IHKplus 2.2024 | Starke Region

Rhein-Erft: Viel mehr als Kohle und Industrie

Shell, Evonik, LyondellBasell, DHL, Deutschlands umschlagsstärkster Güterbahnhof Eifeltor, der Chemiepark in Knapsack oder das Kraftwerk Niederaußem von RWE – der Rhein-Erft-Kreis steht für Energie, Chemie und Logistik. Kein Wunder, geben diese Unternehmen doch sehr vielen Menschen Arbeit. Allein die Industriebetriebe in Wesseling haben mehr als 6.000 Beschäftigte.
Aber der Kreis ist weit mehr als das: Er ist Standort von größeren Handelsbetrieben wie Rewe Richrath mit 16 Filialen und mehr als 1.000 Mitarbeitenden oder dem IT-Großhändler Siewert & Kau mit rund 400 Beschäftigten, von Traditionsunternehmen wie dem Bergheimer Martinswerk, das mit fast 600 Mitarbeitenden unter anderem Flammschutzmittel produziert.
Und natürlich gehört zu den wichtigen Unternehmen im Kreis auch das Phantasialand, das rund 500 Mitarbeitende fest und etwa 800 Saisonkräfte beschäftigt.
Nur einige Beispiele von vielen. Marktführer, Vorreiterinnen und Vordenker sind hier beheimatet, und nicht zuletzt bietet der Rhein-Erft-Kreis kreativen Raum für Start-ups. Außerdem gehören Teile des Kreises zum Rheinischen Revier, das einen massiven Strukturwandel vor sich hat. Es geht darum, nach Ende der Braunkohleverstromung einen Strukturwandel zu meistern und 15.000 Arbeitsplätze rund um die Kohle erfolgreich zu ersetzen. Die IHK Köln setzt sich intensiv dafür ein, dass die Transformation gelingt.

Rhein-Erft: Eine Region voller Innovation

Idealer Start-up-Standort: Scalara

Das 2020 gegründete Unternehmen mit Sitz in Brühl hat sich auf Software für die Immobilienverwaltung spezialisiert und erleichtert damit die rechtlich und organisatorisch sehr komplexen Aufgaben beispielsweise in der Verwaltung von Wohnungseigentümergemeinschaften, von der Buchhaltung bis zur Betriebskostenabrechnung.
Gründerin Shari Heep ist Juristin und bringt zudem noch viel Erfahrung in der Immobilienverwaltung mit. Daher rührte auch die Idee zur Gründung von Scalara. Als Brühlerin ist Shari Heep immer noch stark regional verwurzelt und hat sich nach einigen Jahren in anderen Städten Deutschlands gezielt dafür entschieden, in Brühl zu gründen.
Sie ist überzeugt, dass erfolgreiche Venture-Kapital-finanzierte Technologieunternehmen nicht unbedingt aus Berlin oder München kommen müssen: „Die Nähe und gute Anbindung zu Köln und Bonn hilft, um regionale Entwicklerinnen und Entwickler und Mitarbeitende anzusprechen. Außerdem gab es die Chance, gemeinsam mit der Immobilienakademie ivia eine eigene, über 600 qm große Lagerhalle anzumieten und selbst nach unseren eigenen Bedürfnissen zu entwickeln.“

Verbundenheit mit dem Standort: Stollenwerk

Neben vielen jungen Unternehmen gibt es natürlich auch noch die wichtigen Traditionsbetriebe im Kreis. Die Quarzwerke in Frechen mit 140-jähriger Geschichte gehören dazu, der 1922 gegründete Rohrleitungsspezialist Weber in Pulheim, und nicht zuletzt die J. & W. Stollenwerk OHG in Kerpen.
1932 als landwirtschaftlicher Betrieb gegründet, ist Stollenwerk heute einer der größten deutschen Hersteller von Obst-, Gemüse- und Sauerkonserven.
Seit Jahrzehnten engagiert sich das Unternehmen weit über die eigene Branche hinaus für die Wirtschaft in der Region, auch als Mitgründer des IHK-Wirtschaftsgremiums Kerpen. Dessen Mitglieder waren jüngst auch bei Stollenwerk zu Gast, um sich unter anderem über das Thema Bindung von Mitarbeitenden auszutauschen.
„Unser Familienunternehmen ist seit Generationen sehr stark mit der hiesigen Region verbunden“, sagt Moritz Mertens, Mitglied der Geschäftsleitung, der die dritte Generation vertritt. Er sieht den Standort durch und durch positiv: „Der Standort im Herzen der Metropolregion Rheinland festigt Wachstum, Arbeitsplätze und fördert Innovation.“

Netzwerk mit Gewinn: Bo-Vest

Bastian Lublinsky ist eigentlich Geschäftsführer eines Metallbaubetriebes. Gemeinsam mit dem IT-Spezialisten Daniel Streitz, den er im Wirtschaftsgremium Brühl kennenlernte, hat er vor kurzem das Start-up „Bo-Vest“ gegründet, das Schulen die Möglichkeit bieten will, ausfallende Unterrichtsstunden durch Vorträge aus der Betriebspraxis zu ersetzen. Dafür wurde ein Internetportal aufgebaut, auf dem sich Schulen und Unternehmen registrieren und einen Vorführtermin buchen können (bovest.de).
Klassisches Win-Win: Die Schulen können Ausfall angemessen kompensieren, die Unternehmen bekommen die Gelegenheit, sich, ihre Branche und ihre Ausbildungsberufe zu präsentieren. Nach Aussage von Lublinsky ist das Interesse an dem Angebot auf beiden Seiten enorm.

Nachhaltigkeit durch Innovation: UPM

Der Rhein-Erft-Kreis ist auch Standort für hochinnovative internationale Konzerne. Ein gutes Beispiel dafür ist die finnische UPM mit ihrem Werk in Hürth, das für echte Nachhaltigkeit steht: Hier wird Zeitungspapier aus 100 Prozent Altpapier erzeugt. Bis zu 330.000 Tonnen Papier werden hier pro Jahr produziert.
Dabei hat das Unternehmen in dem 2002 gegründeten Werk seinen ökologischen Fußabdruck massiv reduziert. Seit dem Jahr 2005 wurde der Wasserverbrauch um mehr als ein Drittel, der Kohlendioxid-Ausstoß sogar um mehr als zwei Drittel gesenkt. Das zeigt, dass auch in klassischen Industriezweigen eine klima- und umweltschonende Produktion möglich ist.

Die Region in Zahlen

  • 478.000 Menschen leben im Rhein-Erft-Kreis.
  • 30.000 IHK-Mitgliedsunternehmen werden von der Geschäftsstelle in Bergheim betreut.
  • Rund 25 Prozent der Beschäftigten arbeiten im produzierenden Gewerbe.
  • Knapp 150.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
  • Das Bruttoinlandsprodukt des Kreises liegt bei gut 17 Milliarden Euro.
Quellen: IHK Köln Wirtschaftsregion in Zahlen/Wirtschaftsförderung REK

IHK in Rhein-Erft vertritt 30.000 Unternehmen

Der Rhein-Erft-Kreis ist eine Region, in der sich die großen Umwälzungen unserer Zeit massiv niederschlagen, vor allem die Energie- und Verkehrswende. Umso wichtiger ist es, dass die Wirtschaft im Kreis als Gesamtheit ein Sprachrohr hat.
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Gero Fürstenberg leitet die Geschäftsstelle Rhein-Erft der IHK Köln. © IHK Köln
Die IHK-Geschäftsstelle in Bergheim ist die erste Adresse für ihre Belange. Sie bietet nicht nur Rat und Service, sondern betreut auch die sechs regionalen IHK-Gremien: Die Beratende Versammlung als übergreifendes Gremium für den Kreis sowie fünf lokale Wirtschaftsgremien. Insgesamt engagieren sich derzeit etwa 100 Unternehmerinnen und Unternehmer in diesen Gremien.
„Sie dienen dem direkten Austausch mit Politik und Verwaltung über drängende Fragen wie Bau- oder Verkehrsvorhaben, zugleich aber auch der Vernetzung der Unternehmen untereinander“, sagt Gero Fürstenberg, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rhein-Erft.
„Der Rhein-Erft-Kreis ist eine Region, die vor großen Umwälzungen steht. Die können wir nur bewältigen, wenn Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen“, sagt Tina Gerfer, Geschäftsführerin der Wilhelm Rasch GmbH & Co. KG Spezialmaschinenfabrik in Hürth und Vizepräsidentin der IHK Köln.
Beispiele aus jüngster Zeit beweisen, dass beides nicht bloß Theorie ist. Michael Volkmann, Unternehmer aus Brühl und Vorsitzender der Beratenden Versammlung, berichtet, man müsse manchmal schon über Jahre dicke Bretter bohren, aber oft gebe es auch Erfolge, zum Beispiel bei der Beschleunigung von Verkehrsprojekten.„Das funktioniert durchaus“, sagt der Vorsitzende, denn: „Die IHK ist ein Name, bei dem die Politik hellhörig wird.“
Ein Effekt, der auch in den anderen Gremien spürbar ist. Ein Beispiel nennt Bastian Lublinsky, Vorsitzender des Wirtschaftsgremiums Brühl: „Beim Ausbau der Kerkrader Straße vor ein paar Jahren wurde die Verkehrsführung auf unsere Kritik hin nochmal geändert.“ Die Positionen der Unternehmen fielen nicht immer auf fruchtbaren Boden, aber man dürfe „nicht aufhören, den Mund aufzumachen, weil dann doch nachgedacht wird“.
Das Thema Vernetzung in den Gremien ist nach Einschätzung von Lublinsky aber auch in anderer Hinsicht wertvoll. „Es zeigt sich immer wieder, dass Große und KIeine oft dieselben Probleme haben, sei es der Fachkräftemangel oder der Bedarf an Flächen“, sagt der Unternehmer.
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