IHKplus | Dezember 2023

Tolle Weihnachtszeit

Zur Weihnachtssaison 2023 ziehen Printenbäcker, Glühweinausschenker und Schmuckverkäufer Bilanz: Lohnt sich das Geschäft auf dem Weihnachtsmarkt? IHKplus hat nachgefragt.
Text: Anna Friedrich
Familie Klein aus Aachen ist dem Kölner Weihnachtsmarkt am Dom seit knapp 30 Jahren treu. Als sie ihre Printen zum ersten Mal hier verkauften, stand Vater Heinz noch selbst in der Backstube. Inzwischen führt Sohn Andreas das Familienunternehmen in vierter Generation. „Wir hatten zuerst nur einen Stand auf dem Aachener Weihnachtsmarkt und haben nach und nach expandiert“, sagt der Printenbäcker. Inzwischen verkauft das Unternehmen im Dezember seine Waren nicht nur am Kölner Dom, sondern auch in Essen, Düsseldorf und Oberhausen. Dass Klein ausgerechnet auf dem größten Kölner Weihnachtsmarkt landete, liegt unter anderem an den hohen Besucherzahlen: Die Veranstaltung ist mit mehr als 130 Ständen entsprechend groß und dank zentraler Lage bei Touristinnen und Touristen sehr beliebt. 
Dank hohem Engagement und motivierten Mitarbeitenden bekommen wir die Printen verkauft.
Entsprechend hoch ist allerdings auch die Standmiete. Wie hoch genau, möchte Klein nicht sagen. Nur so viel: Sie kann je nach Standort und Budengröße mitunter im unteren fünfstelligen Bereich liegen. Kein Problem für Klein: „Dank hohem Engagement und motivierten Mitarbeitenden bekommen wir die Printen verkauft. Durch diesen Einsatz ist der Weihnachtsmarkt rentabel.“ 
Mit rund fünf Millionen Personen ist der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom der meistbesuchte bundesweit. Hinzu kommen 20 weitere Weihnachtsmärkte in der Domstadt, vom flächenmäßig größten in der Altstadt bis zu beschaulichen Märkten in den Veedeln. Und auch im Umland kommen Suchende schnell in Weihnachtsstimmung: Der Christkindchenmarkt in Leverkusen zählt eine Million Anwesende und 70 Stände. Brühl wartet mit 60 Hütten auf, Bergisch Gladbach kommt auf 50 Handelnde – um nur einige Veranstaltungen in der Region zu nennen. 
Von modischen Wollschals über glitzernden Weihnachtsschmuck bis zu wärmendem Glühwein wird allerlei angeboten – und doch sind es die Lebensmittelhändler und -händlerinnen, die traditionell das beste Geschäft machen. Deshalb müssen sie bei der Standmiete auch besonders tief in die Tasche greifen: Während Anbietende von Kunsthandwerk oder Schmuck auf dem Christkindchenmarkt in Leverkusen für eine drei Meter breite Hütte 2.300 Euro zahlen, sind es bei Speisen und Getränken zwischen 5.000 und 9.000 Euro. Glühweinhütten beginnen bei 10.000 Euro. 
So transparent wie die Leverkusener sind die wenigsten Weihnachtsmarktbetreibenden in Köln und hüllen sich größtenteils in den Mantel der Verschwiegenheit. Was die Veranstaltungsgesellschaft des Weihnachtsmarkts am Schokoladenmuseum aber zumindest preisgibt: Kaufleute mit seltener, aufwändiger oder nachhaltiger Ware zahlen deutlich weniger als andere mit kommerzielleren Produkten.  
Es lohnt sich, wenn die Standmiete maximal zehn Prozent des Umsatzes ausmacht.
Auch Lakritzverkäufer Lars Braun will sich nicht so recht in die Karten schauen lassen, wenn es um Kosten geht. Er steht seit sieben Jahren in der Naschgasse auf dem Alter Markt in der Kölner Altstadt: „Ich finde die Standmiete ziemlich fair, wenn man das mit anderen Weihnachtsmärkten vergleicht und den enormen Aufwand für die wirklich sehr besondere Marktgestaltung berücksichtigt“, sagt der Inhaber von Lasse Lakrits. Er ergänzt: „Auf dem Bonner Weihnachtsmarkt sind die Standmieten etwas günstiger, wahrscheinlich, weil das die Stadt organisiert. Allerdings stellen wir dort auch unsere eigene Hütte.“
Brauns Faustregel für ein lukratives Weihnachtsgeschäft: „Es lohnt sich, wenn die Standmiete maximal zehn Prozent des Umsatzes ausmacht. Schließlich erhöhen sich derzeit auch viele weitere Kosten für Produktion, Verpackung, Energie und Personal.“ Die gestiegenen Kosten werden unter anderem auf die Preise umgelegt – ein Glühwein kostete in der Adventszeit mitunter 4,50 Euro. 
Doch Weihnachtsgeschäft ist in Köln auch ein Tourismusgeschäft. Im Dezember 2022 beispielsweise kamen rund 316.000 Personen aus dem In- und Ausland in die Domstadt. Im Schnitt blieben sie 1,7 Tage – also zumindest über Nacht. Auf den Cent schauen die wenigsten in diesem Kurzurlaub. Stattdessen freuen sie sich über die Bläser auf der Bühne am Dom oder den Weihnachtsexpress, der sie durch die Stadt von Markt zu Markt fährt.

Fünf besondere Märkte in Köln

Markt der Herzen: Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom ist der beliebteste in ganz Deutschland und der größte in Köln: Vier Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die rund 130 Stände auf dem Roncalliplatz. Betreiber: KW Kölner Weihnachtsgesellschaft mbH
Wintermärchen mit Eislauffläche: Mit etwa 120 Ständen und 10.000 Quadratmetern ist „Heinzels Wintermärchen“ der flächenmäßig größte Weihnachtsmarkt der Domstadt. Auf dem Alter Markt zeigen Kunsthandwerker ihre Waren, auf dem Heumarkt lockt die 1.800 Quadratmeter große Eisfläche. Betreiber: Heinzel GmbH
Hafen-Weihnachten in historischer Kulisse: Der maritime Weihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum ist vor allem für seine Kunsthandwerksangebote bekannt. Direkt am Rhein verkaufen Handelnde an 70 Ständen, flankiert von der denkmalgeschützten Hafen-Drehbrücke und dem Malakoffturm. Betreiber: Eventleute GmbH
Der kleinste Weihnachtsmarkt der Stadt: In der Kölner Südstadt im Innenhof einer Kirche gibt es Glühwein für den guten Zweck. Der Erlös kommt lokalen sozialen Projekten zugute, die Glühwein-Ausschenkenden arbeiten ehrenamtlich. Veranstalter: KG Ponyhof e.V.
Winterland aus Sand: Am Fühlinger See gibt es Weihnachtsstimmung am Strand. Hier gibt es zwar keine klassischen Stände, dafür aber Glühwein und Foodtrucks, Stockbrot am Lagerfeuer, eine Geschenkewerkstatt und einen Zauberwald direkt am See. Betreiber: FS-Cologne-Beach GmbH
 
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