IHKplus 2.2025 | Energie-Scouts

Vier kreative Energiespar-Helden

Chemie-Unternehmen brauchen viel Energie für ihre Prozesse. Bei Kronos Titan in Leverkusen haben Auszubildende eine Idee entwickelt, mit der jede Menge Energie, CO2 und Wasser gespart werden kann. Dafür gab es beim Wettbewerb „Energie-Scouts“ der IHK Köln den ersten Platz.
Text: Tanja Wessendorf

Ohne Regen hätte es diese geniale Idee nie gegeben!

Die drei Auszubildenden David Gabel, Kenan Bayrak und Benjamin Ammann waren bei Kronos im Keller von Gebäude F12 unterwegs und stießen dort auf jede Menge Regenwasser. Weil im Werk Rohre saniert werden mussten, war es hierhin umgeleitet und zwischengelagert worden. Das brachte die Drei auf eine Idee: Dieses Wasser könnte man doch anstelle von Betriebswasser nutzen.
Die vier Männer begutachten den riesigen Tank. © IHK Köln/Knieps

Kronos stellt Titanoxid her, das unter anderem als Weißpigment in Farben und Lacken, in Medikamenten oder bei der Papierherstellung verwendet wird. Für die Produktion von Titanoxid wird eine bestimmte Temperatur benötigt. Bisher hat man dafür den Dampf von erhitztem Betriebswasser verwendet. Stattdessen könnte man aber auch das Regenwasser nehmen, dachten sich Gabel, Bayrak und Ammann.
Noch besser: Man könnte dieses Regenwasser sogar ganz ohne Dampf und Energie aufwärmen, indem man es neben der sogenannten Kalkmilch entlangleitet, die ohnehin 60 Grad warm ist. Kalkmilch ist gelöschter Kalk, der bei Kronos zur Neutralisation von sauren Abwässern und zur Fällung von Schwermetallen gebraucht wird. Das ist nötig, um im Chemiekonzern die gesetzlichen Anforderungen an die Abwasserqualität zu erfüllen. Und da war sie geboren, die Sieger-Idee für die Energie-Scouts der IHK Köln.
Das Programm „Energie-Scouts“ hat das Ziel, Auszubildenden aller Berufe wichtige Grundlagen zu den Themen Energiewende und Klimaschutz zu vermitteln. Dazu bietet die IHK ganztägige Workshops zu Energieeffizienz, Klimaschutz, Projektmanagement und Präsentationstechniken an. Anschließend erarbeiten die Azubis eigene Energieeffizienzprojekte in ihren Unternehmen, bei denen sie von erfahrenen Mitarbeitenden begleitet werden.
Wir wollten dem Betrieb etwas Gutes tun, aber auch der Umwelt!

Energie-Scout Kenan Bayrak

Bei Kronos sind das Projekt Ingenieur Raimund Meifert und Ingo Hahmann, Ausbilder der Chemikanten. Ein halbes Jahr lang tüftelten sie mit Gabel (21), der vor Kurzem seine Ausbildung als Elektroniker beendet hat und nun fest bei Kronos arbeitet, und den Chemikanten-Auszubildenden Bayrak (23) und Ammann (36) das prämierte Projekt aus.
Und so funktioniert es genau: Auf das Dach von Gebäude F12 prasseln pro Jahr rund 36.000 Kubikmeter Regenwasser, die in einen Tank geleitet werden. Von dort gelangt das Regenwasser in eine Vorrichtung mit dem komplizierten Namen Doppelmantelrohrwärmetauscher. Dieser besteht aus zwei Rohren. Durch das eine fließt 60 Grad Celsius heiße Kalkmilch, durch das andere das Regenwasser aus dem Tank. Durch die Verbindung wird das Regenwasser erwärmt und weiter zur Kronofloc-Filterpresse geleitet.
Diese Presse benötigt zum Funktionieren Waschwasser in einer Temperatur von 70 Grad. Das hat man bisher mit dem Dampf von erhitztem Betriebswasser erreicht, jetzt trägt zum großen Teil das von der Kalkmilch erwärmte Regenwasser dazu bei. Nur noch ein kleiner Teil kommt über den Dampf des erhitzen Betriebswassers. Auf diese Weise spart Kronos pro Jahr jeweils 36.000 Kubikmeter Betriebswasser, fast 2.000 Megawattstunden Dampf und senkt den CO2-Auststoß um bis zu 600 Tonnen, haben die Männer ausgerechnet.

Gut für die Umwelt – und auch gut für die Unternehmensbilanz, insgesamt spart der Betrieb so rund 160.000 Euro pro Jahr!

Das hat die Jury des IHK-Wettbewerbs Energie-Scouts überzeugt: erster Platz für das Kronos-Azubiteam und insgesamt 1.200 Euro Preisgeld! Außerdem steht im Juni eine Reise nach Berlin zur Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) an. Die hat die Sieger-Scouts aus ganz Deutschland eingeladen, um bei der Bestenehrung ihre Projekte vorzustellen. Die drei Azubis sind stolz auf ihre Idee: „Wir wollten dem Betrieb etwas Gutes tun, aber auch der Umwelt“, sagt Bayrak.


Rainer van Loon
Energie und Umwelt