Väterfreundlichkeit - Mehr als ein paar Hände

„Wie kommt es, dass, wenn ich ein Paar Hände will, man mir auch einen Menschen bringt?“ Eine viel zitierte Frage von Automobilpionier Henry Ford, die auch Referent Joachim Lask im Gepäck hatte bei der jüngsten Veranstaltung zur „Väterfreundlichkeit als Wettbewerbsvorteil“. Die recht eingeschränkte Sicht auf seine Arbeiterinnen und Arbeiter waren für den Erfinder der Fließbandarbeit vielleicht nicht weiter erstaunlich. Lask, Leiter der Akademie für angewandt Wirtschafts- und Familienpsychologie, nahm das Zitat auf dem Workshop der Handwerkskammer, der IHK und der Agentur für Arbeit zum Anlass, die Unterschiede zwischen damals und heute darzustellen. 
Das Schlagwort Väterfreundlichkeit hätte zu Fords Zeiten niemanden interessiert. Heute in Zeiten von Fachkräftenot und einem sachten Umdenken in Sachen Care-Arbeit, müsse ein Unternehmen neben den Händen unbedingt auch den ganzen Menschen betrachten. „Wir sollten dringend den Mythos von den getrennten Welten überdenken“, so Lask. „Wer ein, auch für Väter, attraktiver Arbeitgeber sein möchte, sollte einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitenden pflegen. Auch das Privatleben sollte dabei keinesfalls ausgespart werden.“ Was speziell die Väter betrifft, empfehlen Lask und sein Kollege Martin Noack, systemischer Berater und Co-Gründer der Vaterwelten, die Frage: “Was brauchst Du von uns?“ Es ginge darum, dass man sich als (werdender) Vater willkommen fühlt im Betrieb und nicht als Bittsteller an den Arbeitgeber herantreten müsse. 
Die Realität sieht leider noch anders aus: 450 000 Väter haben einer Prognos-Studie zufolge den Arbeitgeber gewechselt, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, über 1,7 Millionen Männer denken darüber nach. Umso wichtiger, den Vätern auch in gewerblich-technischen Unternehmen entgegen zu kommen. 

Zauberwort We Deal 

Was tue ich aber, fragt die Geschäftsführerin eines Handwerksbetriebs, wenn eine Führungskraft plötzlich und unerwartet für ein Jahr ausfällt? „We Deal“ heißt nach Ansicht der Experten das Zauberwort, wenn es um Elternzeit und flexibles Arbeiten geht. „Wichtig ist die Akzeptanz im Team“, erklärt Lask. „Das Team muss gemeinsam Lösungen zur Überbrückung der Eltern- oder Teilzeit erarbeiten und sie auch gemeinsam tragen.“ Dabei dürften auch die kinderlosen Mitarbeitenden, die für die Väter einspringen, nicht zu kurz kommen. Flexiblität stünde über allem. Allerdings sei Homeoffice ja nicht in allen Branchen möglich. Lask und Noack empfehlen in solchen Fällen kleine Stellschrauben. „Man könnte Arbeitszeiten verschieben und an die Öffnungszeiten der Kita anpassen. Man könnte auch Kundentermine auf die Abendstunden verlegen. Da ist oftmals beiden Seiten geholfen.“

Lösungen werden erarbeitet

Im anschließenden Workshop wurden Lösungen für eine Verbesserung der Väterfreundlichkeit erarbeitet: Väternetzwerke, eventuell auch betriebsübergreifend, damit sich Väter an einem „safer spaces“ über ihre Probleme austauschen können. Eine Vertrauenskultur, damit auch Väter ihre Elternzeit frühzeitig bekannt geben und man die Überbrückung besser planen kann. Speziell geschulte betriebliche Elternguides können im vertrauteren Rahmen als Ansprechpersonen fungieren oder ein so genanntes „Väterwiki“ im Intranet könnte die wichtigsten Fragen beantworten. Denkbar wäre auch eine Umfrage unter den Vätern im Betrieb, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. 
Der Mitarbeitende bringt heutzutage eben doch deutlich mehr mit zur Arbeit als nur ein paar Hände.