UBA: Trockenheit in Deutschland – Fragen und Antworten

Das Umweltbundesamt (UBA) hat aktuelle Informationen zu Trockenheit und Wasserknappheit in Deutschland veröffentlicht. Diese sind hier abrufbar: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten

Trockenheit in Deutschland – Aktuelle Situation

Zur aktuellen Situation steht das Umweltbundesamt (UBA) unter anderem folgende Daten zur Verfügung (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten):
  • Das Frühjahr 2022 begann laut UBA mit einem deutlich zu trockenen März. Es fielen im Flächenmittel nur ca. 15 l/m², dies sind nur 27 % des Sollwertes (56 l/m²). Der März 2022 ist damit nach 1929, 1953 und 2012 der vierttrockenste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.
  • Im Juni 2022 fiel – so das UBA - im deutschlandweiten Mittel 25% zu wenig Niederschlag. Der meiste Niederschlag fiel - wie schon im Mai 2022– überwiegend als ⁠Starkregen⁠, dabei gab es deutliche regionale Unterschiedle, d.h. in einigen Orten luden schwere Gewitter große Niederschlagsmengen ab.
  • Inwieweit in den Winter- und Frühlingsmonaten der Bodenwasservorrat aufgefüllt wird und ein Defizit der Bodenfeuchte ausgeglichen werden kann, ist regional unterschiedlich. Der Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienst zeigt für Anfang Mai 2022 eine ausreichende bis sehr gute Wasserversorgung in weiten Teilen Deutschlands in einer Tiefe bis 60 cm an.
  • Im Juli 2022 (Stand 15.07.2022) zeigt sich laut UBA im Oberboden (bis 0,30 m) fast in ganz Deutschland flächendeckend Trockenstress, teilweise extremer Trockenstress. In der Tiefe von 0,50-0,60 m besteht überwiegend eine ausreichende Wasserversorgung bis leichter Trockenstress. In tieferen Bodenschichten (1,70-1,80 m) ist die Wasserversorgung meist gut bis ausreichend.
Der „Dürremonitor Deutschland“ des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) setzt die aktuellen Werte der Bodenfeuchte ins Verhältnis mit langjährigen statistischen Auswertungen.

Potenzielle Wasserknappheit

Zu der Frage, ob es in Deutschland ein Problem mit Wasserknappheit gibt, hat das UBA u. a. folgende Daten und Informationen zusammengestellt (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten):
  • In Deutschland besteht laut Umweltbundesamt ein potenzielles ⁠Wasserdargebot⁠, gemittelt über viele Jahre, von 188 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Das ⁠Wasserdargebot⁠ ist eine Größe des regionalen Wasserkreislaufs und umfasst die Menge an Grund- und Oberflächenwasser, die theoretisch genutzt werden können. In die Berechnung der jährlich ermittelten erneuerbaren Wasserressourcen fließen der Niederschlag, die ⁠Verdunstung⁠ sowie die Zuflüsse nach und die Abflüsse aus Deutschland ein. Neben dem über viele Jahre gemittelten Wasserdargebot zeigt das jährliche Wasserdargebot starke witterungsbedingte Schwankungen. So lagen die erneuerbaren Wasserressourcen im Jahr 2018 bei 119 Milliarden Kubikmeter.
  • Die Wasserentnahmen sind laut UBA über die letzten Jahrzehnte deutlich zurückgegangen. Das liegt an Wasserkreislaufführung in der Industrie, an der Reduzierung von Kühlwasser für Kraftwerke und Einsparungen bei der öffentlichen Wasserversorgung.
  • Bisher gibt es in Deutschland – so das UBA - keinen flächendeckenden Wasserstress. Man spricht von Wasserstress, wenn die gesamte Wasserentnahme eines betrachteten Jahres mehr als 20 Prozent des langjährigen mittleren Wasserdargebots beträgt. Das ist in Deutschland laut UBA nicht der Fall, es sind nach der neusten Erhebung 12,8 Prozent (2016).
  • Trotz des insgesamt ausreichenden Wasserdargebots gibt es regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit. Dies hat sich auch in den Jahren 2018 und 2019 gezeigt. In einigen Orten hat es lokale oder regionale Engpässe gegeben. Dies hatte verschiedene Ursachen. Eine Rolle spielen die unterschiedlichen klimatischen Randbedingungen. Weiterhin kann laut UBA eine hohe Wassernutzung zu bestimmten Tageszeiten insbesondere bei warmem ⁠Wetter⁠ die Verteilungssysteme einiger Wasserversorgungsunternehmen an die Grenzen bringen (Spitzenwasserbedarf).
  • Weitere aufeinander folgende trockene Sommer mit zusätzlich wenig Niederschlag im Winter hätten – so das UBA - negative Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit. Die Landwirtschaft, die Wasserversorgung, die Wasserführung in Gewässern, Ökosysteme wie Feuchtgebiete und Wälder und weitere wasserbezogene Nutzungen wie die Schifffahrt können betroffen sein.
  • Die ⁠Bodenfeuchte⁠ wird über den Wassergehalt und die vom Porenraum des Bodens ausgehende Bodenwasserspannung beschrieben. Je nach Porenraum und Bodenfeuchte haben die Böden eine unterschiedliche Fähigkeit, Wasser zu speichern. Wasser ist mit der Bodensubstanz und der Bodenluft eines der drei Bestandteile des Bodens. Ohne Bodenwasser und Bodenluft ist es kein Boden, wie wir ihn als Produktionsgrundlage vieler unserer Nahrungsmittel kennen. Weiterhin muss bedacht werden, dass nur ein Teil des im Boden enthaltenen Wassers wirklich für die Pflanzen verfügbar ist.

Regionale Betroffenheit von Trockenheit

Zu der Frage, welche Regionen in Deutschland besonders von Trockenheit betroffen sein könnten, hat das UBA u. a. folgende Informationen bereitgestellt (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten):
  • Die Niederschlagsverteilung in Deutschland ist regional sehr unterschiedlich. So zeigen die „Normalwerte“ des Jahresniederschlags (langjähriges Mittel 1971 – 2000), dass es Regionen in Deutschland mit deutlich unter 500 mm und Regionen mit deutlich über 1000 mm Jahresniederschlag gibt.
  • Die Gebiete mit den niedrigen Niederschlägen liegen laut UBA vor allem im Osten und Nordosten Deutschlands. Regionen mit hohen Niederschlägen finden sich im Westen und Süden Deutschlands. Der zunehmende Temperaturanstieg aufgrund des globalen Klimawandels hat auch Auswirkungen auf das Niederschlagsgeschehen in Deutschland. So können sich laut UBA die Jahresniederschläge bis zum Ende des Jahrhunderts mit regionalen Unterschieden bis 15 % erhöhen. Betrachtet man nur die Winterniederschläge können diese sich um 5-20 % bis zur Mitte des Jahrhunderts erhöhen. Die Aussagen für die Sommerniederschläge sind bis zur Mitte des Jahrhunderts nicht eindeutig, bis zum Ende des Jahrhunderts zeigen die Modelle aber Tendenzen zu mehr Trockenheit (siehe DWD-KlimaatlasLAWA-Klimawandelbericht).
  • Welche Regionen letztlich von Trockenheit besonders betroffen sind, hängt weiterhin von den Böden und der Entwicklung der Grundwasserneubildung ab. In Verbindung mit den Wasserbedarfen einer Region und ihrer zukünftigen Entwicklung lässt sich erkennen, wo eine Konkurrenzsituation um Wasser entstehen könnte. Hierzu laufen aktuell Forschungsarbeiten.

Mögliche Auswirkungen auf das Grundwasser und Trinkwasser

Zu den möglichen Auswirkungen einer anhaltenden Trockenheit auf das Grundwasser und das Trinkwasser hat das UBA u. a. folgende Informationen veröffentlich (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten):
  • Grundwasser wird über den Niederschlag gespeist. Langanhaltende Trockenheit mit fehlenden Niederschlägen, reduzierter Sickerwasserrate und Grundwasserneubildung führt zu einer veränderten Tiefenlage der Grundwasseroberfläche. So sind zum Beispiel 2018 und 2019 aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in einigen Regionen die Grundwasserstände in den oberflächennahen Grundwasserleitern deutlich gefallen.
  • Etwa 70 Prozent des deutschen Trinkwassers stammt aus Grund- und Quellwasser. Es herrscht in Deutschland noch kein Mangel an Trinkwasser und es gibt bisher keine flächendeckenden negativen Auswirkungen auf Trinkwasser aus Grundwasserressourcen. Allerdings kam z.B. im Sommer 2018 in den besonders betroffenen Regionen die Eigenversorgung mit Trinkwasser teilweise zum Erliegen, weil Hausbrunnen trockenfielen. Wasserversorgungsunternehmen berichten für den Sommer 2018, dass es bis auf wenige -lokale Ausnahmen- keine Ausfälle bei der zentralen Wasserversorgung gab. Allerdings nutzen einer Umfrage des DVGW zufolge 1/3 der befragten Wasserversorgungsunternehmen an den Spitzentagen ihre genehmigten Wasserressourcen zu bzw. über 90 % und bei 34 % der Wasserersorgungsunternehmen war an den Spitzentagen die Aufbereitungskapazität mit 90 % oder mehr belastet.
  • In Trockenperioden mit steigenden Temperaturen, erhöhter Verdunstung und verlängerten Vegetationsphasen sind niedrige Grundwasserstände nicht nur problematisch für die Wasserentnahme zur Trinkwassergewinnung, sondern auch für flachwurzelnde Bäume und grundwasserabhängige Biotope. Des Weiteren werden Flüsse und Seen in unseren Breiten unterirdisch durch Grundwasser gespeist. Bei sinkenden Grundwasserständen verringert sich der unterirdische ⁠Abfluss⁠ in die Oberflächengewässer, möglicherweise bis zu einer Umkehrung der Fließrichtung.
  • Aussagen zur zukünftigen Entwicklung der jährlichen ⁠Grundwasserneubildung⁠ sind aufgrund der unsicheren Informationslage zur Niederschlagsentwicklung sowie angesichts der komplexen Wechselwirkungen mit anderen Wirkfaktoren wie Bodenart, Vegetation, ⁠Landnutzung⁠ und Flächenversiegelung weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat unter „klimafolgenonline“ (http://www.klimafolgenonline.com/) Karten zur simulierten Grundwasserneubildung in Deutschland veröffentlicht.

Anpassung: Vorbereitung auf Trockenheit und Dürre

Zur Frage, was getan werden kann, um sich im Rahmen der Anpassung besser auf Trockenheit und ⁠Dürre vorzubereiten, hat das UBA u. a. folgende Informationen bereitgestellt (Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten):

Dabei weist das UBA u. a. auf Strategien auf Bundesebene hin:
  • Deutsche ⁠Anpassungsstrategie⁠ an den Klimawandel: Im Jahr 2008 legte die Bundesregierung die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel vor (DAS). Diese zielt auf die Verbesserung der Anpassung an die Folgen des Klimawandels in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern. Seitdem wird in einem regelmäßigen Monitoringbericht (zuletzt 2019) dargestellt, wie sich der Klimawandel entwickelt.
    Mit dem Fortschrittsbericht und dem Aktionsprogramm Anpassung (zuletzt 2020) werden ressortübergreifend Maßnahmen aufgezeigt.
    Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse (zuletzt 2021) analysiert die zukünftigen Folgen des Klimawandels in Deutschland und die Handlungsnotwendigkeiten in den verschiedenen Handlungsfeldern. In der im Juni 2021 veröffentlichten Studie werden für das Handlungsfeld Wasserwirtschaft, Wasserhaushalt die Klimarisiken ohne Anpassung heute, in der Mitte und am Ende des Jahrhunderts bei einem schwächeren Klimawandel als „mittel“ eingeschätzt. Bei einem stärkeren Klimawandel in der Mitte und zum Ende des Jahrhunderts werden die Klimarisiken laut UBA für diesen Handlungsfeld als „hoch“ eingestuft. Durch weitreichende Anpassungsmaßnahmen lassen sich die Klimarisiken im Handlungsfeld Wasser zur Mitte des Jahrhunderts auf „gering“ bzw. „mittel“ absenken. Das bedeutet, es gibt Klimarisiken für den Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft, aber es gibt auch Handlungsmöglichkeiten.
  • Entwurf Nationale Wasserstrategie: Neben demografischem Wandel und Digitalisierung sind die Herausforderungen durch den Klimawandel wichtige Treiber für Veränderungen und Anpassungen der Wasserwirtschaft. Zur Unterstützung und Gestaltung dieses Prozesses hat das BMU am 08. Juni 2021 den Entwurf einer Nationalen Wasserstrategie vorgelegt. Mit der Vision „Der Schutz der natürlichen Wasserressourcen und der nachhaltige Umgang mit Wasser in Zeiten des globalen Wandels sind in Deutschland in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen zum Wohle von Mensch und Umwelt verwirklicht“. In den 57 Aktionen des „Aktionsprogramms Wassers“ sind umfassende Maßnahmen enthalten, die die Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel, aber auch andere Themenfelder, wie das Risiko der Stoffeinträge oder die Bewusstseinsbildung im Kontext Wasser voranbringen. Mit Blick auf die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, insbesondere an Trockenheit und Dürre wird eine breite Palette an Maßnahmen vorgeschlagen. So sollen z.B. die Daten und Prognosemöglichkeiten für den Wasserhaushalt sowie das Grundwassermonitoring verbessert werden. Dies ermöglicht die frühzeitige Reaktion auf langfristige Veränderungen in den Grundwasserressourcen, aber auch die kurzfristige Steuerung von Wasserentnahmen, um eine Übernutzung unserer Wasserressourcen zu vermeiden. Es sollen Standards für Wasserversorgungskonzepte und Konzepte für die wassereffiziente Nutzung für alle Sektoren sowie den Umgang mit Wassernutzungskonflikten entwickelt und etabliert werden. Maßnahmen zur Renaturierung und für den Wasserrückhalt in der Fläche werden ebenfalls zentral vorgeschlagen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und helfen so den Auswirkungen von Trockenheit vorzubeugen.
Daneben weist das UBA auch noch auf folgende weiteren Maßnahmen hin:
  • Maßnahmen in der Landwirtschaft
  • Maßnahmen in der Forstwirtschaft
  • Maßnahmen der Kommunen
  • Was können Bürger*innen bei Trockenheit tun? 
Weitere Informationen des UBA dazu sind hier abrufbar: https://www.umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten