IHKplus 1.2024

Mit Mut und starkem Willen: Frauen in Führungspositionen

Es tut sich etwas! Unsere Wirtschaft wird weiblicher. Allerdings gibt es bis zu einem „Gleichstand“ noch viel Luft nach oben: Knapp ein Drittel unserer Mitgliedsunternehmen werden von Frauen geführt. Wir stellen Führungsfrauen aus unserem IHK Bezirk vor und haben sie zu Vorbildern und Tipps & Tricks auf ihrem Weg „nach oben“ befragt.

Nina Luig, Geschäftsführerin der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH

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© Dr. Patrick Luig
„Vor allem meine Großmutter und meine Eltern haben mir vorgelebt, den eigenen Weg zu gehen, beharrlich zu sein. Sie haben mich zum Beispiel ermutigt, eine Ausbildung dem Studium vorzuziehen.
Außerdem haben mir verschiedene Frauen in meinem Umfeld gezeigt, was möglich ist – weil sie an ihre Fähigkeiten geglaubt haben und ihren Weg gegangen sind. Mir hat immer mein Netzwerk geholfen. Es war von Anfang an Teil meiner Karrierestrategie.
Ich unterstütze Mentoring-Programme für Frauen. Unternehmen müssen zudem flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, damit Männer wie Frauen Beruf und Familie vereinbaren können. Ich selbst habe wenige Hürden überwinden müssen – bis es um einen Kita-Platz ging.
Ich hoffe, dass mein Beispiel anderen Frauen zeigt, dass es möglich ist, Kind und Karriere zu verbinden. Und dass eine Ausbildung alles bietet, um Erfolg zu haben.“
Nina Luig ist seit Juni 2023 Geschäftsführerin der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH.

Dr.-Ing. Petra Mayer, Mitglied des Vorstands der DEUTZ AG

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© DEUTZ AG
„Sichtbar sein, Chancen mit einer gesunden Portion Mut und Kühnheit ergreifen – das ist wichtig, wenn eine Frau eine Führungsposition anstrebt. Leider ist es immer noch so,  dass es Frauenförderung braucht. Gerade in Unternehmen mit einem überproportional hohen Männeranteil wie im Maschinen- und Anlagenbau oder der Automobilzuliefererindustrie ist es für Frauen schwerer, sich durchzusetzen. Das hat auch damit zu tun, dass Netzwerke in Unternehmen meistens männlich dominiert sind. Bei DEUTZ habe ich einen Ladies Lunch etabliert, wo sich Frauen aus allen Unternehmensbereichen austauschen können. Wir sind in Köln mit einem Piloten gestartet. Danach baten mich Kolleginnen aus Süddeutschland und den USA, den Lunch auch an ihren Standorten anzubieten. Das zeigt, dass schon kleine Maßnahmen wirken. Und dass es Nachholbedarf gibt.“
Dr.-Ing. Petra Mayer ist seit November 2022 Mitglied des Vorstands der DEUTZ AG.

Dr. Ladislawa Klein, Mitglied des Vorstands von KPMG in Deutschland

„Mein Führungsprinzip lautet: „Man muss Menschen mögen.“ Echtes Interesse an Mitarbeitenden ist essenziell. Ich bewundere Führungskräfte, die jedem im Team Respekt und Wertschätzung zeigen. Jeder Einzelne ist unverzichtbar für den Erfolg. Für mehr Frauen in Führungspositionen sind weibliche Vorbilder und inklusives Coaching entscheidend. Dies fördert das Verständnis für die Vorteile einer diversen Unternehmensführung und stärkt die gesamte Belegschaft.
Anfangs fehlten mir weibliche Role Models, was fast ein Hindernis in meiner Karriere war. Ein Wendepunkt war die Erkenntnis, eine eigene Führungsidentität entwickeln zu müssen. Mein Mentor, ein erfahrener Senior Partner, inspirierte mich dazu. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt.
Als Führungskraft ist es mein Ziel, Menschen zum Erfolg zu führen und aktiv an einer erfolgreichen
Unternehmensgeschichte mitzuwirken. Die Möglichkeit, positiven Einfluss auszuüben und Veränderungen zu bewirken, motiviert mich täglich.“
Dr. Ladislawa Klein ist seit 2023 Mitglied des Vorstands von KPMG in Deutschland.

Tarja Radler, Vorstandsmitglied bei der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG

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© ROLAND
„Durch die zunehmende Komplexität und Beschleunigung werden die Anforderungen an Führungskräfte immer vielfältiger. Deshalb ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und sich weiterzuentwickeln, entscheidend. Ich glaube, dass Frauenförderung ein wirkmächtiges Instrument sein kann, um Gleichstellung voranzutreiben. Ich selbst habe während meines gesamten bisherigen Lebens das Glück gehabt, außergewöhnliche Persönlichkeiten kennenzulernen, die mich mit ihrer Beharrlichkeit und ihrem Mut inspiriert haben. Natürlich musste ich auch strukturelle Hürden auf dem Weg zu meiner heutigen Position überwinden, aber Entschlossenheit und Inspiration sowie der Glaube an mich selbst haben mir immer wieder geholfen. Als Vorständin und Führungskraft habe ich die Möglichkeit, ein gleichberechtigtes und wertschätzendes Arbeitsumfeld zu schaffen.“
Tarja Radler ist seit Januar 2024 Vorstandsmitglied bei der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG.

Claudia Zimmer, Mitglied des Vorstands der Delphin Technology AG

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© lichtblick-bonn.de
„Der Wille, Verantwortung übernehmen zu wollen, muss da sein und vor schwierigen Aufgabenstellungen darf man nicht zurückschrecken. Es ist wichtig, konstruktiv und lösungsorientiert zu arbeiten sowie offen und transparent zu kommunizieren. Aus meiner Sicht müsste die Politik erst mal die richtigen Rahmenbedingungen bei Kinderbetreuung und Bildung schaffen. Karrierewege von Frauen unterscheiden sich unter anderem aufgrund der schlechten Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Deutschland deutlich von denen von Männern. Da ist es nicht verwunderlich, wenn gut ausgebildete Frauen zu Hause bleiben müssen und der Fachkräftemangel dadurch noch verschärft wird. Auch dass es keine Zuverdienstmöglichkeiten im Jahr des Elterngeldes gibt, bremst Frauen aus. Man verliert erst mal den Anschluss an den Job und damit ist dann häufig auch der Karriereweg zu Ende. Ein wichtiges Vorbild ist meine Mutter. Sie hat unser Familienunternehmen mitaufgebaut und prägt es heute als Vorsitzende des Aufsichtsrats immer noch.“
Claudia Zimmer ist seit 2002 für die Delphin Technology AG tätig, 2012 wurde sie in den Vorstand des Unternehmens berufen.

Katharina Stecher, Vorstandsmitglied GVV Kommunalversicherung und GVV Direktversicherung

„Mentoring- und Networking-Programme sind in Unternehmen immer noch viel zu stark unterrepräsentiert. Wenig bereitet Menschen zielgenauer auf die vielfältigen Herausforderungen als Führungsfigur vor. Insbesondere geeignet, um mehr Frauen als bisher in Führungspositionen zu bringen. Das weiß ich aus persönlicher Erfahrung, hatte ich doch zum Glück zu jeder Zeit meiner Karriere eine solche Unterstützung. Dazu stellte ich eine nicht minder wichtige Beharrlichkeit. Denn natürlich gibt es (immer noch) strukturelle Hürden. Als die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach der Geburt meines ersten Kindes nicht gegeben war, habe ich eben den Arbeitgeber gewechselt. Für eine gute Kinderbetreuung suchte ich professionelle Unterstützung. Heute versuche ich als Führungskraft, eine Mentorin zu sein, um eine inspirierende und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der Menschen ihre beste Entwicklung nehmen können.“
Katharina Stecher ist seit 2021 Vorstandsmitglied GVV Kommunalversicherung und GVV Direktversicherung.

Carina Flosbach, geschäftsführende Gesellschafterin der Werner Flosbach GmbH & Strierath Alles für Dach und Wand GmbH in Marienheide

„Stark männlich dominierte Branche und patriarchalischer Führungsstil: Das war die Situation, als ich 2019 in das mittelständische Unternehmen eingestiegen bin. Heute sind wir mitten in einem Changemanagement-Prozess. Um die Organisations- und Kommunikationsstruktur zu verändern, waren und sind Geduld und viele Gespräche notwendig. Es ist enorm wichtig, die Mitarbeitenden zu jedem Zeitpunkt abzuholen und einzubinden, damit niemand die Firma verlässt. Vor allem zu Beginn habe ich mir Unterstützung bei einem Business Coach geholt. In einem Handelsunternehmen für Dach- und Fassadenbaustoffe haben wir Dachhandwerker und Zimmerer als Kundschaft. Als Frau muss ich oft deutlich dominanter und forscher auftreten, um meine Punkte durchzusetzen.“
Carina Flosbach ist seit Sommer 2022 geschäftsführende Gesellschafterin der Werner Flosbach GmbH & Strierath Alles für Dach und Wand GmbH in Marienheide.

Kim Bauer, Mitglied des Vorstands der Netempire AG und Mitglied der Geschäftsführung Netempire Software GmbH

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© Thilo Schmülgen
„Vielen Frauen fehlen der Mut und die Zuversicht, mit den Führungsaufgaben zu wachsen UND dass es ok ist, nicht schon ‚alles‘ bei Antritt zu können. Meine Kinder waren drei und fünf, als ich die Vorstandsposition in Teilzeit angetreten habe. Ich hatte einen Heidenrespekt, ob ich allem gerecht werden kann. Gestärkt haben mich die Gespräche mit Frauen, die sich mit ähnlichen vollgeladenen Agenden den Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellen. Unternehmen können hier einwirken. Die herkömmlichen Arbeitszeitmodelle stoßen oft an ihre Grenzen, wenn es um die heutigen Lebensprioritäten vieler Menschen geht. Die Wahrnehmung, dass das Unternehmen in verschiedenen Lebenslagen unterstützend zur Seite steht, stärkt das Vertrauen, den beruflichen Verantwortungen zu begegnen, auch wenn sich das Leben ändert oder neue Herausforderungen birgt. Mich treibt es an, etwas bewirken und bewegen zu können. Es macht mir viel Freude, mit Menschen, die genauso viel Freude daran haben, Chancen und Neues anzugehen.“
Kim Bauer ist Mitglied des Vorstands der Netempire AG und Mitglied der Geschäftsführung Netempire Software GmbH.



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