18. Februar 2025

IHK-Standortanalyse: Es besteht Handlungsbedarf

Wie steht es um Nordhessen und die Region Marburg? Eine neue IHK-Standortanalyse gibt auf diese Frage Antworten.
Rund 500 Unternehmen haben angegeben, welche Standortfaktoren in der Region ihnen wichtig sind und wie sie deren Qualität bewerten. 45 Prozent bewerteten den heimischen Standort mit der Schulnote „befriedigend“, 15 Prozent vergaben ein „ausreichend“, fünf Prozent sogar ein mangelhaft“ oder „ungenügend“. Die Beurteilung des Standorts fällt gegenüber einer vergleichbaren IHK-Umfrage aus dem Jahr 2021 insgesamt etwas schlechter aus.
Désirée Derin-Holzapfel, Präsidentin der IHK Kassel-Marburg und Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Werra-Meißner, richtet den Blick vor allem auf die Veränderungen bei der Bewertung von Bedeutung und Qualität der Standortfaktoren, die auf Handlungsbedarfe hinweisen: „Interessant ist dabei der Vergleich mit unserer Standortanalyse aus dem Jahr 2021, die methodisch sehr ähnlich aufgesetzt war. Die Standortfaktoren ‚Angebot an Auszubildenden‘ (plus elf Prozentpunkte), ‚Qualifikation der Auszubildenden‘ (plus acht Prozentpunkte) und ‚Nähe zu relevanten Berufsschulen‘ (plus acht Prozentpunkte) haben deutlich an Relevanz gewonnen. Die Fachkräftesicherung bleibt über alle Branchen und Größen hinweg ein zentrales Zukunftsthema. Erwartungsgemäß haben Digitalisierung und Energiekosten ebenfalls als Standortfaktoren gegenüber 2021 an Bedeutung gewonnen.“

Fachkräftemangel bleibt Herausforderung

Dr. Arnd Klein-Zirbes, Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, betont: „Die Fach- und Arbeitskräftesicherung ist der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Region.“ Die Politik müsse Berufsschulstandorte sichern und modern ausstatten, um die Attraktivität der dualen Ausbildung zu erhalten.
Immerhin 35 Prozent der Unternehmen bewerten die Rahmenbedingungen als „gut“ oder „sehr gut“. Besonders die zentrale Lage bietet Vorteile durch Nähe zu Zulieferern, Hochschulen und Absatzmärkten. „Unsere Region hat enormes Potenzial. Jetzt gilt es, dieses gezielt weiterzuentwickeln“, fasst IHK-Präsidentin Derin-Holzapfel zusammen. In ihrer Rolle als Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Werra-Meißner weist sie auf die hervorgehobene Wichtigkeit hin, die die Unternehmen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zuschreiben.

Dialog mit der Politik stärken

Viele Unternehmen bewerten die politischen Zukunftskonzepte für die Region als unzureichend. Die IHK Kassel-Marburg setzt daher auf einen stärkeren Austausch mit der Politik: „In der aktuellen Lage stellt sich für viele Unternehmen die Standortfrage. Das gilt auch für die hiesige Wirtschaft“, so Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Kassel: „Unternehmen benötigen Planungssicherheit in Bereichen wie Fachkräfte, Digitalisierung, Energie, Mobilität und Klimaschutz.“ Kassel könne sich als Wirtschaftsstandort nur behaupten, „wenn Stadt und Landkreis bei zentralen Themen an einem Strang ziehen“, so Dr. Breithaupt.
Udo Diehl, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Marburg, stellt heraus, die Region Marburg biete mit ihrer guten Erreichbarkeit, guten Bildungsangeboten und hoher Lebensqualität wertvolle Standortvorteile. Gleichzeitig bestehe aber auch in Marburg Handlungsbedarf, so zum Beispiel bei der Akzeptanz von Investitionsvorhaben: „Hier müsste die Politik mehr Unterstützung bieten“, unterstreicht Diehl.

Infrastruktur und Energie: Nachhaltige Lösungen gefragt

Die Analyse zeigt den hohen Stellenwert einer leistungsfähigen Infrastruktur. Während der Landkreis Kassel gut angebunden ist, gibt es etwa bei diesem Punkt in Waldeck-Frankenberg oder dem Werra-Meißner-Kreis Nachholbedarf. „Wir setzen uns für die Fertigstellung und Modernisierung zentraler Verkehrsprojekte wie der A44 ein“, sagt Marko Ackermann, IHK-Bereichsleiter Standortpolitik, der die Studie gemeinsam mit Daniel Hankel, IHK-Referent für Infrastruktur und Mittelstand, realisiert hat. Beim Thema Energie fordern Unternehmen bezahlbare und zuverlässige Versorgung. „Nordhessen und Marburg haben das Potenzial, Klimaziele mit wirtschaftlicher Stabilität zu verbinden. Der Ausbau erneuerbarer Energien und eines regionalen Wasserstoffnetzes muss zügig vorangebracht werden, um Strompreise zu senken und Wertschöpfung in der Region zu halten“, so Daniel Hankel.