Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe im Herbst

Noch kein Ende der Durststrecke
IHK-Präsident Volker Hasbargen: Wirtschaft braucht Impulse und Planungssicherheit
Im Herbst 2025 bleibt die regionale Wirtschaft weiter unter Druck. Der erhoffte Stimmungsaufschwung ist ausgeblie-ben. IHK-Präsident Volker Hasbargen: „Zwar bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage insgesamt noch positiv, doch so schlecht wie derzeit war die Einschätzung seit fünf Jahren nicht mehr. Anhaltende wirtschaftliche Unsicherheiten, zunehmende Zollkonflikte, gestiegene Kosten, rückläufige Aufträge und sinkende Umsätze, aber auch der holprige Neustart in der Wirtschaftspolitik drü-cken auf die Stimmung.“
Entsprechend vorsichtig blicken viele Unternehmen auf die kommenden zwölf Monate, auch wenn die Erwartun-gen etwas optimistischer ausfallen als noch vor einem Jahr. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in ei-nem Wert darstellt, ist von 106 Punkten im Frühsommer auf aktuell 102 Punkte zurückgegangen. „Die vielen sich überlagernden Herausforderungen belasten zudem spür-bar die langfristigen Investitions- und Beschäftigungspla-nungen der Unternehmen“, so Hasbargen weiter.
Mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage hat Hasbargen die Bundesregierung zu mehr Entschlossenheit in der Wirtschaftspolitik aufgerufen. „Die erhofften positiven Im-pulse durch den Regierungswechsel sind bisher noch nicht bei den Unternehmen angekommen. Die neue Bundesregierung hat zwar bereits erste Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft auf den Weg gebracht, doch viele ihrer Ankündigungen sind bislang nur teilweise umgesetzt worden“, betont Hasbargen. Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit und spürbare Entlastungen – erst dann können auch die Investitionen wieder anziehen“, so Hasbargen weiter.

Weniger Aufträge, rückläufige Umsätze

Im Herbst 2025 hat die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage im Branchendurchschnitt einen weiteren Dämpfer erfahren. Der Anteil der Unternehmen, die von gut laufenden Geschäften berichten, ist von 30 Prozent auf 27 Prozent gesunken. 52 Prozent der Betriebe bewerten ihre Gesamtsituation als zufriedenstellend, gegenüber dem Frühsommer ein Plus von einem Prozentpunkt. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht ein-schätzen, hat um zwei Prozentpunkte auf 21 Prozent zu-genommen. Entsprechend ist der Geschäftslagesaldo von plus 11 Punkten auf plus 6 Punkte zurückgegangen.
Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich zuletzt wie-der verstärkt. Der Auftragseingangssaldo ist von minus 7 Punkten auf minus 10 Punkte gesunken. Die rückläufige Umsatzentwicklung setzt sich ähnlich wie im Frühsommer fort. Einen positiven Geschäftslagesaldo verzeichnen derzeit der Dienstleistungssektor und das Baugewerbe, beide jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau als zuvor. In der Industrie fällt die Bewertung der aktuellen Situation zwar etwas freundlicher aus, bleibt aber insgesamt negativ. Im Einzelhandel hat sich die Lageeinschätzung auf die Null-Linie abgeschwächt, während sich die ohnehin seit längerem schwierige Situation im Großhandel weiter verschlechtert hat.

Geschäftserwartungen durchwachsen

Nach der vorsichtigen Zuversicht im Frühsommer hat sich im Herbst 2025 wieder mehr Skepsis in die Geschäftserwartungen der Unternehmen eingeschlichen. Der Saldo ist von plus 1 Punkt auf minus 2 Punkte gesunken. Aktuell blicken 18 Prozent der Betriebe optimistisch in die Zukunft, ein Rückgang um drei Prozentpunkte. Der Anteil der pessimistischen Unternehmen bleibt mit 20 Prozent unverändert. Leicht positive Erwartungen bestehen im Groß- und Einzelhandel sowie im Dienstleistungssektor. In Industrie und Bau hingegen haben sich die konjunkturellen Perspektiven aus Sicht der Unternehmen erneut eingetrübt. Als größte Herausforderungen nennen die Betriebe die schwache Inlandsnachfrage (66 Prozent), steigende Arbeitskosten (55 Prozent) und den anhaltenden Fachkräftemangel (51 Prozent). Zudem betrachten 39 Prozent der Unternehmen die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise als Risiko für ihre Geschäftsentwicklung. 35 Prozent beunruhigen die aktuellen geopolitischen Spannungen. 34 Prozent sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen eine Belastung. Mehrfachnennungen waren möglich.

Zurückhaltende Beschäftigungs- und Investitionspläne

Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg haben die Betriebe ihre Personalplanungen erneut zurückgefahren. Derzeit rechnet im Branchendurchschnitt nur noch jedes zehnte Unternehmen damit, seine Belegschaft in den kommen-den zwölf Monaten zu vergrößern (Frühsommer 2025: 15 Prozent). Gleichzeitig befürchten 26 Prozent der Betriebe, den aktuellen Personalbestand nicht halten zu können. Erstmals seit fünf Jahren zeigt auch der Dienstleistungssektor eine negative Einstellungsbereitschaft.
Angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten, fehlen-der Wachstumsimpulse und der nur zögerlich voranschreitenden Reformen zur Stärkung des Standorts bleibt die Investitionsbereitschaft auch im Herbst 2025 sehr gering. Der Investitionssaldo hat sich lediglich um einen Punkt verbessert – von minus 21 auf minus 20 Punkte. Wie bereits im Frühsommer planen aktuell 17 Prozent der Betriebe, in den kommenden zwölf Monaten mehr zu investieren. 46 Prozent wollen ihre Ausgaben aus heutiger Sicht auf dem bisherigen Niveau halten, während 22 Prozent geringere Investitionen vorsehen. 15 Prozent der Unter-nehmen beabsichtigen, ganz auf Investitionen zu verzichten. Am häufigsten investieren die Betriebe, um bestehen-de Anlagen und Geräte zu ersetzen (65 Prozent, nach 70 Prozent im Frühsommer). An zweiter Stelle steht mit 49 Prozent die Absicht, die unternehmensinterne Digitalisierung voranzutreiben (zuvor 55 Prozent). Dritthäufigstes Motiv sind Rationalisierungsmaßnahmen, die für 35 Prozent der Unternehmen relevant sind (ein Rückgang um einen Prozentpunkt). Mehrfachnennungen waren möglich.
Der Hauptgeschäftsführer der IHK Karlsruhe Dr. Arne Rudolph betont die Rolle der IHK Karlsruhe als Stimme der regionalen Wirtschaft: „Gerade in diesen herausfordern-den Zeiten müssen alle wissen: Arbeitsplätze, Wohlstand und Zukunftsfähigkeit unserer Region sind eng mit den Rahmenbedingungen für Unternehmen verknüpft.“