Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Seite an Seite

Über alles Trennende hinweg – trotz Rhein, trotz verschiedener Mentalität und Sprache, trotz der Kriege der Vergangenheit und der immer wieder wechselnden Fronten und sich ändernden nationalstaatlichen Grenzen - sind die Menschen, die sich einen Lebensraum teilen, miteinander verbunden.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des Oberrheins überqueren in ihrem Alltag die Grenzen immer wieder, sei es um im Nachbarland zu arbeiten oder auch nur zum Einkaufen. Bei vielfältigen gegenseitigen Kontakten erleben sie, dass sie in ihrer Mentalität zwar verschieden und doch irgendwie vertraut sind, dass sie sich zwar als Franzosen oder Deutsche fühlen, doch gleichzeitig ebenso Bewohnende ein und desselben Lebens- und Wirtschaftsraums mit denselben Interessen und Wünschen sind und eine Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Vergangenheit und einer gemeinsamen Zukunft bilden.
In unserem Titelthema geben wir einen Einblick in die gemeinsamen Projekte diesseits und jenseits des Rheins, sei es im Bereich der Ausbildung der Forschung, der Infrastruktur oder der Kooperation Deutscher und französischer Unternehmen.

Trinationale Metropolregion 

Das Oberrheingebiet bietet eine Vielzahl von wirtschaftlichen Vorteilen: ein breites Spektrum an Gewerbeansiedlungen, häufig mit hohem Wachstumspotenzial, eine Vielzahl von Industriestandorten, hochentwickelte Dienstleistungsbranchen (Handel, Banken, Versicherungen) sowie sinnvolle Einsatzmöglichkeiten von Know-how und Fachkompetenz.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 291 Milliarden Euro und über 3.2 Millionen Arbeitnehmenden gehört der Oberrhein zu den stärksten Regionen Europas und ist seit vielen Jahren auch bis nach Brüssel, Paris und Berlin ein Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Europa.  Knapp 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unserer Region pendeln täglich in das angrenzende Nachbarland. 
Die Pläne der Trinationale Metropolregion Oberrhein (TMO) sind, die bestehenden Stärken der Region weiter auszubauen, die vorhandenen Entwicklungspotenziale zu fördern und das Oberrheingebiet im europäischen und internationalen Wettbewerb noch besser zu positionieren. 
Die Wirtschaftsvertretenden der TMO haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: „Zusammen wollen wir die treibende Kraft für eine innovative und nachhaltige grenzüberschreitende Entwicklung unserer Unternehmen sein“ so Eberhard Liebherr und Jean-Luc Heimburger, Präsidenten der IHK Südlicher Oberrhein und der CCI Alsace Eurometropole und Co-Sprecher der Säule Wirtschaft.
Mitte Juli wurde nun auch die neue LinkedIn-Seite eingerichtet auf der die aktuellen Informationen aus dem Netzwerk zu einer Vielzahl von grenzüberschreitenden Initiativen für Unternehmen zu finden sind.

Grenzüberschreitende Bildungsprogramme 

Den Abschluss einer grenzüberschreitenden Erfahrung von Schülerinnen und Schülern aus dem Elsass krönte eine feierliche Zertifikatsverleihung im Europäischen Parlament in Straßburg. Die Veranstaltung war Teil der Projekte EUROSTAGES (Schnupperpraktikum in Deutschland/Schweiz am Oberrhein) und EUREGIO (Auslandspraktikum für Auszubildende). Die beiden Programme bieten jungen Menschen aus der Grenzregion eine erste wertvolle Berufserfahrung und ermöglichen Unternehmen den Zugang zu einem Pool künftiger zweisprachiger und mobiler Bürgerinnen und Bürger. 
Im Europäischen Parlament wurden 139 „Collégiens“ (Mittelstufe) und 29 „Lycéens“ (Oberstufe) sowie ihre Lehrkräfte geehrt. Die „Region Grand Est“, die „Collectivité Européenne d'Alsace“, das Regierungspräsidium Karlsruhe, die IHK Südlicher Oberrhein, die IHK Karlsruhe, die IHK Hochrhein-Bodensee, die Bundesagentur für Arbeit (EURES-T), die Handwerkskammer Freiburg, der Eurodistrikt PAMINA, die „CCI Alsace Eurométropole“ und das Deutsch-Französische Jugendwerk gratulierten den Jugendlichen zu ihrem Engagement und überreichten die Praktikumsbescheinigungen. Bei beiden Programmen geht es darum, dass Jugendliche sprachliche und interkulturelle Kompetenzen durch die konkrete Erfahrung eines grenzüberschreitenden Praktikums entwickeln. Gleichzeitig werden sie so auch für die Herausforderungen der Region sensibilisiert. Teilnehmende Unternehmen können einen ersten Kontakt mit potenziellen künftigen elsässischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern herstellen und so das Interesse an ihren Ausbildungsmöglichkeiten wecken. 

Magistrale für Europa 

Die 1990 gegründete Initiative ‚Magistrale für Europa‘ setzt sich für den zügigen Ausbau der Schienenachse Paris-Budapest/Bratislava über Straßburg, Karlsruhe, Stuttgart, München und Wien ein. 
Hintergrund: Im Gegensatz zum Regionalverkehr sind die Kompetenzen der Städte und Regionen bei der hochrangigen Schieneninfrastruktur begrenzt, gleichzeitig sind die Regionen immer am stärksten von einem unzureichenden Schienenausbau betroffen. Dieses Ungleichgewicht will die Initiative durch das gemeinsame Engagement ihrer Mitglieder - darunter die IHK Karlsruhe sowie 23 weitere Städte, Regionen und Bundesländer - ausgleichen und den Mitgliedern eine Stimme im grenzüberschreitenden Schienenverkehr geben.
Ursprünglich wurde die Initiative als Reaktion auf die Pläne Deutschlands und Frankreichs gegründet, ihre Hochgeschwindigkeitsnetze zu verbinden, ohne die Metropolen Straßburg und Karlsruhe an das TGV-Netz anzuschließen. Das gemeinsame Engagement war erfolgreich!
Inzwischen ist der Infrastrukturausbau entlang der Entwicklungsachse Paris-Budapest weit fortgeschritten. Durch die entstandenen und noch entstehenden zusätzlichen Kapazitäten können nach Untersuchungen der Initiative rund 1,6 Millionen zusätzliche Fahrten generiert und im Güterverkehr 3,5 Millionen Tonnen von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Dennoch ist noch viel zu tun: Engpässe müssen beseitigt, der Zugang zu grenzüberschreitenden Tickets verbessert und die Umsteigezeiten optimiert werden.

Verlauf der Magistrale

Paris – Straßburg – Karlsruhe – Stuttgart – Ulm – Augsburg – München – Salzburg – Linz – St. Pölten – Wien – Bratislava-Győr – Budapest