Vom U-Bahnnetz zur Karriereplanung
Wer schon einmal das U-Bahnnetz von Tokio studiert hat, weiß, Orientierung ist alles. Ob bei der Ausbildungsplatzsuche, beim Umstieg, beim Wiedereinstieg oder bei der Weiterbildung. Das Forum für den beruflichen Neuanfang in der IHK Karlsruhe bot an 25 Ausstellertischen Informationen, Beratung und Jobangebote. In Kurzvorträgen wurden Spezialthemen vertieft. Tobias Müller war es, der in seinem Blitzlicht zur „Finanzplanung für Frauen“ den U-Bahnplan der japanischen Hauptstadt als Symbol für die Komplexität der Finanzplanung ins Spiel brachte.
Der Finanzanlagenberater, der ehrenamtlich Kurse bei der VHS anbietet, erklärte humorvoll und anschaulich, dass die frühzeitige Vorbereitung auf den eigenen Ruhestand elementar wichtig ist. Anhand von Beispielrechnungen demonstrierte er, wie man vorsorgen kann. Ein Thema, über das viele Frauen erst nach größeren Lebensveränderungen nachdenken. „Man muss seine Strategie anpassen, wissen, wo man jetzt steht, und wohin man will“, erklärte Müller.
Die 1. Vizepräsidentin der IHK Karlsruhe, Victoria Denner-Rauh, eröffnete die Veranstaltung mit einem charmanten Grußwort, in dem sie Christine Lagarde zitierte: „Wenn Frauen erfolgreich sind, profitiert die gesamte Gesellschaft.“ Denner-Rauh berichtete auch aus ihrem eigenen Alltag als Mutter: „Die ersten Programmpunkte meines Tages haben meist wenig mit Wirtschaft zu tun, dafür aber viel mit Kinderlogistik. Dabei lerne ich jeden Morgen aufs Neue, wie wichtig Organisation, Improvisation und Durchhaltevermögen sind, Fähigkeiten, die wir auch im Beruf dringend brauchen.“
Denner-Rauh machte deutlich, worum es bei den Frauenwirtschaftstagen geht: Kompetenzen sichtbar machen, Mut machen, Perspektiven eröffnen. „Gerade hier im Raum Karlsruhe, der von Vielfalt, Technologie und internationaler Vernetzung lebt, brauchen wir Frauen, die ihre Kompetenzen einbringen und neue Ideen gestalten“, betonte sie.
Sprung zurück ins Berufsleben
Ein inspirierendes Beispiel war Nadja, eine Frau aus Russland, die vor fast 20 Jahren nach Karlsruhe gekommen ist und nun als Mutter von vier Kindern und Hausfrau den Sprung zurück ins Berufsleben wagt. „Ich habe heute viel über die deutsche Arbeitswelt gelernt und kann die Angebote nutzen, um meinen nächsten Schritt zu planen“, erzählte Nadja (Name von der Redaktion geändert) begeistert. Sie möchte sich mit der Beglaubigung von Pässen Vertriebener selbstständig machen.
Sehr nützlich war für sie der Kurzvortrag zum Thema Existenzgründung von Bianca Schmid (IHK) und Silke Harnapp (Handwerkskammer). Die Expertinnen gaben praktische Tipps: „Wir brauchen mehr mutige Frauen. Ein tragfähiger Businessplan, ein Netzwerk und eine solide Idee sind die Basis“, so die Referentinnen.
Silke Petri, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Karlsruhe/Rastatt, erklärte, worauf es beim Wiedereinstieg von Berufsrückkehrerinnen ankommt. Spannend war beispielsweise der Hinweis auf den sogenannten futuromat, ein Tool, das berechnet, welcher Anteil bestimmter Tätigkeiten künftig von Künstlicher Intelligenz übernommen werden könnte. Ein Beispiel: Bei der Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement könnten bis zu 75 Prozent der Aufgaben automatisiert werden. Petri betonte jedoch: „Das bedeutet keineswegs, dass Menschen überflüssig werden. KI ist immer nur eine Ergänzung. Die Fähigkeiten der Beschäftigten müssen sich anpassen, neue Schwerpunkte setzen oder Tätigkeiten verlagern.“
Silke Petri, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Karlsruhe/Rastatt, erklärte, worauf es beim Wiedereinstieg von Berufsrückkehrerinnen ankommt. Spannend war beispielsweise der Hinweis auf den sogenannten futuromat, ein Tool, das berechnet, welcher Anteil bestimmter Tätigkeiten künftig von Künstlicher Intelligenz übernommen werden könnte. Ein Beispiel: Bei der Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement könnten bis zu 75 Prozent der Aufgaben automatisiert werden. Petri betonte jedoch: „Das bedeutet keineswegs, dass Menschen überflüssig werden. KI ist immer nur eine Ergänzung. Die Fähigkeiten der Beschäftigten müssen sich anpassen, neue Schwerpunkte setzen oder Tätigkeiten verlagern.“
Peter Minrath, Leiter Fachkräfte bei der IHK, berichtete anschaulich über die Möglichkeiten der Teilzeitausbildung für Mütter und Väter. Dabei erläuterte er, dass eine Reduzierung der Arbeitszeit um höchstens 50 Prozent möglich ist und die Ausbildung insgesamt maximal viereinhalb Jahre dauern darf. Unter bestimmten Voraussetzungen, etwa Abitur oder eine abgeschlossene Ausbildung, lässt sich die Ausbildungszeit sogar auf die Regelzeit von drei Jahren verkürzen. Außerdem stellte Minrath das Projekt TWIN vor, ein Orientierungsemester für Menschen, die noch unsicher sind, ob sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen möchten.
Die Veranstaltung war sehr gut besucht: Viele Frauen, oft mit Migrationshintergrund, drängten sich an den Info- und Beratungsständen. Ein besonderer Anziehungspunkt war der Bewerbungsmappen-Check der IHK. Corina Schoeck, Laura Ernst und Alisa Deck überprüften Unterlagen, gaben daneben aber auch Tipps zur Weiterbildung und hatten durchgehend hohen Andrang. „Es war viel los“, erzählt Corina. „Tolle junge Frauen und Mütter, häufig mit Migrationshintergrund, die nach der Ausbildung bisher nur gejobbt haben und jetzt in einen Ausbildungsberuf einsteigen wollen. Viele interessierten sich auch für Aufstiegsmöglichkeiten.“
Auch Lucinda Egner, die das neue Projekt EXI-Gründungsgutschein betreut, führte zahlreiche Gespräche zum Thema Existenzgründung. Häufig handelte es sich um Akademikerinnen oder junge Mütter, die in der Selbstständigkeit bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehen. Das Interesse war sehr groß. Verena Meister, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, lobte die Veranstaltung besonders für die Chance, sich mit anderen Ausstellenden zu vernetzen, und zeigte sich begeistert von der lebendigen Atmosphäre.
Das Forum „Frauen.Chancen.Zukunft“ wurde organisiert von der IHK Karlsruhe, der Handwerkskammer Karlsruhe, der Stadt Karlsruhe, dem Landratsamt Karlsruhe, den Jobcentern Karlsruhe Stadt und Land, der Agentur für Arbeit sowie der vhs Karlsruhe.