzen,
- Entscheidungsnotstand und lange Prozesse,
- eine in den letzten fünf Jahren verschlechterte Erreichbarkeit der Innenstadt,
- mangelnde Verfügbarkeit von Gewerbe- und Industrieflächen
beeinträchtigen die Attraktivität, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Köln erheblich. Die IHK Köln fordert Rat und Oberbürgermeister Torsten Burmester daher auf, in zentralen Handlungsfeldern unverzüglich die notwendigen Maßnahmen einzuleiten:
Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit
Köln muss in den Bereichen Ordnung, Sicherheit und Stadtbild wieder zu den führenden Großstädten aufschließen. Die folgenden Maßnahmen zeigen, wie Köln konkret sichtbare Verbesserungen erreichen kann:
- Konsequente Durchsetzung bestehender Regeln und Konzepte (insbesondere Masterplan Sauberkeit, Stadtordnung, Masterplan Sicherheit)
- Sanktionierung von Verstößen und spürbare Ahndung
- Personaloffensive bei Ordnungs- und Sicherheitskräften: offene Stellen besetzen, Kapazitäten ausbauen
- Weiterentwicklung vorhandener Konzepte und Ausdehnung des Masterplans Sicherheit auf den Neumarkt
- Strategiewechsel im Umgang mit offener Drogenszene und Anwendung erprobter Modelle, die Hilfsangebote mit klaren Regelungen für den öffentlichen Raum verbinden (beispielsweise aus Zürich oder Krefeld)
Funktionierende Stadtverwaltung
Köln leidet seit Jahren unter einem strukturellen Entscheidungsnotstand in Rat und Verwaltung. Es wird wichtigste Aufgabe des neuen Oberbürgermeisters sein, für klare Verantwortlichkeiten und schlankere Prozesse zu sorgen. Hierzu ist die Dezernats- und Ämterstruktur zu überprüfen. Auch die durchgehende Digitalisierung von Verwaltungsprozessen muss deutlich beschleunigt werden. Die Rollenverteilung von Rat und Verwaltung muss neu justiert werden: Der Rat bestimmt die Leitplanken und Ziele, die Verwaltung setzt um und macht umgekehrt dem Rat mit Verwaltungsvorlagen aktiv Vorschläge.
Erreichbarkeit der Innenstadt
Die Erreichbarkeit der Kölner Innenstadt hat sich in den letzten Jahren rapide verschlechtert. Sowohl Infrastruktur für den ÖPNV- wie auch Auto-, Lkw-, Rad- und Fußverkehr werden aus der Sicht von Nutzerinnen und Nutzern im Bundesvergleich unterdurchschnittlich bewertet. Auch deswegen bleiben Besucherinnen und Besucher aus kaufkraftstarken Umlandgemeinden zunehmend aus.
Eine funktionierende Großstadt muss aber für jede und jeden gut erreichbar sein, egal ob mit dem Auto, Transporter, Fahrrad oder Zug. Pendlerinnen und Pendler, Kundinnen und Kunden, Logistik und Dienstleistung sind darauf angewiesen, zuverlässig und schnell ihr Ziel ansteuern zu können Bei Infrastruktur- und Mobilitätsfragen müssen wirtschaftliche Belange deshalb von der Planung bis zur Umsetzung immer als zentraler Faktor mitberücksichtigt werden. Eine funktionierende Logistik ist Grundbedingung für eine funktionierende Großstadt. Die Bedürfnisse von Rad- und Autoverkehr müssen aufeinander abgestimmt und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Die Vollversammlung fordert alle beteiligten Stakeholder dazu auf, die Erreichbarkeit der Innenstadt wiederherzustellen, dabei jedes Verkehrsmittel angemessen und in langfristigen Planungen zu berücksichtigen:
Kernstraßennetz für Köln:
Das von der Verwaltung der Stadt Köln vorgeschlagene und vom Rat beschlossene Grundnetz über die wichtigsten Verkehrswege wird den Anforderungen der Wirtschaft nicht gerecht. Lieferzonen für Logistik und Parkhäuser, für Einkaufs- und Pendlerverkehr sind darin kaum, unzureichend oder gar nicht berücksichtigt. Die IHK Köln hat gemeinsam mit dem renommierten Verkehrsplanungsbüro PTV ein Grundnetz erarbeitet, dass allen Verkehrsteilnehmenden gerecht wird und beispielsweise Mehrspurigkeit auf den zentralen Straßenachsen sichert. Unabhängig vom Kernstraßennetz sind Verkehrsversuche wie die an der Deutzer Freiheit oder der Trankgasse unabhängig vom Standort zu unterlassen.
Zuverlässigen und zukunftsorientierten ÖPNV sichern:
Kurzfristig muss die KVB ihr Angebot von 2022 vollständig wiederherstellen, also Fahrzeuge und Personal im Kerngeschäft wieder deutlich aufstocken. Mittelfristig sind Großbaustellen im DB-Netz eng mit KVB- und Straßenbaustellen abzustimmen, um Störungen zu minimieren. Dies ist aktuell nicht garantiert, was zur Folge hat, dass parallel verlaufende Schienen- und Straßenverbindungen gleichzeitig gesperrt sind. Langfristig muss die Tunnellösung auf der Ost-West-Achse konsequent umgesetzt werden, um den ÖPNV metropolengerecht aufzustellen.
Unternehmen einbinden:
Wirtschaft darf nicht am Ende der Planungskette stehen und mit den Konsequenzen leben müssen, sondern muss aktiv in die Konzeptionsphase eingebunden werden. Das spart Ärger auf beiden Seiten und Steuergeld für notwendige Korrekturen, die aktuell regelmäßig durch eine Nicht-Einbindung entstehen. Die IHK und ihre Mitgliedsunternehmen sind konsequent und stärker in die kommunale Verkehrsplanung einzubeziehen – u. a. bei Maßnahmen zum Reisebus- und Adventsverkehr sowie dem Baustellenmanagement.
Flächenentwicklung
Zum Stichtag 31. Dezember 2024 befanden sich laut Gewerbeflächenbereitstellungskonzept nur noch rund 8 Hektar an städtischen Gewerbeflächen in der freien Vermarktung. Diese verteilen sich kleinteilig auf 20 Einzelstandorte. Gleichzeitig konnte die städtische Wirtschaftsförderung nur einen Bruchteil der eingegangen Flächenanfragen bedienen. Dieser akute Angebotsengpass verhindert Ansiedlungen und Erweiterungen und gefährdet damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Vor diesem Hintergrund ist ein klarer Kurswechsel in der Flächenpolitik überfällig – mit folgenden Kennzeichen:
- Strategische Ausrichtung: Strategien und Konzepte zur Stadtentwicklung im Sinne der Gesamtwirtschaft erarbeiten/fortschreiben und beschlossene Grundlagen konsequent vorantreiben (u. a. Stadtentwicklungskonzept für die produzierende Wirtschaft in Köln) – mit öffentlicher Fortschrittsdarstellung
- Potenziale heben: Brach-/Konversionsflächen entwickeln, Nachverdichtung umsetzen, interkommunal kooperieren, Schlüsselareale planungsrechtlich sichern
- Flächenerschließung und -entwicklung beschleunigen: Partnerschaftliche Zusammenarbeit von Kommune und Privatwirtschaft intensivieren (sog. Public-Private-Partnerships/Öffentlich-Private Partnerschaften), um durch die Nutzung von Unternehmensexpertise und -ressourcen Flächenerschließungen und -entwicklungen zu beschleunigen; Beispiel: IKEA wirkte an einer verbesserten Verkehrsanbindung seines Standortes in Köln-Ossendorf mit
- Stadtprofil & Vermarktung schärfen: Fokusbranchen festziehen und gemeinsame Vermarktungsstrategie entwickeln (Flächenportal, Investorendialoge, aktives Standortmarketing)
- Politik, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam für Köln: Zur besseren Abstimmung von Flächenpolitik und Wirtschaftsinteressen wird ein Forum „Wirtschaft & Flächenentwicklung“ eingerichtet. Darin arbeiten Verwaltung, Politik, Wirtschaftsförderung, IHK, HWK und Unternehmensvertretende regelmäßig zusammen, um beispielsweise Hemmnisse bei Planung und Genehmigung zu lösen sowie strategische Entwicklungsziele abzustimmen. Das Forum wirkt koordinierend und beratend, schafft keine neuen Entscheidungsstrukturen, stellt aber einen frühzeitigen und verbindlichen Informationsfluss zwischen Verwaltung, Politik und Wirtschaft sicher.
Schlussfolgerung und Ausblick
Köln verdient mehr Tempo und bessere Ergebnisse. Die Kölner Wirtschaft steht bereit, daran mitzuwirken. Gleichzeitig erwartet sie, dass Politik und Verwaltung die genannten Maßnahmen unverzüglich einleiten und deren Ergebnisse mit konkreten Zielmarken für die vier adressierten Themenfelder und messbar machen.
Die neue Stadtspitze und der neue Rat tragen die Verantwortung, jetzt zu liefern – schneller, entschlossener und sichtbar besser als zuvor.
Zugleich gilt: Die vorliegenden Vorschläge sind als Blaupause für den gesamten Kammerbezirk der IHK Köln geeignet, denn Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit, Erreichbarkeit und Flächenentwicklung enden nicht an der Stadtgrenze. Vielmehr sind sie Grundvoraussetzung für langfristigen Erfolg der Wirtschaft.