Interview IHKplus 5.2023

„Wir halten den Tunnel für die richtige Lösung.“

Stefanie Haaks, Vorsitzende des Vorstands der KVB, über die Zukunft des ÖPNV in Köln
Wie sieht Ihre Prognose für das Fahrgastaufkommen aus?
Wir registrieren, dass nach der Corona-Situation die Fahrgäste zurückkommen. Noch sind wir jedoch nicht auf dem Niveau vor Corona, also des Jahres 2019, zurück. Wir gehen davon aus, dass hier auch Homeoffice und Online-Handel ihre Wirkungen zeigen. Gemäß Strategiecheck im Frühjahr dieses Jahres gehen wir für das Jahr 2030 von etwa 309 Millionen Fahrgästen aus und liegen damit deutlich über dem Niveau von 2019 (286 Millionen). Dafür ist allerdings die Schaffung der entsprechenden Voraussetzungen in Form von mehr Fahrzeugkapazitäten und des Ausbaus unserer Infrastruktur, insbesondere des Stadtbahnnetzes und der Betriebshöfe mit entsprechenden Abstellkapazitäten, notwendig und dies ist leider sehr kostenintensiv.
Welche Perspektiven könnten sich für die KVB durch eine unterirdische Lösung für die Ost-West-Achse ergeben?
Wir halten den Tunnel in der Innenstadt aus betrieblicher Sicht für die richtige Lösung. Er würde einen deutlich störungsfreieren, zuverlässigeren und vor allem auch schnelleren Stadtbahn-Betrieb ermöglichen. Außerdem würde eine Vielzahl von Unfällen vermieden werden. Im Untergrund kann die Bahn rund 70 km/h fahren, auf Strecken ohne eigenen Gleiskörper, zum Beispiel auf der Richard-Wagner-Straße, dürfte sie zwar 50 km/h fahren, fährt aber faktisch maximal 30 km/h.
Und wie sähe es bei einer überirdischen Lösung für die Ost-West-Achse aus?
Wichtig ist, dass es eine zeitnahe Entscheidung gibt, auf diese warten wir bereits seit Jahren. Sollte die Ost-West-Achse oberirdisch geführt werden, bleiben die heutigen Schwierigkeiten dieses Streckenabschnitts bestehen wie Unfallhäufigkeit, eine hohe Anzahl von Betriebsstörungen bis hin zu Unfällen und eine mangelnde Schnelligkeit.
Was wünschen Sie sich, um den ÖPNV in Köln noch attraktiver gestalten zu können?
Wir brauchen vor allem politische Entscheidungen zum Infrastrukturausbau, zum Beispiel auf der Ost-West-Achse. Wir benötigen die Kooperation mit Politik und lokaler Wirtschaft, um unsere Angebote weiter zukunftsfähig gestalten zu können. Hiermit gestalten wir die Verkehrswende und halten Köln mobil. Und wir benötigen ein anderes Tempo bei Genehmigungsverfahren. 
Stefanie Haaks ist seit 1. März 2019 Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe AG. Seit 2010 ist sie im öffentlichen Verkehrssektor tätig, 2015 bis 2019 im Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen. In der IHK Köln engagiert sie sich als Mitglied der Vollversammlung und des Ausschusses für Mobilität. Seit 2018 besitzt Haaks nach einer Ausbildung zur Straßenbahnfahrerin auch die Fahrtberechtigung für Personenbeförderung.
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