So ist die Lage
Standortanalyse 2024
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg hat im Jahr 2021 erstmals eine Standortbefragung bei ihren Mitgliedsbetrieben durchgeführt, bei der sie die Bedeutung verschiedener Faktoren einerseits und deren Qualität andererseits abgefragt und in Beziehung gesetzt hatte.
Dies geschah in einer Zeit, in der die Corona-Pandemie noch allgegenwärtig war. Der russische Angriff auf die Ukraine hat 2022 zwischenzeitlich dem Thema Energieversorgung eine deutlich höhere Dringlichkeit und Bedeutung verliehen, Freihandel scheint nicht zuletzt nach den jüngsten US-Wahlen keineswegs eine Selbstverständlichkeit mehr zu sein und deutsche Leitökonomien wie die Automobilbranche sehen sich mit Krisen konfrontiert. Die „Tagesschau“ vermeldete am 4. Dezember 2024: „Die Wirtschaft in Deutschland wird 2025 laut der Industriestaaten-Organisation OECD so schwach wachsen wie in keinem anderen entwickelten Staat. Experten sehen einen ganzen Mix von Problemen, der die Unternehmen belastet.” Die deutsche Wirtschaft unterliegt bereits seit einigen Jahren einem anspruchsvollen Strukturwandel, der in Deutschland besonders durch die Anstrengungen zur Erreichung einer Klimaneutralität geprägt wird. Hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, Bürokratielasten und eine oft sanierungsbedürftige Verkehrsinfrastruktur sind nur einige der Herausforderungen, vor denen Unternehmen in Deutschland heute stehen. Die Konjunkturumfrage unserer IHK aus dem Herbst 2024 macht deutlich, dass Unternehmen im Bezirk der IHK Kassel-Marburg die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Unternehmen ansehen – noch vor Risiken wie Inlandsnachfrage, Arbeitskosten, Fachkräftemangel oder Energie- und Rohstoffpreise. Das gilt als ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig die Vertretung des Gesamtinteresses der regionalen Wirtschaft durch unsere Industrie- und Handelskammer ist. Vorliegende Analyse soll der politischen Arbeit unseres Hauses als wertvolles Instrument dienen.
Dies war bereits bei der Standortanalyse 2021 der Fall. So wurden die Ergebnisse in vielen Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern genutzt, um die Sorgen der Wirtschaft empirisch zu belegen. Sowohl der IHK-Handelsausschuss als auch der Ausschuss für den ländlichen Raum und Tourismus reicherten die vorhandenen Ergebnisse mit konkreten, fachspezifischen Forderungen an. Ein IHK-Impulspapier zur Zukunft der Innenstädte und der Ortskerne und ein Impulspapier für den ländlichen Raum entstanden ebenso wie ein Impulspapier als Handreichung zur Fachkräftesicherung. Die Ergebnisse der 2021er Studie im Hinblick auf den hohen Arbeitskräftebedarf und die hohe Lebensqualität in unserer Region wurden auch von IHK-Partnern wie dem Regionalmanagement Nordhessen aufgegriffen.
Im Frühjahr 2024 fanden die IHK-Wahlen in unserem Bezirk statt. Vollversammlung, Regionalversammlungen, Fachausschüsse und weitere Gremien haben sich neu konstituiert. Wir haben dies zum Anlass genommen, erneut eine Standortanalyse im IHK-Bezirk zu realisieren. Die aktuelle Standortanalyse, die im Sommer 2024 durchgeführt und im dritten und vierten Quartal ausgewertet sowie aufbereitet wurde, ist hinsichtlich Aufbau und Inhalt vergleichbar mit der von 2021. So können Unterschiede in den Ergebnissen aufgezeigt und bei zukünftigen Standortbefragungen in einen Zeitverlauf gestellt werden. 8.000 Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen, gleichmäßig verteilt auf die einzelnen Landkreise und die Stadt Kassel, waren Anfang Juli 2024 angeschrieben worden. Die Rücklaufquote bis zum 30. September 2024 lag mit 451 auswertbaren Antworten bei rund sechs Prozent.
In der Auswertung nach den Themenblöcken für den Gesamtbezirk wie auch in der Auswertung auf Ebene der Landkreise und der Stadt Kassel werden sowohl deren unterschiedliche Bedeutung als auch die abweichende Zufriedenheit der Unternehmen deutlich. Daraus ergibt sich ein Stärken-Schwächen-Profil. Gleichzeitig werden Handlungsbedarfe sichtbar, auf die die IHK Kassel-Marburg die Schwerpunkte in der gesamtwirtschaftlichen Interessenvertretung und ihrer politischen Arbeit legen wird.
Die Ergebnisse im Überblick:
Nach einem Gesamturteil über die Rahmenbedingungen an ihren Standorten befragt, kommen die Unternehmen mit zusammen 35 Prozent zu dem Urteil „gut“ oder „sehr gut“. Mit „befriedigend“ urteilen 45 Prozent und mit „ausreichend“ 15 Prozent. Fünf Prozent sehen ihre Rahmenbedingungen als mangelhaft oder gar ungenügend an. Insgesamt werden die Rahmenbedingungen mit einer Durchschnittsnote von 2,89 bewertet. In der Standortumfrage 2021 lag dieses Ergebnis bei 2,79 und damit geringfügig besser als 2024.
Auf die Frage, welche Standortfaktoren seit 2021 am meisten an Bedeutung gewonnen haben, nannten die Unternehmen am häufigsten die Aspekte Fach- und Arbeitskräfte, Digitalisierung und Energiekosten an.
Verkehr: Zufrieden sind die Unternehmen mit der Erreichbarkeit über kommunale Straßen. Bei der Erreichbarkeit über Landes- oder Bundesstraßen und Autobahnen sind Abstriche zu machen. Hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Landkreisen: Während beispielsweise der Landkreis Kassel gemäß der Befragung sehr zufrieden mit der Erreichbarkeit über Landes- und Bundesstraßen sowie Autobahnen ist, so ist die Zufriedenheit im Landkreis Waldeck-Frankenberg und im Werra-Meißner-Kreis deutlich geringer. Mit Blick auf den Zustand der kommunalen und überregionalen Straßen, die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur und die Anbindung an den ÖPNV besteht aus Sicht der Unternehmen des IHK-Bezirks Kassel-Marburg ausdrücklicher Handlungsbedarf.
Infrastruktur/Fläche: Eine große Zufriedenheit der Unternehmen gibt es in Bezug auf die Erreichbarkeit der Absatzmärkte und die Kundennähe sowie die Nähe zu Hochschulen und Kooperationspartnern. Handlungsbedarf besteht weiterhin beim Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur, der eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Trotz vermehrter Glasfaserausbauaktivitäten gab es sowohl hinsichtlich der Bedeutung als auch der Zufriedenheit hier im Vergleich zu 2021 keine Veränderung.
Standortkosten/Unternehmensfinanzierung: Die Bedeutung der Energiekosten ist in diesem Themenblock von den befragten Unternehmen höchstrangig beurteilt worden. Dieser Standortfaktor ist auch insgesamt einer mit der größten Diskrepanz zwischen Bedeutung und Zufriedenheit. Als zufriedenstellend bezeichnet die Mehrheit der Unternehmen die Höhe der Miet- und Pachtkosten.
Arbeitsmarkt: Diesem Themenbereich sprechen die Unternehmen eine hohe Bedeutung zu. Großen Handlungsbedarf sehen sie bei der Qualifikation und Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Auszubildenden vor Ort. Die Fach- und Arbeitskräftesicherung ist auch weiterhin ein zentrales Thema. Im Vergleich zu 2021 ist besonders beim Aspekt „Nähe zu relevanten Berufsschulen“ der Handlungsbedarf gestiegen.
Umwelt- und Klimaschutz: Klimaschutzbewusstsein und Knowhow beim Thema ökologische Nachhaltigkeit in der Region werden als gleichermaßen bedeutend und zufriedenstellend bewertet. Handlungsbedarf besteht beim Standortfaktor Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.
Politische Faktoren: Die Unternehmen messen der politischen Weitsicht eine hohe Bedeutung zu. Aber sowohl den Faktor der politischen Zukunftskonzepte, die politischen Mitwirkungsmöglichkeiten, die institutionelle und politische Unterstützung bei Zukunftsthemen als auch das Gründungsklima in der Region bewerten sie als nicht zufriedenstellend. Hier bestehen große Druckpunkte.
Lebensqualität und Zusammenarbeit: Die Standortfaktoren in dieser Themengruppe sind von den Betrieben als besonders bedeutend bewertet worden. Die Zufriedenheit ist im Vergleich zu anderen Standortfaktoren auch als gut bewertet worden. Hoch ist besonders die Zufriedenheit bezüglich der Lebensqualität und der Freizeitmöglichkeiten vor Ort. Nachholbedarf gibt es hinsichtlich der Akzeptanz von Investitionsvorhaben und der kooperativen Zusammenarbeit mit der Verwaltung.
Die Ergebnisse im Überblick:
Nach einem Gesamturteil über die Rahmenbedingungen an ihren Standorten befragt, kommen die Unternehmen mit zusammen 35 Prozent zu dem Urteil „gut“ oder „sehr gut“. Mit „befriedigend“ urteilen 45 Prozent und mit „ausreichend“ 15 Prozent. Fünf Prozent sehen ihre Rahmenbedingungen als mangelhaft oder gar ungenügend an. Insgesamt werden die Rahmenbedingungen mit einer Durchschnittsnote von 2,89 bewertet. In der Standortumfrage 2021 lag dieses Ergebnis bei 2,79 und damit geringfügig besser als 2024.
Auf die Frage, welche Standortfaktoren seit 2021 am meisten an Bedeutung gewonnen haben, nannten die Unternehmen am häufigsten die Aspekte Fach- und Arbeitskräfte, Digitalisierung und Energiekosten an.
Verkehr: Zufrieden sind die Unternehmen mit der Erreichbarkeit über kommunale Straßen. Bei der Erreichbarkeit über Landes- oder Bundesstraßen und Autobahnen sind Abstriche zu machen. Hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Landkreisen: Während beispielsweise der Landkreis Kassel gemäß der Befragung sehr zufrieden mit der Erreichbarkeit über Landes- und Bundesstraßen sowie Autobahnen ist, so ist die Zufriedenheit im Landkreis Waldeck-Frankenberg und im Werra-Meißner-Kreis deutlich geringer. Mit Blick auf den Zustand der kommunalen und überregionalen Straßen, die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur und die Anbindung an den ÖPNV besteht aus Sicht der Unternehmen des IHK-Bezirks Kassel-Marburg ausdrücklicher Handlungsbedarf.
Infrastruktur/Fläche: Eine große Zufriedenheit der Unternehmen gibt es in Bezug auf die Erreichbarkeit der Absatzmärkte und die Kundennähe sowie die Nähe zu Hochschulen und Kooperationspartnern. Handlungsbedarf besteht weiterhin beim Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur, der eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Trotz vermehrter Glasfaserausbauaktivitäten gab es sowohl hinsichtlich der Bedeutung als auch der Zufriedenheit hier im Vergleich zu 2021 keine Veränderung.
Standortkosten/Unternehmensfinanzierung: Die Bedeutung der Energiekosten ist in diesem Themenblock von den befragten Unternehmen höchstrangig beurteilt worden. Dieser Standortfaktor ist auch insgesamt einer mit der größten Diskrepanz zwischen Bedeutung und Zufriedenheit. Als zufriedenstellend bezeichnet die Mehrheit der Unternehmen die Höhe der Miet- und Pachtkosten.
Arbeitsmarkt: Diesem Themenbereich sprechen die Unternehmen eine hohe Bedeutung zu. Großen Handlungsbedarf sehen sie bei der Qualifikation und Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Auszubildenden vor Ort. Die Fach- und Arbeitskräftesicherung ist auch weiterhin ein zentrales Thema. Im Vergleich zu 2021 ist besonders beim Aspekt „Nähe zu relevanten Berufsschulen“ der Handlungsbedarf gestiegen.
Umwelt- und Klimaschutz: Klimaschutzbewusstsein und Knowhow beim Thema ökologische Nachhaltigkeit in der Region werden als gleichermaßen bedeutend und zufriedenstellend bewertet. Handlungsbedarf besteht beim Standortfaktor Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.
Politische Faktoren: Die Unternehmen messen der politischen Weitsicht eine hohe Bedeutung zu. Aber sowohl den Faktor der politischen Zukunftskonzepte, die politischen Mitwirkungsmöglichkeiten, die institutionelle und politische Unterstützung bei Zukunftsthemen als auch das Gründungsklima in der Region bewerten sie als nicht zufriedenstellend. Hier bestehen große Druckpunkte.
Lebensqualität und Zusammenarbeit: Die Standortfaktoren in dieser Themengruppe sind von den Betrieben als besonders bedeutend bewertet worden. Die Zufriedenheit ist im Vergleich zu anderen Standortfaktoren auch als gut bewertet worden. Hoch ist besonders die Zufriedenheit bezüglich der Lebensqualität und der Freizeitmöglichkeiten vor Ort. Nachholbedarf gibt es hinsichtlich der Akzeptanz von Investitionsvorhaben und der kooperativen Zusammenarbeit mit der Verwaltung.
Fazit:
45 Prozent der befragten Unternehmen bewerten den Standort Nordhessen und die Region Marburg als befriedigend. 15 Prozent beurteilen ihn mit der Schulnote ausreichend. Fünf Prozent bezeichnen ihn sogar als mangelhaft oder ungenügend. Die Beurteilung des Standorts fällt gegenüber der Standortumfrage des Jahres 2021 sogar etwas schlechter aus. Es besteht also Handlungsbedarf.
45 Prozent der befragten Unternehmen bewerten den Standort Nordhessen und die Region Marburg als befriedigend. 15 Prozent beurteilen ihn mit der Schulnote ausreichend. Fünf Prozent bezeichnen ihn sogar als mangelhaft oder ungenügend. Die Beurteilung des Standorts fällt gegenüber der Standortumfrage des Jahres 2021 sogar etwas schlechter aus. Es besteht also Handlungsbedarf.
Themen wie Energiekosten, Gründungsklima, Akzeptanz von Wirtschaftsprojekten oder die Höhe der Gewerbesteuern haben gegenüber 2021 an Bedeutung gewonnen. Augenfällig ist die hohe Bedeutung der Bereitstellung von Fach- und Arbeitskräften. Die größte Veränderung bei der Diskrepanz zwischen Bedeutung und Zufriedenheit eines Faktors im Vergleich zu 2021 findet sich bei der „Nähe zu relevanten Berufsschulen“. Kurz und knapp: Die Fach- und Arbeitskräftesicherung bleibt einer der entscheidenden Druckpunkte der hiesigen Wirtschaft.
Die aktuelle Standortuntersuchung belegt, dass die Unternehmen in Nordhessen und der Region Marburg unzufrieden mit den politischen Zukunftskonzepten für die Region sind. Die Bewertungen beim Thema Fach- und Arbeitskräftesicherung zeigen dies besonders klar. Dass die politischen Strategien und Konzepte als unzureichend empfunden werden, spiegelt sich aber auch in anderen Faktoren wider.
Um tragfähige wirtschaftspolitische Zukunftskonzepte entwickeln zu können, ist es wichtig, dass Institutionen wie unsere Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg den kritisch-konstruktiven Dialog mit politischen Entscheidungsträgern intensivieren, um daraus gemeinsam konkrete Maßnahmen abzuleiten. Mit den vorliegenden Ergebnissen unserer Standortanalyse ist hierfür eine wichtige Grundlage geschaffen. Unsere Region bietet viele Chancen wie zum Beispiel die Nähe zu Zulieferern und Hochschulen oder eine gute Erreichbarkeit der Absatzmärkte. Es gilt, diese Chancen jetzt zu nutzen und Schwächen zu beheben, um gegenüber anderen Standorten nicht abzufallen.