Konjunkturbericht Frühsommer 2024

Etliche Risiken bleiben

Das konjunkturelle Klima in der regionalen Wirtschaft hat sich im Frühsommer 2024 im Vergleich zum Jahresbeginn geringfügig verbessert, allerdings ausschließlich aufgrund der leicht gestiegenen Geschäftserwartungen. Hingegen wird die aktuelle Geschäftslage erneut schlechter eingeschätzt. Im Branchendurchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 107 Indexpunkten zum Jahresbeginn 2024 auf 109 Punkte im Frühsommer 2024 angestiegen. Mit diesem Niveau ist er noch weit von seinem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 125 Punkten entfernt. Die immer schwächere Nachfrage, der Fachkräftemangel, hohe Kosten bei Energie und Personal, eine aberwitzige Bürokratie, die unstete Wirtschaftspolitik und die auf absehbare Zeit nicht zu lösenden geopolitischen Krisenherde drücken auf die Stimmung. Diese Gemengelage lässt für die kommenden Monate keine signifikante Erholung erwarten. Folglich halten sich die Unternehmen bei den Investitionen noch stärker zurück – zumal die Kapazitäten zuletzt immer weniger ausgelastet waren. Die Beschäftigung dürfte in der nächsten Zeit kaum noch zulegen.
Konjunkturklimaindex
Der IHK-Konjunkturklimaindikator wird berechnet als geometrisches Mittel der Lage- und Erwartungssalden und stellt den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft dar. Der Indikator kann zwischen den Werten 0 und 200 schwanken. Je höher der auf der linken Achse dargestellte Wert, desto besser ist das Konjunkturklima. Die Lage- und Erwartungsindikatoren werden als Saldo aus den gewichteten positiven und negativen Antworten ermittelt. Sie sind auf der rechten Achse dargestellt.

Geschäftslage

 Im Frühsommer 2024 hat sich im Branchendurchschnitt die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage wieder etwas verschlechtert. 34 % der Unternehmen nach zuvor 36 % berichten von (noch) gut laufenden Geschäften. Weiterhin 53 % der Betriebe melden eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit kritischem Geschäftsverlauf hat sich um 2 Prozentpunkte auf 13 % erhöht. Gegenüber der Vorumfrage ist der Geschäftslagesaldo somit um 4 Punkte auf aktuell 21 Punkte gefallen. Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich in den vergangenen Monaten wieder verstärkt. Weniger Unternehmen melden steigende Umsätze, gleichzeitig mehr Unternehmen sinkende Erlöse. Während sich im Dienstleistungsbereich das bereits gute Niveau fortsetzte, verbesserte sich die Lagebeurteilung im Bau, Einzelhandel und dem Gastgewerbe. In der Industrie ist der Anteil der positiven Stimmen dagegen deutlich zurückgegangen. Im Großhandel melden weiterhin mehr Unternehmen eine schlechte als eine gute Geschäftslage.

Geschäftserwartungen

Im Frühsommer 2024 fällt der Blick auf die kommenden zwölf Monate nicht mehr ganz so pessimistisch aus wie noch zu Jahresbeginn, insgesamt bleibt die Skepsis in den Unternehmen jedoch weiter bestehen. Der Geschäftserwartungssaldo ist im Branchendurchschnitt von minus 7 Punkten auf aktuell minus 2 Punkte angestiegen. Hoffnung auf bessere Geschäfte hegen aktuell 22 % der Unternehmen nach zuvor 21 %. Der Anteil der Skeptiker ist von 28 % auf 24 % zurückgegangen. Mit Ausnahme des per Saldo positiv nach vorne schauenden Dienstleistungssektors liegen die Erwartungssalden der übrigen Wirtschaftszweige trotz teils deutlichen Anstiegs weiter im negativen Bereich. Top-Geschäftsrisiken sind aus Unternehmenssicht die Entwicklung der Inlandsnachfrage (70 % gegenüber 64 % zu Jahresbeginn), der Fachkräftemangel (weiterhin 60 %), die hohen Arbeitskosten (48 %) und mit aktuell abnehmender Tendenz die Energiepreise (44 %). Mehr als ein Drittel der Unternehmen sieht in den in Deutschland vorherrschenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung.
Geschäftsrisiken in den kommenden zwölf Monaten

Beschäftigung

Die schwache Konjunktur macht sich auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt bemerkbar. Die normalerweise saisonübliche Reduzierung der Arbeitslosigkeit in den Frühjahrsmonaten ist in diesem Jahr das zweite Mal in Folge ausgeblieben. Dennoch zeigt sich der hiesige Arbeitsmarkt vergleichsweise robust. Im April 2024 waren im IHK-Bezirk Karlsruhe 25.394 Personen erwerbslos gemeldet, 1.984 Personen bzw. 8,5 % mehr als im Vorjahresmonat und 83 mehr als im Vormonat (plus 0,3 %). Die Arbeitslosenquote beträgt 4,3 % (Baden-Württemberg: 4,2 %, Deutschland: 6,0 %). Die Zahl der der Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt gemeldeten offenen Stellen liegt aktuell bei 8.067, 53 Stellen mehr als im April 2023 (plus 0,7 %). Die Bereitschaft für Neueinstellungen ist zurückgegangen. Die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen sind erstmals seit Herbst 2022 per Saldo wieder leicht in den negativen Bereich gerutscht. Im Frühsommer 2024 planen noch 21 % der Unternehmen mit zusätzlichem Personal, 22 % werden in den kommenden zwölf Monaten über Stellenabbau nachdenken.
Beschäftigungsabsichten

Investitionen

Die schleppende Nachfrage, der Fachkräftemangel, hohe Energie-, Kapital- und Personalkosten, überbordende Regularien und die mangelnde Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik dämpfen die Investitionsneigung weiterhin gewaltig. Der Saldo der Investitionsabsichten ist von minus 13 Punkten auf minus 15 Punkte weiter abgesackt. Nach derzeitigem Planungsstand wollen 21 % der Betriebe in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren. 43 % der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben konstant halten. 24 % der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) reduzieren, 12 % werden komplett auf Investitionen verzichten. Hauptinvestitionsmotiv bleibt die Ersatzbeschaffung (62 %). Die unternehmensinterne Digitalisierung voranzutreiben steht bei 49 % der Unternehmen im Fokus. Dritthäufigstes Investitionsmotiv sind Produkt- oder Prozessinnovationen (36 % gegenüber 44 % zu Jahresbeginn). Aus Kostengründen und angesichts der schwierigen Suche nach Fachkräften erwägen 30 % der Unternehmen weitere Rationalisierungsmaßnahmen. Die rückläufige Tendenz bei Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz setzt sich fort (30 %). Ebenfalls immer geringer wird der Anteil der Betriebe, die über eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes nachdenken (21 %). Mehrfachnennungen waren möglich.
Investitionsabsichten
* Erläuterung der Trendaussagen in den Grafiken
Die Pfeile stellen die Gesamtveränderung zur Vorumfrage dar: Horizontal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten bis +/- 5,0. Schräg: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 5,0 bis +/- 10,0. Vertikal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 10,0.

Industrie

In der regionalen Industrie hat sich die Geschäftslage seit zwei Jahren fast kontinuierlich verschlechtert. Der Trend setzt sich im Frühsommer 2024 fort. Nur noch 19 % der Industrieunternehmen bezeichnen ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als gut. Zu Jahresbeginn lag dieser Anteil noch bei 29 %, zwei Jahre zuvor sogar bei 53 %. Nach wie vor 15 % der Betriebe sehen ihre momentane Geschäftslage kritisch. Der Geschäftslagesaldo notiert somit bei 4 Punkten, 10 Prozentpunkte weniger als vier Monate zuvor. Der bereits seit einem Jahr per Saldo negative Trend bei den Inlandsumsätzen hat sich verstärkt. Nur noch 16 % der Unternehmen konnten ihre Inlandserlöse verbessern (Jahresbeginn 2024: 27 %). Jeder zweite Betrieb meldet Erlösrückgänge. Das Auslandsgeschäft hatte dem nur wenig entgegenzusetzen: Der Auslandsumsatzsaldo ist von minus 37 Punkten zum Jahresbeginn 2024 auf minus 30 Punkte im Frühsommer 2024 gestiegen. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, der negative Trend beim Auftragseingang hat sich wieder verstärkt. Der Saldo aus steigenden und fallenden Auftragseingängen ist auf den Inlandsmärkten von minus 24 Punkten auf minus 28 Punkte, auf den Auslandsmärkten von minus 15 Punkten auf minus 24 Punkte gesunken. Insofern behalten die Pessimisten weiter die Oberhand, wenn auch mit abnehmender Tendenz: 28 % der Industriebetriebe rechnen mit einem weiteren Rückgang der Geschäfte (Jahresbeginn 2024: 33 %), von 16 % auf 19 % gestiegen ist der Anteil der Optimisten. Die Investitions- und Beschäftigungsplanungen sind unverändert restriktiv.
Konjunkturklima Industrie

Exporterwartungen 

Im Frühsommer 2024 sehen 48 % der Industrieunternehmen in einer geringen Auslandsnachfrage ein Geschäftsrisiko. Vor dem Hintergrund des immer noch schwachen weltwirtschaftlichen Umfeldes und vielfältiger geopolitischer Spannungen haben sich die Exporterwartungen der auslandsorientierten Industrieunternehmen insgesamt kaum verbessert. Derzeit rechnen 16 % der Unternehmen mit steigenden Exporten (Jahresbeginn 2024: 12 %), mit 26 % bleibt der Anteil der Betriebe, die ein rückläufiges Auslandsgeschäft erwarten, unverändert. Auch wenn aktuell die Hoffnungen auf ein wieder anziehendes Auslandsgeschäft etwas gestiegen sind, der Exporterwartungssaldo bleibt in allen großen Wirtschaftsregionen mit Ausnahme Lateinamerikas weiterhin im negativen Bereich. Bei jeweils minus 14 Punkten liegen nun die Ausfuhrerwartungen sowohl für die Eurozone als auch für die Märkte der sonstigen EU- und der EFTA-Staaten (Jahresbeginn 2024: minus 21 Punkte bzw. minus 24 Punkte). Die Handelsbeziehungen mit UK werden unverändert kritisch gesehen: Der Saldo verharrt bei minus 16 Punkten. Auch von den asiatischen Märkten erwarten die Unternehmen vorerst keine positiven Impulse. Im Gegenteil: Der Exporterwartungssaldo hat sich von minus 4 Punkten auf minus 6 Punkte verringert. Bessere Perspektiven scheinen sich auf den lateinamerikanischen Märkten abzuzeichnen. Der Saldo ist von minus 7 Punkten auf plus 8 Punkte angestiegen.

Großhandel

Der regionale Großhandel sieht sich zunehmend den Herausforderungen der konjunkturellen Schwächephase insbesondere in der Industrie ausgesetzt.  Nachdem bereits zu Jahresbeginn der Geschäftslagesaldo erstmals nach dreieinhalb Jahren ins Negative gerutscht war, hat sich der Trend im Frühsommer 2024 fortgesetzt. Aktuell bezeichnen 20 % der Unternehmen ihre Lage als gut (zuvor 18 %), 29 % sind unzufrieden (zuvor 24 %). Jeder zweite Betrieb musste im Geschäft mit ausländischen Kunden geringere Erlöse hinnehmen, auf den Inlandsmärkten traf diese Entwicklung 48 % der Unternehmen (Jahresbeginn 2024: 37 % bzw. 47 %). Parallel konnten immerhin 27 % der Betriebe gegenüber zuvor 18 % ihre Inlandsumsätze ausweiten. Die Ertragslage hat weiter nachgegeben. 17 % der Betriebe bezeichnen sie derzeit noch als gut, 31 % der Unternehmen als kritisch. Immerhin 17 % der Betriebe melden mittlerweile wieder steigende Bestelleingänge (zuvor 2 %). Jedoch sieht sich immer noch jeder zweite Betrieb mit rückläufigen Aufträgen konfrontiert. Der Geschäftserwartungssaldo ist von minus 29 Punkten auf minus 7 Punkte angestiegen. Die Investitions- und Beschäftigungsabsichten sind weiterhin negativ (minus 30 Punkte bzw. minus 12 Punkte).
Konjunkturklima Handel

Einzelhandel 

Im Frühsommer 2024 bewertet der regionale Einzelhandel die aktuelle Geschäftssituation deutlich günstiger als zuletzt. Während der Anteil der Positivmeldungen zulasten der Zufriedenheitsmeldungen merklich gestiegen ist, verharren die negativen Meldungen bei 17 %. Der Geschäftslagesaldo ist von plus 8 Punkten zu Jahresbeginn 2024 auf aktuell plus 21 Punkte angestiegen, obwohl die Umsatzentwicklung zu wünschen lässt. Etwa jeder vierte Einzelhändler meldet gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum gestiegene Umsätze (Jahresbeginn 2024: 40 %). Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen mit Erlösrückgängen nur um 1 Prozentpunkt auf 31 % zurückgegangen. Der Umsatzsaldo notiert derzeit bei minus 5 Punkten nach plus 8 Punkten vier Monate zuvor. Fast jeder sechste Betrieb bezeichnet das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden als zurückhaltend. Der Ertragslagesaldo ist von plus 19 Punkten auf plus 14 Punkte zurückgegangen. Mehr Unternehmen sehen die Kosten-Gewinnsituation mittlerweile kritisch. Der Blick auf die kommenden zwölf Monate fällt wieder hoffnungsvoller aus. Jeweils 19 % beträgt der Anteil der Unternehmen, die bessere bzw. schlechtere Geschäfte erwarten (Jahresbeginn 2024: 9 % bzw. 40 %). Die Einstellungs- (Saldo: minus 14 Punkte nach minus 2 Punkten) und Investitionsabsichten (Saldo: minus 26 Punkte nach minus 21 Punkten) sind noch zurückhaltender als zuvor.

Dienstleistungen

Der unternehmensnahe Dienstleistungssektor weist im Vergleich der Wirtschaftszweige nach wie vor die beste Wirtschaftslage aus, auch wenn der Saldo um 4 Punkte auf plus 37 Punkte gesunken ist. Im Frühsommer 2024 beurteilen 46 % der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 1 Prozentpunkt weniger als zu Jahresbeginn. Gleichzeitig hat sich der Anteil der kritischen Stimmen von 6 % auf 9 % erhöht. Sehr unterschiedlich verlief die Umsatzkurve. Fast vier von zehn Betrieben melden aktuell steigende Erlöse, drei von zehn Unternehmen berichten von Umsatzrückgängen (Jahresbeginn 2024: 48 % bzw. 21 %). Der Umsatzsaldo fiel somit um 19 Punkte auf plus 8 Punkte. Die Nachfrage hat in letzter Zeit etwas an Schwung verloren. Mehr Unternehmen melden Auftragsrückgänge, allerdings blieb der Anteil der Unternehmen mit steigender Nachfrage stabil. Im Gegensatz zu den anderen Hauptsektoren zeigt sich der Dienstleistungssektor trotz einiger Wolken insgesamt optimistisch. Jedes vierte Unternehmen erwartet in der nächsten Zeit bessere Geschäfte, etwa jeder fünfte Betrieb befürchtet eine Verschlechterung. Die Beschäftigungspläne sind weniger expansiv. Die Investitionsneigung hat weiter abgenommen.
Konjunkturklima Dienstleistungen
Trotz gestiegener Kraftstoffpreise, der Lkw-Maut und Personalengpässen hat sich das Stimmungsbild im regionalen Transport- und Verkehrsgewerbe verbessert. Per Saldo entwickelten sich die Umsätze sowohl im Binnen- als auch im grenzüberschreitenden Verkehr wieder positiver. Der schon zu Jahresbeginn negative Trend im Auftragseingang hat nachgelassen. Infolgedessen weisen die Salden der Geschäfts- und Umsatzerwartungen nunmehr ein positives Vorzeichen auf. Die Investitionsbereitschaft ist dennoch weiter zurückgegangen.
Der Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen blickt nicht mehr ganz so zufrieden auf seine aktuelle Situation. Sowohl bei Geschäftslage, Umsätzen, Ertragslage und Auftragsvolumen hat der Anteil der kritischen Stimmen wieder zugenommen. Gleichzeitig bezeichnet weiterhin fast jeder zweite Betrieb seine Geschäftslage als gut. Die Geschäfts- und Umsatzerwartungssalden wurden allerdings jeweils um 17 Punkte auf nun plus 3 Punkte bzw. plus 8 Punkte deutlich zurückgenommen. Die Personalpläne fallen zwar noch positiv, aber verhaltener aus, die Investitionen stocken.
Auch bei den ITK-Dienstleistern haben die Anteile der negativen Meldungen bei Geschäftslage, Umsätzen, Ertragslage und insbesondere Auftragsvolumen (Auftragsvolumensaldo: minus 18 Punkte) deutlich zugenommen. 39 % der Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage derzeit als gut, 12 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn. Der Blick in die Zukunft fällt recht unterschiedlich aus. Der Erwartungssaldo ist von plus 22 Punkten auf plus 5 Punkte gesunken. Personal wird deutlich weniger gesucht, teilweise abgebaut. Der Investitionssaldo bleibt negativ.
Im regionalen Hotel- und Gaststättengewerbe ist der Anteil der positiven Meldungen zur Geschäftslage geringfügig zurückgegangen, kritische Aussagen gibt es aktuell kaum. Die Umsatzentwicklung ist in den vergangenen Monaten allerdings deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben und per Saldo negativ. Der weitere Jahresverlauf wird weniger pessimistisch gesehen als noch zu Jahresbeginn. Massive Sorgen bereiten weiterhin die hohen Energiepreise und steigende Arbeitskosten. Die Personalplanungen stagnieren mehr oder weniger, die Investitionsabsichten sinken weiter.

Finanzdienstleistungen

Im Frühsommer 2024 bewerten die regionalen Finanzdienstleister ihre aktuelle Geschäftslage im Branchendurchschnitt nicht mehr so gut wie zu Jahresbeginn, aber zumindest als überwiegend zufriedenstellend. Die Versicherungswirtschaft meldet vermehrt gestiegene Beitragseinnahmen. Die Tendenz im Neugeschäft ist positiv. Die Zahlungen für Schadensfälle sind per Saldo gesunken, die Ertragsentwicklung hat sich verbessert. Im Kreditgewerbe konnten deutlich weniger Institute als noch vier Monate zuvor ihr Geschäftsvolumen steigern, parallel berichten mehr Banken über ein gesunkenes Kreditvolumen. Auch die Ertragssituation hat nachgelassen. Die Kreditnachfrage im Privatkundengeschäft stagniert, die der Firmenkunden sinkt per Saldo, wenn auch weniger stark als zu Jahresbeginn. Sowohl die Vergabe von Investitionskrediten als auch von Betriebsmittelkrediten zur Sicherung der Liquidität bei Zahlungsengpässen ist in den vergangenen Monaten weiter abgerutscht. Die Mehrheit der Institute plant angesichts zunehmender Insolvenzzahlen die Risikovorsorge zu erhöhen. Branchenübergreifend fallen die allgemeinen Geschäftserwartungen an die nächsten Monate sowie die Investitionsplanungen vorsichtiger aus, negativ die Personalpläne. 
Konjunkturklima Finanzdienstleistungen

Bauindustrie

Auch wenn die unsichere Wirtschaftslage, wenig Planungssicherheit bei Fördermaßnahmen und die hohen Kosten für Energie, Baumaterialien und Kredite immer noch nachwirken, zeigen sich im Frühsommer 2024 in der regionalen Bauindustrie erste Lichtblicke. Der Anteil der Unternehmen in guter Geschäftslage ist gestiegen, der Anteil der negativen Stimmen zurückgegangen. Der Lagesaldo hat sich von plus 20 Punkten zu Jahresbeginn auf aktuell 35 Punkte erhöht. Die Bauproduktion ist mit einem Saldo von minus 31 Punkten zwar weiter rückläufig, es berichten jedoch mehr Firmen von einem Anstieg und weniger Betriebe von einem Rückgang als zu Jahresbeginn. Die Abwärtsspirale bei der Auftragsentwicklung dreht sich insgesamt langsamer, allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Bausparten beachtlich. Während der Wohnungsbau nach wie vor am meisten unter Auftragsrückgängen leidet, hat sich die Auftragslage im Straßen- und Tiefbau deutlich verbessert. Im Gewerblichen und Öffentlichen Hochbau hat sich der Abwärtstrend dagegen wieder verstärkt. Der nachlassende Pessimismus hat den Geschäftserwartungssaldo auf minus 10 Punkte, den Investitionssaldo auf minus 22 Punkte jeweils halbiert. Die Beschäftigungspläne fallen allerdings negativer aus als zuvor. 
Konjunkturklima Bauindustrie

Finanzierungsumfeld zwar überwiegend unproblematisch, aber zunehmende Liquiditätsengpässe

Die Finanzierungssituation stellt sich im Frühsommer 2024 für die meisten Unternehmen in der Region immer noch günstig dar. Dennoch sehen im Branchendurchschnitt derzeit 21 % der Betriebe in der Finanzierung ein Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung (Frühsommer 2023: 17 %). Befragt nach der aktuellen Finanzlage stufen zwei Drittel der Unternehmen diese als weitgehend unproblematisch ein. Im Umkehrschluss schätzt damit ein Drittel der Unternehmen seine Finanzlage als schwierig ein. 
Im Jahresvergleich hat sich der Anteil der Betriebe, die von gravierenden Liquiditätsengpässen berichten, von 8 % auf 15 % erhöht. Mit zunehmenden Forderungsausfällen sind mittlerweile 14 % der Unternehmen konfrontiert, nach 11 % im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Einen Rückgang des Eigenkapitals melden 12 % der Unternehmen (Frühsommer 2023: 10 %). Der Anteil der Betriebe, die unter einer hohen Fremdkapitalbelastung ächzen, ist von 7 % auf 5 % zurückgegangen. Wie im Frühsommer 2023 melden aktuell 8 % der Betriebe einen erschwerten Zugang zu Fremdkapital. Rund 2 % der Unternehmen in finanzieller Bedrängnis stehen vor der drohenden Insolvenz. Mehrfachnennungen waren möglich. 
Weitaus kritischer stellt sich die finanzielle Situation im Hotel- und Gastgewerbe dar. Hier bezeichnen mit 37 % deutlich weniger Betriebe diese als unproblematisch. 43 % der Unternehmen leiden unter Eigenkapitalrückgang, 27 % unter Liquiditätsengpässen. 
Von den Betrieben, deren Finanzierung derzeit in besonderem Maße beeinträchtigt ist, scheitern die meisten (64 %) an dem gestiegenen Zinsniveau. Dieser Wert ist ähnlich hoch wie vor einem Jahr. 22 % der Unternehmen haben aufgrund des geforderten hohen eigenen Finanzierungsanteils Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung. Für 29 % der Betriebe stellen die aufwendigen Dokumentationspflichten eine Hürde beim Zugang zu Fremdkapital dar. Vor einem Jahr beklagten dies erst 15 % der Unternehmen. Fehlende Sicherheiten nennen 28 % der Unternehmen als Grund für einen schlechten Finanzierungszugang (Frühsommer 2023: 18 %). Mehrfachnennungen waren möglich.
Gründe für erschwerten Finanzierungszugang

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