52. Regionalkonferenz der TRK
„Die Lage ist ernst – wir müssen was tun“
Was früher außenpolitisch weit weg schien, beeinflusst längst unseren Alltag: Krieg, digitale Sabotage und Desinformation. Wie können Bundeswehr, Gesellschaft und Wirtschaft auf diese Herausforderungen reagieren? Das war Thema der 52. Regionalkonferenz der TechnologieRegion Karlsruhe in der IHK.
Von „Paradigmenwechsel“ sprach IHK-Präsident Volker Hasbargen und gab die Marschrichtung vor: Für die „Dringlichkeit des Themas zu sensibilisieren, ohne in Panik zu verfallen“. Dem Ernst der Lage setzte Oberstleutnant Dr. Peter Schittenhelm konkrete Szenarien und Maßnahmen entgegen: Was können Unternehmen tun, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Wobei der Ernstfall von Unterbrechung der kritischen Infrastruktur bis hin zu Angriffen auf Nato-Länder inklusive Deutschland gehen könne. „Die Lage ist ernst – wir müssen was tun.“
Schittenhelm weiter: „Je resilienter, je verteidigungsbereiter eine Gesellschaft insgesamt ist, je stabiler ein Unternehmen, der Staat und die Gesellschaft da stehen, je stabiler der einzelne Bürger Vorsorgemaßnahmen ergreift, desto glaubwürdiger kann ein Staat nach außen klar machen: Es ist keine gute Idee, sich mit uns anzulegen“, so der Reservist vom Landeskommando Baden-Württemberg der Bundeswehr. „Ein zentrales Leitmotiv der Bundeswehr ist „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“. Die Vorbereitung als Grundidee der Abschreckung und der eigenen Absicherung.
Jedes Unternehmen und jeder Bürger müsse sich Gedanken machen, wie das eigene Rüstzeug in der „Zeitenwende“ aussehe. Manche Szenarien für die Zukunft könnten in absehbarer Zeit real werden: „70 Prozent der Fahrer von Speditionen kommen aus osteuropäischen Ländern“, so ein Beispiel von Schittenhelm. Aber falls sich der Krieg über die Ukraine hinaus ausbreite, würden diese Mitarbeiter wegfallen. Mit fatalen Folgen: Ohne Transporte keine Versorgung, ohne Versorgung keine Lieferketten, ohne Belieferung keine Waren in Supermärkten. Schittenhelms Vortrag „Zeitenwende – Auswirkungen auf Bundeswehr, Gesellschaft und Wirtschaft“ brachte den Übergang zu Prof. Dr. rer. nat. habil. Marc Eichhorn, Direktor des Fraunhofer IOSB Ettlingen, Bereichsleiter Verteidigung.
Die Aufstellung des Fraunhofer IOSB zu „Herausforderung Sicherheit und Verteidigung“ zeigte konkrete Forschungen zu Drohnenerfassung und Verfolgung, Lasertechnologie und Bildauswertungen. An den Standorten Karlsruhe und Ettlingen forsche man mit KI-Unterstützung an militärischen optronischen Systemen und Laser. Durch Auftragsforschung und -entwicklung unterstütze man das Verteidigungsministerium für die Befähigung und zum Schutz von Soldaten.
Der zusätzliche Plan: ein Innovationszentrum für Drohnen und Drohnenabwehr in Karlsruhe zusammen mit dem KIT und weiteren Fraunhofer-Einrichtungen zu errichten. Laut Eichhorn soll dies zur Schaffung „einer leistungsfähigen Forschungsinfrastruktur für einen effektiven und soliden Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas beitragen“.
Als dritter Referent zeigte Dr. Sven Schmidt-Rohr, Technical Business Development Manager, dass der Systemwechsel durch KI und flexible Automatisierung hochtechno-logische Produkte in Manufakturbetriebe bringen könne. Gerade mit Blick auf militärische Anforderungen. Das sei, so Schmidt-Rohr, ein „idealer Aspekt für die Region Karls-ruhe ihren Beitrag zu leisten, IT und Maschinenbau als Hightech für Sicherheit und Verteidigung einzubringen“.
So manche Frage aus dem Publikum, das mit Vertretern von Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen besetzt war, zeigte großen Informationsbedarf. Michael Pfeiffer, Oberbürgermeister von Gaggenau, wollte konkrete Antworten auch auf Fragen seiner Bürgerinnen und Bürger haben: „Wohin können wir im Krisenfall gehen?“ Oder auch ob man ein altes Krankenhaus ertüchtigen könne. Für Patricia Alberth, Geschäftsführerin Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Bruchsal, gehöre zur Vorsorge ebenso: Welche kostbaren Stücke rette man wie im Notfall?
Wie sich Unternehmer einbringen können, zeigte Martin Weingärtner, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Weingärtner. Der Baden-Badener schult mit seinen Söhnen Felix und Peter als aktive Reservisten an Wochenenden Männer und Frauen zwischen 18 und 60 Jahren von Zivilisten zu Soldaten. Unter anderem dafür erhielten Vater und Söhne jüngst die Auszeichnung „Partner der Reserve“ vom Verteidigungsministerium und des Reservistenverbandes.
Wir sind in eine neue Realität katapultiert. Trotzdem zeigte sich IHK-Präsident Hasbargen zuversichtlich, dass die Unternehmen der Region ihren Beitrag zum Thema Sicherheit und Verteidigung leisten und dies auch können.
Er unterstützt den an diesem Abend vorherrschenden Tenor: „Jetzt kann es kein Abwarten oder weiter so geben. Die Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung benötigen ein sofortiges Umdenken, um die notwendigen Kräfte unbürokratisch zu entfesseln.“
Er unterstützt den an diesem Abend vorherrschenden Tenor: „Jetzt kann es kein Abwarten oder weiter so geben. Die Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung benötigen ein sofortiges Umdenken, um die notwendigen Kräfte unbürokratisch zu entfesseln.“
Im weiteren Verlauf der Regionalkonferenz stellte Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH aktuelle Projekte für die Region vor.